Kinderzirkus: Mutig in den Scherbenhaufen

Beim Kinderzirkus Zappzarap werden Nachwuchsartisten zu Fakiren, Artisten und Feuerschluckern ausgebildet.

Velbert. Sehr spitz und zehn Zentimeter lang sind die Drahtstifte. Dicht an dicht ragen sie aus einem Brett heraus. „Wer will mal aufs Nagelbrett klettern?“, fragt Jessica Dittmann in die Runde — und mehr als zehn Hände schnellen in die Höhe.

Keine zehn Sekunden später stehen sie in der Mitte der Manege Schlange. Einmal Fakir sein! Im Rahmen des Sommerferienprogramms ist die Woche mit dem Zirkus Zappzarap ein Höhepunkt. Seit Montag wird für die Aufführungen am Freitag trainiert.

15 Betreuer der Stadt Velbert werden zu Trainern für die 97 Mädchen und Jungen. Das kleine Zirkuszelt, das rund 250 Besuchern Platz bietet, steht auf dem Aschenplatz am Wasserturm. Vor dem Eingang versucht sich eine Gruppe an Jonglage mit dem Diabolo.

Daneben studiert ein gutes Dutzend Kinder eine Nummer im Seilchen-Springen ein. „Das ist unser erster echter Trainingstag“, sagt Stefan Reinicke vom Jugendamt bei einem Rundgang. Am Montag stand noch die Gruppenauswahl im Mittelpunkt.

Für die Helfer der Stadt, die die Akteure des Zirkus’ wesentlich unterstützen, war zudem ein eintägiger Workshop vorgeschaltet. „Die mussten ja auch erst lernen, was sie mit den Kindern einstudieren sollen“, sagt Reinicke.

Noch steht Ronja Zimmermann zur Hilfestellung hinter den Leitern. Diese wirken in der Tat ein wenig wackelig. Mädchen sind die Streben, die zwei einzelne Leiterelemente verbinden. Eva ist neun Jahre alt und klettert vorsichtig, aber durchaus selbstbewusst in die Höhe.

Oben angekommen, schaut sich voller Respekt in die Tiefe. „Und Präsentation“, fordert Ronja die Artistinnen zur großen Geste auf. „Nee, Angst habe ich nicht“, sagt Eva beim Hinunterklettern. Reinicke nickt dazu. „Es geht hier auch darum, sich auf den anderen verlassen zu können.“

Im Schatten des BKS-Hauses ist das Leben auf dem Sportplatz wuselig. In verschiedenen Ecken haben sich kleinen Einheiten gefunden und es wird geübt. Mit einem Zeigefinger weist Reinicke auf ein Haus. Da seien die Zauberer. „Da dürfen wir aber nicht hin.“ Tricks sind schließlich Geheimsache.

Die jungen Fakire dagegen haben nichts gegen Aufmerksamkeit. Nach dem Nagelbrett liegt inzwischen ein großer Haufen Glasscherben in der Manege. Echte Glasscherben? Was für eine Frage. Sechs Augenpaare schauen den Reporter staunend an. „Natürlich“, antworten die Kinder im Chor. Und schon macht’s Jessica vor — springt auf den Haufen drauf.

Marie Gast (10) und Mirella Gogas (10) favorisieren aber das große Nagelbrett. „Da legen wir uns drauf“, sagt Marie stolz. Mirella ergänzt: „Nur für den Nacken gibt es ein Kissen, damit die Nägel nicht hineinstechen. Das tut schon weh.“ Aber sonst sei das ganz einfach . . .

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