Wülfrath Kein Schatten für Monteure in luftiger Höhe

Wülfrath. · Der Netzbetreiber Amprion lässt in diesen Wochen seine Höchstspannungsleitung von Mettmann nach Essen erneuern. Die Mitarbeiter kommen an die körperliche Belastungsgrenze.

 Wenn die Freileitungsmonteure auf den Hochspannungsmasten auf Leitern und Gerüsten ihrer Arbeit nachgehen, sind sie mit Gurten gegen Abstürze gesichert.

Wenn die Freileitungsmonteure auf den Hochspannungsmasten auf Leitern und Gerüsten ihrer Arbeit nachgehen, sind sie mit Gurten gegen Abstürze gesichert.

Foto: Ulrich Bangert

Sie dürften derzeit den höchsten Arbeitsplatz im Stadtgebiet haben und sind dabei stundenlang der prallen Sonne ausgesetzt: In luftiger Höhe können die Freileitungsmonteure nicht mal so eben eine Verschnaufpause im Schatten einlegen. „Es mag banal klingen, aber der Arbeitgeber ist verpflichtet, im Rahmen des Arbeitsschutzes für den Hautschutz zu sorgen und ausreichend Mineralwasser zur Verfügung zu stellen“, sagt Anne Frentrup, Projektsprecherin bei Amprion. Der Betreiber von Höchstspannungsleitungen lässt die 380-Kilovolt-Freileitung „BL 45-16“ vom Umspannwerk Mettmann nach Essen-Eiberg erneuern.

Gearbeitet wird bei jedem Wetter, allerdings nicht bei Gewitter oder wenn die Masten vereisen. Das ist jetzt bei Temperaturen von rund 40 Grad nicht vorzustellen. „Damit die Männer nicht der größten Hitze ausgesetzt sind, versuchen wir die Mittagspause so auszudehnen, dass frühmorgens und spät abends gearbeitet wird“, sagt Anne Frentrup.

Schwindelfreiheit ist für den
Job eine Grundvoraussetzung

In den international zusammengesetzten Teams arbeiten erfahrene Monteure, die mit der Hitze umzugehen wissen. Die meisten Beschäftigten sind Quereinsteiger, inzwischen ist Freileitungsmonteur ein Ausbildungsberuf. „Schwindelfreiheit ist eine Grundvoraussetzung für den Job. Bevor jemand auf die bis zu 75 Meter hohen Masten darf, muss er seine Höhentauglichkeit durch eine umfangreiche ärztliche Untersuchung bescheinigen lassen“, stellt Lukas Murek, Bauleiter einer von vier beauftragten Fachfirmen, fest. „Dazu ist eine gewisse körperliche Belastungsfähigkeit wichtig, denn bereits die persönliche Ausrüstung wiegt rund 20 Kilo, die auf den Mast getragen werden muss. Deshalb ist dieser Beruf fast immer noch ausschließlich eine Männer­domäne.“

Regelmäßige Lehrgänge schärfen das Sicherheitsbewusstsein

Zahlreiche Sicherungsseile und -haken verhindern einen Absturz, regelmäßige Lehrgänge schärfen ständig das Sicherheitsbewusstsein. Um Montagen zwischen den Masten durchführen zu können, bewegen sich die die Arbeiter mit sogenannten Leiterseilfahrwagen, die einen kleinen Verbrennungsmotor haben, wie bei einer Seilbahn. Seitliche Netze verhindern, dass Material oder Werkzeug versehentlich in die Tiefe fallen.

Damit Teile des Ruhrgebiets weiterhin trotz der Arbeiten mit Strom versorgt werden können, wird erst eine Seite erneuert, während die andere weiter unter Spannung steht. „Einmal in der Woche werden die Mitarbeiter eingewiesen. Die Leitung ist in den Anlagen geerdet, damit auch nicht versehentlich der Strom eingeschaltet werden kann. Wir legen größten Wert auf Sicherheit, Unfälle passieren deshalb äußerst selten“, betont Frank Sonnen von der Amprion-Baukontrolle.

Die Leiterseile mit einem Durchmesser von 23 Millimetern aus Aluminium und Stahl werden im Schnitt alle 50 bis 60 Jahre ausgetauscht. „Die Masten halten noch länger“, beurteilt Frank Sonnen deren solide Bauqualität. Einer Seilerneuerung geht eine lange Vorbereitung voraus. Behörden werden informiert, oftmals wird eine ökologische Baubegleitung vorgenommen, die Grundstückseigentümer werden angeschrieben und informiert.

Amprion hat ein eingetragenes Wegerecht zu den Masten. „Auf den Feldern werden Platten ausgelegt, um den Ackerboden nicht unnötig zu verdichten“, sagt Lukas Murek, zu dessen Aufgaben unter anderem die Aufnahme der Flurschäden gehört, um die betroffenen Landwirte zu entschädigen.

Die Strecke wurde in vier Bauabschnitten unterteilt, an denen rund 100 Mitarbeiter von vier Fachfirmen tätig sind. Für die Dauer der Arbeiten wurde das Gelände einer ehemaligen Firma in Heiligenhaus angemietet, wo die Baumaterialien gelagert werden. „Bis zum 9. August wird an den Leitungen gearbeitet, dann wird wieder Strom fließen, dabei können die Masten saniert werden. Bis Mitte des nächsten Jahres werden die Stahlseile und Isolatoren auf der anderen Seite der „BL 45-16“ ausgetauscht.

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