Wülfrather Denkmal-Serie Ein bedeutender Handelsweg des Mittelalters

Wülfrath. · Die „Strata Coloniensis“, die Alte Kölnische Landstraße, verband die Abtei Werden mit der Handelsmetropole Köln. Noch heute kann sie in Teilbereichen genutzt werden.

Gerade an Hängen entstanden im Zusammenhang mit Erosion ausgefahrene Hohlwege aus früheren, parallel zueinander angelegten Fahrspuren.

Gerade an Hängen entstanden im Zusammenhang mit Erosion ausgefahrene Hohlwege aus früheren, parallel zueinander angelegten Fahrspuren.

Foto: WZ/Fries, Stefan (fri)

Vor mehr als 950 Jahren wurde sie erstmals erwähnt: Die „Strata Coloniensis“ (Kölnstraße) hat eine lange Geschichte und gehörte im Mittelalter zu den bedeutendsten Fernhandelswegen des Niederbergischen Hügellandes. Sie verband die reichsfreie Abtei Werden, die 799 vom heiligen Liudger südlich des heutigen Essen gegründet wurde, mit der Handelsmetropole Köln. Seit Ende 2002 sind Teilstücke des alten Handelsweges im Stadtgebiet von Wülfrath als Bodendenkmal eingetragen.

Für die Stadt Wülfrath habe das Denkmal eine besondere Bedeutung, weil es die einzige historische Straße ist, die unter Denkmalschutz steht, sagt der städtische Denkmalpfleger Michael Kumpf. Zudem kann sie auch heute noch als Feldweg oder Radweg genutzt werden. Nordwestlich des Stadtkerns von Wülfrath, von Flehenberg bis zur Düsseler Straße (L 422), war die Trasse der historischen Straße bis in die Mitte der 1970er Jahre als Hohlweg erhalten. Im Zuge der Flurbereinigung wurde dieser Abschnitt angeschüttet und vorübergehend landwirtschaftlich genutzt. Vor etwa zehn Jahren wurde dieser Abschnitt aber wieder freigelegt und zu einem Fuß- und Radweg ausgebaut. Südlich der Düsseler Straße existiert die alte Verkehrsader noch, in ihrem weiteren Verlauf ist die mittelalterliche Handelsstraße, die bis heute den Namen Kölnische Landstraße trägt, bis zur Stadtgrenze Mettmann als Wegetrasse erhalten. Westlich des Weilers Schlingensiepen verläuft sie als Wirtschaftsweg und wird auch von Radfahrer und Wanderern genutzt.

Die erste und wichtigste Quelle, welche die „Strata Coloniensis“ erwähnt, stammt aus dem Jahre 1065. In diesem Jahr schenkte Heinrich IV. dem Erzbischof Adalbert von Bremen den Bannforst „Wenaswald“ zwischen der Ruhr im Norden, dem Rhein im Westen und der Düssel im Süden. Im Osten reichte das Waldgebiet bis an den Weg, der von der Werdener Brücke nach Köln führt und unterhalb des Hofes Thunis auf die Düssel trifft.

Der historischen Straße kommt nach Angaben des Dezernats Kultur und Landschaftliche Kulturpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) bei der Erschließung und der Besiedlung der Mettmanner Löss-Platte durch die Abtei Werden eine große geschichtliche Bedeutung zu. Das Kloster Werden erhielt 802 erstmals eine Schenkung und konnte seinen Besitz in der Folgezeit ausbauen. Mit der Erteilung des Immunitätsprivilegs von 877 wurde Werden zur Reichsabtei und blieb bis 1803 ein unabhängiges Territorium. Viele Höfe, die noch im ersten Jahrtausend auf gerodeten Flächen entstanden, gehörten der Abtei und lagen an der „Strata Coloniensis“. Die Trasse der historischen Straße führte östlich an Mettmann vorbei, da Mettmann zum Einflussbereich des Stiftes Kaiserswerth gehörte.

Für die Region typisch ist den Angaben zufolge, dass die Einzelhöfe wie Höchsten oder Schragen in der Nähe von Quellmulden, aber nie direkt an der Straße angelegt wurden. In dieser topografisch günstigeren Lage waren die Bewohner so besser vor „dem Gesindel“ und Soldaten geschützt, die sich auf diesen Fernhandelswegen herumtrieben.

Mittelalterliche Wege waren wenig oder gar nicht befestigt

Mittelalterliche Fernhandelswege richteten sich nach Angaben des LVR damals zumeist an den topografisch günstigsten Begebenheiten aus. Im Bergischen Land suchten sie die trockeneren Höhen oder Hochflächen und gingen nur dort, wo eine Furt war, ins Tal hinab, um einen Bach oder Fluss zu überqueren. Die mittelalterlichen Wege waren wenig oder gar nicht befestigt. War eine Fahrspur ausgefahren wurde parallel dazu eine neue eingerichtet. Vor allem an den Berghängen entstanden so im Zusammenhang mit der Erosion ausgefahrene Hohlwege.

Alte Straßentrassen und Hohlwege zeigen heute die Führung wichtiger alter Verkehrsverbindungen an, auf denen sich früher der Personen- und Warenverkehr abgewickelt hat. Damit stellen sie für Historiker und Archäologen einen wichtigen Bereich zur Erforschung der Verkehrs-, Wirtschafts-, Siedlungs- und Territorialgeschichte des Rheinlandes im Mittelalter und der frühen Neuzeit dar.

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