Neviges Kirchen tun sich schwer mit Friedwald

Neviges · Allein schon die Hanglagen machen die moderne Bestattungsform in Neviges schwierig.

 Immer weniger Gräber sind auf dem evangelischen Friedhof belegt. Durch die Trockenheit eingegangene Bäume müssen noch beseitigt werden.

Immer weniger Gräber sind auf dem evangelischen Friedhof belegt. Durch die Trockenheit eingegangene Bäume müssen noch beseitigt werden.

Foto: Ulrich Bangert

Weil die Friedhöfe in Neviges in einem „sehr desolaten Zustand“ sind, der „arg traurig macht“, hat sich eine Velberterin – wie berichtet – an den Bürgermeister gewandt. Sie schlägt einen Waldfriedhof vor, wo unter einem Baum beerdigt wird. Der Haupt- und Finanzausschuss folgte dem Vorschlag von Dirk Lukrafka, dieses Thema an den Verwaltungsrat der Technischen Betriebe Velbert zu leiten. Die TBV unterhalten in Velbert-Mitte den Wald- und den Nordfriedhof sowie den kleinen Friedhof Rottberg, in Langenberg sind es die Friedhöfe an der Hohlstraße und am Pütterfeld. In Neviges sind alle Friedhöfe in kirchlicher Trägerschaft und leiden unter der geänderten Bestattungskultur.

„Unser Friedhof ist 2,3 Hektar groß und hatte mal ursprünglich 4000 Gräber, für 1400 gibt es ein Nutzungsrecht“, beschreibt Dietgard Reith, die stellvertretende Vorsitzende des evangelischen Friedhofausschusses die Situation. Der Klimawandel ließ etliche Fichten im Randbereich absterben, für deren Beseitigung Angebote eingeholt werden. Viele Gräber sind nicht mehr belegt und verwildern. Im vergangenen Jahr haben mehrmals Freiwillige den Wildwuchs auf dem Gelände an der Siebeneicker Straße beseitigt. Eine solche Aktion ist wieder für den 16. und 17. April geplant.

„Viele Angehörige wünschen pflegeleichte Gräber, die schön sind und nichts kosten“, so die Erfahrung der Presbyterin. Dem Trend zur Urnenbestattung folgend wurden in den vergangenen Jahren mehrere Kolumbarien aufgestellt. Die weitere Anschaffung von Urnenschränken sei nicht angedacht, wohl aber die Anlage eines gärtnerisch gestalteten Urnenfeldes mit Bänken, die zum Verweilen einladen. „Wir denken auch darüber nach, was in Richtung Friedwald geht, aber das ist nicht die kostengünstige Alternative zur Urnenbeisetzung“, weiß Dietgard Reith.

Persönlich kann sie sich nicht für diese Art der letzten Ruhe begeistern. Im benachbarten Wuppertal musste sie erleben, wie ein gehbehinderter, alter Mann nicht mehr an das Grab seines Sohnes kam. Für eine anonyme Bestattung kann sie sich überhaupt nicht erwärmen: „Der Mensch ist weg und wird vergessen, dass ist der Würde und dem Respekt gegenüber dem Verstorbenen nicht angemessen. So ein Grabstein ist doch eine Erinnerung.“

Bei der katholischen Pfarrgemeinde Maria, Königin des Friedens, „ist mal drüber gesprochen worden“, so Martina Wehnert von der Friedhofsverwaltung. „Aber die Hanglage erschwert die Umsetzung, so ein Friedwald muss begehbar sein. Durch den Weggang der Franziskaner wurde das Thema auf Eis gelegt. Die neuen Priester sind ja erst seit September da, die müssen sich in vieles noch einarbeiten und Corona macht das nicht einfacher.“

Das Gelände des katholischen Friedhofs an der Kuhlendahler Straße eignet sich nicht für einen Friedwald. „Da gibt es keine großen Bäume, der Weg zu dem Friedhof ist vielen Angehörigen zu weit, deshalb finden manche Katholiken ihre letzte Ruhe auf dem evangelischen Friedhof, der besser zu erreichen ist“, so die Erfahrung von Martina Wehnert.

Bei der evangelischen Kirchengemeinde Tönisheide gibt es keine Überlegungen zu einem Bestattungswald. Friedhofskirchmeisterin Gudrun Jost weiß, dass früher unter den alteingesessenen Presbyteriumsmitgliedern generell eine ablehnende Haltung gegenüber modernen Bestattungsformen verbreitet war. „Anonyme Beerdigungen gibt es nicht bei uns.“

Der Pandemie-Toten wird auf Tönisheide am 18. April gedacht

Dafür setzt die Gemeinde kurzfristig die Anregung des Bundespräsidenten zu einen Gedenktag für die Verstorbenen der Pandemie um. „Die Vorbereitungen für die Gedenkfeier am 18. April laufen. Drei Zierapfelbäume und ein kleines Podest mit drei Metallringen sollen an diese Menschen erinnern.“ Die Tönisheider Gemeinde betrauert allein aus ihren eigenen Reihen drei Mitglieder, die an Covid 19 verstorben sind.

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