Hospiz-Helferin Anita Lowitz hatte noch nie Angst vorm Tod

Sie engagiert sich seit der Eröffnung des Trauercafés vor fünf Jahren.

Hospiz-Helferin Anita Lowitz hatte noch nie Angst vorm Tod
Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. „Für mich ist die Aufgabe eine absolute Bereicherung“, sagt Anita Lowitz über ihre Tätigkeit in der Hospizgruppe. „Anfangs haben wir uns natürlich Gedanken gemacht“, erinnert sie sich an den Beginn 2008. Die Gedanken, die sie und die Kollegen sich machten, gingen aber schon damals nicht in Richtung „pack’ ich das?“ Das sei irgendwie nie ein Thema gewesen, schließlich gebe es für den Zweifelsfall eine Supervision, die regelmäßig mindestens einmal monatlich stattfindet. „Wir fragten uns, was wir tun können, um Menschen in Trauer zu helfen.“ Dass der Tod zum Leben gehört, ist für die wenigsten selbstverständlich. „Wer denkt denn ans Ende, wenn er gerade mittendrin steckt und fröhlich ist?“

Offensichtlich haben die 40-Jährige und ihre beiden Kollegen, die als „eingespieltes Team“ seit inzwischen mehr als fünf Jahren das Trauercafé betreuen, das richtige Konzept gefunden. Wenngleich das Besondere dieses Trauercafés ist, grundsätzlich und in allem offen zu sein. „Wir schaffen einen Rahmen, in dem sich Menschen austauschen können.“ Feste Riten gibt es, so werden Texte zum Einstieg und zur Verabschiedung gelesen. Mehr mag Anita Löwitz nicht erzählen, die Privatsphäre der Teilnehmenden zu wahren ist eine der wesentlichen Dinge des Trauercafés.

Das Spannungsfeld zwischen dem Weitermachen und dem Klammern an Erinnerungen, das sei eine Kunst. Lange hat man davon gesprochen, dass nur loslassen hilft. Das ist wohl auch wichtig, aber bedeutet nicht, sich von Erinnerungen zu verabschieden. „Höchst individuell“ sei die Auseinandersetzung mit Trauer und Verlust, „es gibt keine Regeln und keine Norm“, bei dem einen dauert es zwei Jahre, bis wieder Sonnenstrahlen am Horizont wahrgenommen werden, beim anderen länger.

Mit Fingerspitzengefühl versucht die 40-Jährige, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Diese guten Sensoren zu haben, ist Voraussetzung. „Sonst könnte man das nicht machen“ und auch nicht in ihrem Brotberuf tätig sein - die diplomierte Pädagogin ist im Altenheim beschäftigt.

Bevor sie im Trauercafé als Ehrenamtlerin anfing, hat sie eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin absolviert. „Dank, für was ich für andere Menschen tue, möchte ich nicht. Das Schönste ist für mich zu sehen, wie jemand, der unglücklich war, wieder Schritte zurück ins aktive Leben macht.“ Diese „positiven Resonanzen“ sind der gebürtigen Polin, die 1992 nach Deutschland kam, in Düsseldorf studierte und anschließend nach Wülfrath zog, das Wichtigste.

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