Innenstadt bleibt unverzichtbar

Am Rosenhügel bekommen Käufer inzwischen alles für den täglichen Bedarf. Ist das eine Gefahr fürs Nevigeser Zentrum? Nicht unbedingt.

Neviges. Das Einkaufsareal rund um Edeka am Rosenhügel ist zumindest um große Ballons reicher. Mit denen hat der Ableger der Drogeriemarktkette dm am Wochenende weithin sichtbar seine Ankunft gefeiert. Dies zu einem Zeitpunkt, wo die Menschen in Neviges in einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer dem Kern ihres Stadtteils — der Fußgängerzone und deren Geschäften — mit der Note „Befriedigend“ grundsätzlich gute Leistungen mit Schwachstellen attestiert haben.

Nun ist der Handel mit Shampoo, Zahnpasta und Weichspüler nicht unbedingt entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung einer Einzelhandelslandschaft — wäre die jüngste Ansiedlung nicht ein wichtiger Lückenschluss am Rosenhügel. Als kleine Nettigkeit gibt’s gleich neben der Drogerie eine Reinigung samt Schlüsseldienst und Basisdiensten der Post.

Damit sind die Zutaten fürs Rundum-Sorglos-Paket, das Power-Einkäufer so zu schätzen wissen, komplett: raus aus dem Lebensmittelmarkt, schnell rein in den Discounter, flugs die Einkaufsliste für die Drogerie abgearbeitet, ab ins Auto und weg.

Dieser konsequent auf Erledigung ausgerichteten Einkaufsform steht der Konsum in der Innenstadt entgegen, wo der Weg zum Ziel im Idealfall durch die Angebote der Geschäfte am Streckenrand zum Erlebnis wird.

Beide Einkaufsformen können bestens nebeneinander co-existieren, wenn sie die Bedürfnisse ihrer jeweiligen Zielgruppe befriedigen. Der Kunde am Rosenhügel benötigt weniger Fahrradständer als Parkplätze, da er für die bewusste Ausdehnung seines Mobilitätsradius’ beim Einkaufen aufs Auto angewiesen ist.

Die „W“-Kennzeichen machen deutlich, dass viele Wuppertaler vom Dönberg ’runterkommen, um am Rosenhügel einzukaufen. Mit der jüngsten Angebotserweiterung wird sich dieser Trend verstärken.

Beim Obst-Mann oder in der Apotheke in der Fußgängerzone kaufen jedoch die Nevigeser ein. Und gerade die Älteren oder auch Jüngeren ohne Auto schätzen die Möglichkeit eines Einkaufsbummels nahe am Vollsortiment: das Kaufhaus Gassmann hätte in einer Großstadt keine Chance, für Neviges ist es von immenser Bedeutung.

Zusammen mit Kaufpark, Schuhgeschäften, Friseurgeschäften, Reisebüro, Blumenladen, Juwelier, Eisdielen, Apotheken, Zeitschriftenladen, Metzgerei, Bäckerei und Buchhandlung könnte sich die Nevigeser Innenstadt selbstbewusst auf diese Trümpfe besinnen. Einzig ein Bekleidungsgeschäft vermissen die Nevigeser laut Umfrage.

Die Chancen für ein stabiles Zentrum sind also gegeben. Kardinalproblem aus Kundensicht sind die Leerstände, entstanden aus mangelndem Interesse der Hauseigentümer daran, in ihre Immobilien zu investieren, damit zum Beispiel Treppenaufstiege nicht länger unüberwindbares Hindernis für Mütter mit Kinderwagen sind. Erwingen lassen sich solche Modernisierungen indes nicht.

Ohne dieses Kürprogramm wird die Bedeutung des Rosenhügels zwar gestärkt, die Innenstadt bleibt als Nahversorgungszentrum jedoch unverzichtbar. Die demografischen Prognosen zur Altersentwicklung belegen dies.

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