Klasté in Wülfrath: Porträt eines Künstlers

Für Klaus Stecher ist die Künstler-Bohème „doch nur ein Klischee“. Sich einfach in einem Bild und seinen unendlichen Möglichkeiten zu verlieren, das ist nicht sein Ding. Stattdessen malt er oft Zyklen, die einer Idee und damit auch einer Struktur folgen.

Wülfrath. Er wohnt in einem Haus voller Kunst. Vornehmlich inmitten der eigenen Bilder, die den Weg bis zum Atelier im Dachgeschoss säumen. Der Wülfrather Künstler Klasté alias Klaus Stecher ist keiner, der sich hinter seinen Werken versteckt.

Im Gegenteil, irgendwo zwischendrin findet auch das eigene Leben statt. Aber eigentlich ist es die Kunst, die ihn antreibt. Und das nicht erst, seit er nach mehr als 40 Jahren im Berufsleben vor neun Jahren in den Ruhestand ging.

Als Exportkaufmann ist Klaus Stecher (72) in der Welt herumgekommen. Von überall hat er Eindrücke und Geschichten mitgebracht, um sie in seinen Bildern festzuhalten. Aber die Wurzel für seine Kreativität liegt dort, wo so viele Künstlerkarrieren ihren Anfang nehmen: Irgendwo in der Kindheit, im ersten gelungen Bild oder in dem Drang, die Welt statt in Worten in Bildern zu erfassen.

Bei Klaus Stecher mag es ähnlich gewesen sein, als er ein Bildnis der Heiligen Familie an die Schultafel gemalt hat. Die ganze Klasse bekam keine Hausaufgaben auf, weil der Lehrer so begeistert war. Und bei Klaus Stecher blieb der Eindruck, dass es gut tut, wenn andere die eigene Kunst mögen. "Es war mir immer wichtig, dass es anderen gefällt", sagt er im Rückblick.

Nach dem "Erweckungserlebnis" in der Grundschule und vermutlich viele Buntstiftzeichnungen später hat er sich als Teenager vom mühsam gesparten Taschengeld die erste Ölfarbe gekauft, um ein Bild abzumalen, dass er in einem Teppichgeschäft gesehen hatte.

"Dort bin ich dann jeden Tag hingegangen, um es anzuschauen bis ich fertig war", erinnert er sich. Später sei es seine damalige Frau gewesen, die ihn ermutigte, etwas für die leeren Wände der ersten Wohnung zu malen. Es folgten viele Jahre, in denen Klasté nach der kreativen Handschrift suchte und sie irgendwann auch fand.

Als seine Frau vor 16 Jahren starb, geriet er als Mensch und auch als Künstler in eine Krise. "Ich habe noch mal neu angefangen", sagt er heute zum Wandel in seinem Werk. Impulsivität, Chaos und Unordnung: In der Kunst stehen diese Worte oft für den kreativen Rausch, den ein gelungenes Werk vermeintlich ausmacht - eine betont gegenbürgerlichen Einstellung:

"Diese Künstler-Bohème ist doch nur ein Klischee. Ich brauche die Linie", erklärt Klasté seinen Stil, der irgendwo zwischen Malerei und Grafik angesiedelt ist. Sich einfach in einem Bild und seinen unendlichen Möglichkeiten zu verlieren, das ist nicht sein Ding.

Stattdessen malt er oft Zyklen, die einer Idee und damit auch einer Struktur folgen. "Es muss eine gute Beziehung sein und kein One-Night-Stand", spricht Klaus Stecher über das Verhältnis zum eigenen Werk.

Derzeit ist es eher das Zwischenmenschliche, das er zum Thema seines kreativen Schaffens macht. Dabei hat es ihm die Geschichte der Königskinder angetan, die nicht zueinander kommen konnten. "Wunderbare Illusion, aber es geht schief", so der Kommentar des Künstlers.

Was sein kreatives Schaffen in einer Stadt wie Wülfrath betrifft, sieht er die Dinge übrigens eher kritisch: "Man muss erst zum Fossil werden, um gefördert zu werden. Für bildende Künstler ist das hier eine Diaspora".

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