Homberg: Lebensgefährlicher Schulweg

In Homberg kommt es täglich zu brenzligen Situationen, weil Schüler blindlings über die Straße rennen. Eine Lösung ist in Sicht.

Homberg. "Dass da noch keiner unter die Räder gekommen ist!" Hubert Gamsjäger ist Busfahrer bei der Rheinbahn. Und ihm sträuben sich regelmäßig die Nackenhaare, wenn er mit seinem tonnenschweren Fahrzeug die Haltestelle "Dorfstraße" auf der Brachter Straße (L422) ansteuert. Dort kommen werktags zwischen halb eins und halb fünf stündlich Mettmanner Schüler mit dem Bus der Linie 771 aus Heiligenhaus und rennen oft blindlings über die viel befahrene Durchgangsstraße, um auf der gegenüberliegenden Seite den 748er-Bus nach Mettmann zu erreichen.

Wildes Hupen und auch Vollbremsungen von Autos und Lastwagen sind an der Tagesordnung. Manchmal fehlen Sekundenbruchteile oder Zentimeter zu einem schrecklichen Unfall. Gamsjäger beobachtet seit Jahren das gefährliche Treiben mit Herzklopfen - und machte sich seine Gedanken.

Aus seiner Sicht könnte die Gefahr, in die sich die Schüler tagtäglich begeben, durch eine einfache Maßnahme abgewendet werden: Der Bus der Linie 748 in Richtung Mettmann müsste in den Nachmittagsstunden die Haltestelle davor ("Grashofweg") ansteuern und dort auf die Umsteiger warten. Dann bräuchten die Kinder nicht über die L422 rennen, sondern nur 50 Meter rechtsrum gehen.

Gamsjäger hat seinen Vorschlag der Rheinbahn unterbreitet, bei der Stadtverwaltung eingereicht und auch der Kreispolizei dargelegt. Erst musste er lange auf eine Antwort warten, dann fiel die völlig unbefriedigend aus: Bei der Stadt hieß es, die Rheinbahn sei zuständig, bei der Rheinbahn hieß es, die Stadt sei zuständig. "Das ist unverantwortlich. Diese Maßnahme lässt sich ohne Aufwand und Kosten umsetzen", ärgert sich der Busfahrer über die Tatenlosigkeit. "Ich bin es leid. Wenn an dieser Stelle ein Kind im Straßenverkehr zu Schaden kommt, werde ich sämtliche Schreiben an die Staatsanwaltschaft weiterleiten. Das habe ich den Behörden auch mitgeteilt."

Bei der Stadt kennt man die Problematik schon lange. "Wir haben gemeinsam mit Rheinbahn und Polizei nach Lösungen gesucht und schon einiges verändert - etwa die Ampelphasen und Umsteigezeiten. Aber das Problem lässt sich nie ganz in den Griff bekommen", sagte Planungsamtsleiter Michael Hölzle auf Anfrage unserer Zeitung. Nach seiner Ansicht gehe es den Schülern auch gar nicht darum, den Bus zu erwischen - fürs Umsteigen gebe es mehrere Minuten Zeit. Vielmehr machen sie Wettrennen, um die begehrtesten Sitzplätze zu ergattern.

Es habe bereits einen Ortstermin mit allen Beteiligten gegeben, bestätigte Abteilungsleiter Rüdiger Schlothane, dabei sei auch Gamsjägers Vorschlag erörtert worden. Schlothane hält ihn aber nicht für praktikabel. "Das gibt dann neue Probleme." Leuten mit vollen Einkaufstaschen oder Rollatoren sei der Umweg nicht zuzumuten, Ortsfremde hätten Orientierungsprobleme. Und den Bus nur ausnahmsweise dort halten zu lassen, gehe auch nicht - das müsse einheitlich geregelt sein. Zudem sei der Haltepunkt Grashofweg nicht unproblematisch, weil haltende Autos oft die Haltestelle blockierten. Wenn dann noch der Bus stoppe, sei die Straße völlig verstopft. Schlothane kündigte allerdings in Kürze eine Verwaltungsvorlage mit einem Lösungsvorschlag an.

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