Jugendverein „Spectaculum“ erhält Verdienstkreuz

4500 Euro erspielte „Spectaculum“ am Wochenende für Wachkomapatient Ron Luca (20). Für die Akteure selbst gab es das „Verdienstkreuz“ der Stadt Velbert.

Velbert. Die größte Überraschung kam am Ende des Abends. Es war nicht das Ende des Dr. Jekyll, der sich selbst tötet, weil er keinen anderen Ausweg sieht, sich von seinem grausamen Alter Ego Dr. Hyde zu befreien. Es war die Auszeichnung der Stadt Velbert, die diesen Abend für die Truppe des Vereins „Spectaculum“ unvergesslich machen sollte.

2004 gegründet, hat „Spectaculum“ unter Vorsitz von Martin Vogt (45) eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt. Nach bescheidenen Anfängen kann die Gruppe längst das Forum Niederberg füllen. Dabei spielt der Erfolg nicht die wesentliche Rolle, er ist ein schöner Nebeneffekt. „Der soziale Aspekt ist das Entscheidende“, sagt Martin Vogt. „Der Grundgedanke ist: Jugendliche tun etwas für andere Jugendliche, denen es nicht so gut geht.“

Der Verein nimmt jedes Jahr ein Musicalprojekt in Angriff und tut dieses für einen guten Zweck. Immer steht ein Hilfsprojekt oder ein Einzelschicksal im Mittelpunkt, für das die Einnahmen verwendet werden. Am Samstagabend gab es im Forum Niederberg das Musical „Dracula meets Jekyll“ zu sehen. Es ist aus zwei Werken des Komponisten Frank Wildhorn zusammengesetzt und in dieser Form von „Spectaculum“ selbst erdacht. „Das Trainerteam hat den groben Rahmen vorgegeben, die Choreographie und die Sprechpassagen wurden von den Schauspielern selbst während der Proben entwickelt“, erläutert Vogt.

Das Schicksal, das an diesem Abend außerhalb der Bühne im Mittelpunkt stand, ist das von Ron Luca Gertz (20), der nach einem Unfall am Baldeneysee seit sieben Jahren im Wachkoma liegt. Die Familie benötigt ein spezielles Pflegebett, dieses soll durch die Einnahmen des Abends und eine weitere Vorstellung am Sonntagnachmittag („Musicalpotpourri“) ermöglicht werden.

Mutter Sabine Gertz (50), die Ron Luca in Vollzeit zu Hause pflegt, war am Samstagabend mit dessen Oma und Bruder gekommen. Nach zweieinhalb Stunden, in denen Dracula, gespielt von Marin Vogt, immer wieder seinem Blutrausch verfällt und Dr. Jekyll, gespielt von Raphael Siemss, eindrucksvoll seine Zerrissenheit zeigt, war es so weit. Unter großem Applaus und Standing Ovations des Publikums konnte Martin Vogt Sabine Gertz einen Scheck über 4500 Euro überreichen.

Dann die erste Überraschung: Der Betrag wird von der Stadt Velbert auf 5000 Euro aufgestockt. Doch Bürgermeister Stefan Freitag wollte auch dem Verein nicht nur mit Worten danken. „Seit Jahren ist die Gruppe eine feste Größe in Velbert“, sagte Freitag. „Sie machen sich um die Stadt verdient, weil sie sich um Einzelne verdient machen.“ Mit diesen Worten überreichten Freitag und der stellvertretende Bürgermeister Rolf Otterbeck dem sichtlich gerührten Martin Vogt den Velberter Ehrentaler, das „Velberter Bundesverdienstkreuz“. Für die rund 80 Mitglieder zählende Gruppe eine komplette Überraschung. „Es ist eine Riesenehre für uns“, sagte Vogt. „Es bestärkt uns in unserer Arbeit und motiviert uns, noch mehr zu geben.“

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