„Kinder sollen ihren Spaß haben“

Leben in der Vorburg - das wünscht sich der Schlossförderverein. Er macht mit Spenden Nevigeser Kindern einen Theaterbesuch möglich.

„Kinder sollen ihren Spaß haben“
Foto: Ulrich Bangert

Neviges. Auf der Bühne der Vorburg des Hardenberger Schlosses lässt es das Berliner „Theater Urknall“ so richtig krachen — 130 Kinder haben hörbar ihren Spaß daran. Das ist die Geräuschkulisse, vor der Peter Egen begründet, warum der Verein der Freunde und Förderer des Kulturensembles Schloss Hardenberg das Kindertheater zum fünften Mal mit einer Spende bedenkt.

Peter Egen, Schlossförderverein

„Junge Menschen sollen an Kultur und Bildung herangeführt werden. Wir wollen auch ein bisschen in bildungsferne Milieus vordringen“, begründet der Vorsitzende das Engagement seines Vereins, der damit auch das Schloss beleben möchte. „Kindergartenkinder und Schulkinder aus bedürftigen Familien sollen nicht zu Hause bleiben, wenn das Geld nicht reicht“, lautet das Anliegen des Vereins.

Er sichert Judith Stankovic vom Jugendtheater diese Unterstützung zum fünften Mal zu. „Die Umsetzung ist recht unkompliziert“, so die Leiterin des Kinder- und Jugendtheaters Velbert. „Die Kinder bekommen das gar nicht mit. Die Lehrer und Erzieherinnen wissen, wer bedürftig ist, und teilen mir das mit, das läuft ziemlich formlos ab.“ Ganz umsonst ist die Teilnahme nicht, ein Euro muss auf jeden Fall gezahlt werden. „Frau Stankovic ruft mich an und sagt, wie viel Geld sie braucht“, beschreibt Schatzmeisterin Ute Sanner die unkomplizierte Art der Kulturförderung. „Ein tolles Projekt, das wollen wir weiter unterstützen“, begeistert sich Verena Fischer, die Leiterin der Velberter Filiale der Sparda-Bank West.

In den vergangenen fünf Jahren wurden rund 5000 Euro überwiesen. „Der Ruf der Stadt mit seinen Bildungsangeboten für junge Menschen ist hervorragend“, lobt Peter Egen. Das merkt Judith Stankovic an den Nachfragen der Nachbarstädte Wülfrath und Heiligenhaus. „Da wäre es doch sinnvoll, einen Verbund zu schaffen“, überlegt Egen. Das hat die Theatermacherin gegenüber den vorgesetzten Stellen auch schon einmal anregt, aber angesichts des derzeitigen Umbaus der städtischen Kulturbetriebe liegen die Prioritäten woanders.

Dafür kümmert sich die Intendantin sorgfältig um die Auswahl der Stücke. „Ich fahre rum und schaue sie mir an, das ist was ganz anderes, als wenn man sie sich auf einer CD anschaut. Es ist schon viel Schrott dabei, ich achte auf Qualität. Nur weil es ein Puppentheater ist, heißt das noch lange nicht, das es gut ist“, lautet ihre Erfahrung. „Die Kinder sollen ihren Spaß haben, vor allem wenn sie klein sind. Je älter sie werden, desto anspruchsvoller werden die Themen, wo es denn schon mal um Mobbing, Ausgrenzung oder Flüchtlinge geht.“ Nach der Vorstellung drückt sie den Lehrkräften ab den zweiten Klassen Bewertungsbögen zur Benotung in die Hand. „Das ist nicht für uns, sondern auch für die Künstler wichtig.“ Ihr persönliches Lieblingsstück der aktuellen Saison heißt „Ein Loch ist meistens rund“, das in der nächsten Woche auf die Bühne kommt. „Das ist sehr poetisch und voller Magie, wie plötzlich Löcher in der Wand und im Boden entstehen.“

Bis Ende Mai stehen 16 Produktionen an, viele Aufführungen finden hintereinander statt. „Das ist ziemlich ungewöhnlich, das gibt es nur in Neviges“, sagen mir die Schauspieler. So lassen sich pro Saison 7000 bis 8000 Kinder vom Theater inspirieren, rund 2000 Besucher erleben das Jugendtheater.

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