Kunst als Spiegel der Seele

Unter dem Titel „Phantastisch“ ist jetzt eine neue Ausstellung im Rathaus zu sehen. Skulpturen, Bilder und Modellbäume regen die Fantasie an.

Kunst als Spiegel der Seele
Foto: Carolin Scholz

Wülfrath. Da sind kleine Skulpturen oder große Modellbäume, Gemälde in schwarz-weiß oder mit bunter Farbe, mit zartem Aquarell oder Struktur. Seit gestern gibt es im Wülfrather Rathaus eine neue Ausstellung unter dem Titel „Phantastisch“. Die Kunstwerke stammen aus dem Offenen Atelier der Bergischen Diakonie und von den Papierartisten des Sozialpsychiatrischen Zentrums in Wuppertal-Barmen.

„Der Titel der Ausstellung soll diese Zusammenarbeit ausdrücken“, sagt Manuel Rohde vom Offenen Atelier. Es treffen sich im Foyer des Rathauses quasi zwei Atelier-Tische. Der aus Haus Langensiepen in Wülfrath-Oberdüssel und eben der aus Barmen. Insgesamt 17 Künstler sind an der Ausstellung mit 20 Werken beteiligt. Zwei, die am Tisch in Barmen gerne Platz nehmen, sind Manu und Miriam.

Zwei Mal pro Woche treffen sich die Papierartisten zum malen und gestalten mit unterschiedlichen Materialien. „Ich arbeite gerne mit Spachtel und Zahnstocher“, sagt Manu. Auf ihrem Bild „Vogelfrei“ ist eine Taube zu sehen, die mit Struktur aufs Papier gebracht ist. Auch Druckerschwärze hat sie verwendet. Sie probiert gerne aus und lässt sich dabei auch mal treiben.

Miriam, Künstlerin

Ähnlich ist es für Miriam. „Manchmal reicht es schon aus, dass die Materialien auf dem Tisch stehen“, sagt sie. Dann mache sie einfach drauf los und sehe, was dabei entsteht. Wenn sie am Ateliertisch sitzt, macht sie sich auf die Suche nach ihrer eigenen, inneren Farbe. Dabei lässt sie sich von ihren Emotionen leiten. So entsteht eine Art Tagebuch oder Lebenslauf von Phasen, in denen sie sich befindet. „Ich finde, das ist viel lebendiger, als so ein niedergeschriebener Lebenslauf“, sagt sie. Ihre Biografie drückt sich so durch die Phasen und Stimmungen aus, die sie während des Malens begleitet haben.

Mit anderem Material als nur der Leinwand hat sich Rainer befasst. Auch wenn er sonst gerne malt — „im Offenen Atelier mache ich eher Bildhauerisches.“ Denn dafür ist Platz und Material vorhanden. Zur Ausstellung hat er ein gemaltes Bild aber eben auch einen Stein beigesteuert. Der kommt aus dem Steinbruch - Rainer hat ihn im Atelier gefunden und dann bearbeitet. Mit den Rundungen erinnert er vielleicht etwas an eine Muschel. Rainer hat ihm den Titel „Quell des Lebens“ gegeben. Für ihn passend. „Weil im Atelier die Ideen einfach so aus mir heraussprudeln“, sagt er.

Auch wenn beide Kunst-Gruppen an therapeutische Einrichtungen angeschlossen sind, sind es keine Therapiegruppen. Sowohl das Offene Atelier, als auch die Papierartisten sind offen für alle Kunstbegeisterten - und werden sowohl von Menschen mit als auch ohne psychische Erkrankung gleichermaßen genutzt. „Manch einer würde vielleicht sagen, die Kunst ist für mich wie Therapie“, sagt Rohde mit Augenzwinkern.

Klar ist aber: In der Gruppe geht es um Kunst, nicht um Therapie. Auch Miriam von den Papierartisten versteht das Konzept so. „Ich finde, Kunst allein ist schon in der Lage, als Therapie zu wirken“, sagt sie.

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