Konzertabend läuft aus dem Ruder

Veranstaltung wurde vom großen in den kleinen Saal verlegt — wobei Gäste ihren Sitzplatz einbüßten. Deswegen gerieten Besucher und Personal aneinander.

Konzertabend läuft aus dem Ruder
Foto: KVV

Langenberg. Man sieht es dem mehr als 100 Jahre alten Historischen Bürgerhaus Langenberg nicht an, aber in Wirklichkeit handelt es sich bei dem Gebäude um Velberts jüngste Spielstätte. Dass sich Stadt und Kultur- und Veranstaltungsbetrieb Velbert (KVV) hier offenbar noch austesten müssen, machte jetzt ein von der Stadt veranstaltetes Konzert deutlich. Erst durch die Beschwerden von Besuchern wurde öffentlich, welche unglücklichen Szenen sich bei dem Abend „Drums and More“ Ende Oktober in der Spielstätte abgespielt hatten.

Das Konzert begann für einige Kulturfreunde mit einer herben Enttäuschung. Vor Ort stellten sie nicht nur fest, dass die Veranstaltung vom großen in den kleinen Saal des Hauses verlegt worden war, plötzlich galt auch das Prinzip „freie Platzwahl“ — und nicht für jeden, der einen Sitzplatz bezahlt hatte, gab es auch einen. Stattdessen wurden den entgeisterten Zuschauern Stehtische angeboten.

Weil sich einige Gäste Stühle aus dem großen Saal holten, gab es Auseinandersetzung mit dem Personal des Hauses. „Es sind unberechtigterweise von beiden Seiten Worte im rauen Ton gefallen“, schilderte KVV-Chef Holger Syhre der WZ die Situation. Wie die Ratsfraktion der Linken berichtet, sei einer älteren Dame sogar mit der Polizei gedroht worden. „Das Schlimmste ist der Umgang mit der offenkundig chaotischen Planung im Nachhinein“, ärgert sich Ratsfrau Sonja Spiekermann. Sie fordert von Veranstalter und KVV mehr Sozialkompetenz und ein professionelleres Krisenmanagement.

Syhre räumte ein: „Das lief sehr ärgerlich und unglücklich.“ Zwei Techniker seien vor Ort an das verärgerte Publikum geraten und waren offenbar mit der Situation überfordert. „Wir haben daraus Konsequenzen gezogen“, so Syhre.

Doch wie kam es überhaupt zu dem überraschenden Umzug? Laut KVV stand die Verlegung vom großen in den kleinen Saal des Hauses am 9. September fest, der endgültige Sitzplan habe eine Woche vor dem Abend gestanden.

Die Stadt erklärt die Umplanung in einer Stellungnahme aus künstlersicher Sicht: „Das Raumkonzept war Teil der Vorstellung und ist mit den Künstlern besprochen worden. Der Sinn war die Herstellung von Publikumsnähe und Bewegung, die so im großen Saal nicht möglich ist.“ Laut Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach habe sich leider die inhaltliche Planung mit dem Abonnementverkauf überschnitten. So kauften Gäste bereits im Sommer Sitzplätze für den großen Saal, wurden dann aber in einen Raum geleitet, an dem die Hälfte der Zuschauer an Bistroplätzen stehen mussten. Leider wurde das den Karten-Inhabern nicht mitgeteilt. „Wir werden natürlich zukünftig versuchen, unsere Kommunikation zu verbessern“, so Blißenbach.

Rein inhaltlich soll der Abend übrigens sehr gut angekommen sein. „Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass wir für dieses Konzert weit mehr positive als negative Rückmeldungen erhalten haben“, erklärt der Stadt-Sprecher. Holger Mertin (Perkussion), Jutyna Niznik (Violine) und Eberhard Kranemann (Gitarre, Video-Installation) sollen am Ende mit ihren innovativen Klängen überzeugt haben — zumindest die Gäste, die geblieben sind. Laut Stadt haben fünf bis sechs Gäste noch am Abend eine Erstattung gefordert und bekommen.

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