Wülfrath Kalkabbau: Lhoist startet Versuchsbergwerk

Wülfrath · Es ist eine ambitionierte Idee, mit der sich das Unternehmen Lhoist Germany derzeit beschäftigt. Mit einem Versuchsbergwerk könnte Kalkabbau künftig unter Tage möglich sein.

 David Heymans, Leiter Geologie und Bergbau (l.), und Christian Zöller, Leiter Politik- und Bürgerdialog, zeigen auf einen der drei künftigen Eingänge zum Versuchsbergwerk.

David Heymans, Leiter Geologie und Bergbau (l.), und Christian Zöller, Leiter Politik- und Bürgerdialog, zeigen auf einen der drei künftigen Eingänge zum Versuchsbergwerk.

Foto: Tanja Bamme

. Das global tätige Unternehmen Lhoist Germany Rheinkalk ist seit jeher für seinen Kalksteinabbau über Tage bekannt. Mit einem neuen Projekt möchte der Standort Flandersbach neue Wege beschreiten und plant noch Ende dieses Jahres ein Versuchsbergwerk am Steinbruch Rohdenhaus einzurichten. „Wir begeben uns auf für uns völlig neues Terrain“, schildert David Heymans, Leiter der Abteilung Geologie und Bergbau, das ambitionierte Vorhaben, das sich derzeit in der Genehmigungsphase befindet.

„Vor wenigen Tagen haben wir von der zuständigen Behörde die entsprechende Zulassung für den Rahmenbetriebsplan erhalten“, sagt Christian Zöller, Leiter Politik- und Bürgerdialog von Lhoist, im Gespräch mit der WZ. „Der nächste Schritt ist die Erstellung eines Hauptbetriebsplans, der sämtliche Details umfasst wie etwa Belüftung, ist die Gebirgsmechanik stabil und vieles mehr“, ergänzt David Heymans.

Bis zu 600 Meter soll das Versuchsbergwerk auf nordöstlicher Seite des Steinbruchs Rohdenhaus ausgeschachtet werden. Fast 100 Meter lange horizontale Bohrungen wurden bereits erledigt, um die exakte Gesteinsbeschaffenheit mit Hilfe von Radarsonden zu klären. „Wir müssen die ­Ist-Situation detailliert abbilden“, erklärt David Heymans. Am Anfang steht der Erkenntnisgewinn vor dem Kalksteinabbau. Die später entstehenden Kosten müssen natürlich im Vorfeld auf Wirtschaftlichkeit geprüft werden. Die Mischkalkulation aus Abbau über Tage und unter Tage muss passen.

Sicherheit ist im Versuchsbergwerk oberstes Gebot. „Für uns ist die dritte Dimension die Neuheit, denn die Arbeiter werden eine gut 80 Meter hohe Decke über sich haben“, erläutert David Heymans. Feste Tragesäulen aus vorhandenem Gestein bilden die Stützen für das Bergwerk, welches künftig weitere Vorkommen sichern könnte. „Bei aktuellem Stand sind wir in der Lage, noch rund 20 Jahre lang Kalkstein abzubauen. Dann gelangen wir beim Tagebau allerdings an unsere Grenzen“, fasst David Heymans den Kern der Überlegungen zusammen, in Zukunft Kalkabbau unter Tage zu realisieren.

Doch nicht nur die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens soll mit diesem Schritt auf sichere Säulen gestellt werden. „Auch die Nachhaltigkeit spielt bei uns eine große Rolle. Arbeiten wir unter Tage, müssen wir keine Flächen roden, keine Tiere umsiedeln oder Flüsse umleiten“, schildert der Fachmann weitere Vorteile.

Sollte das Vorhaben mit dem Versuchsbergwerk von Erfolg gekrönt sein, könnte demnächst die ganze Welt auf Wülf­rath blicken. „Denn Kalksteinabbau unter Tage gibt es nicht oft“, weiß David Heymans, der sich auf die Projektmaßnahme sichtlich freut. Dass das nahegelegene Ruhrgebiet für Untertagebau bekannt ist, dessen ist sich der gebürtige Kölner durchaus bewusst. „Es gibt einige Unternehmen, die sich in diesem Bereich auskennen und auf deren Erfahrung wir setzen“, so Heymans. Diese sollen die Lhoist-Mitarbeiter bei dem Projekt unterstützen. Doch was bedeutet das Versuchsbergwerk für das nahegelegene Rohdenhaus? „Nichts“, gibt David Heymans postwendend wieder. „Rohdenhaus befindet sich südwestlich des Steinbruchs, das Versuchsbergwerk auf der gegenüberliegenden Seite.“ Und auch Menschen, die in der Umgebung leben, müssen sich nicht sorgen. „Der betroffene Radius erreicht keine Wohnbebauung“, versichert der Fachmann.

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