Velbert Höhere Lebensqualität für Madina

Velbert. · (HBA) Madina kommt aus Tadschikistan in Zentralasien und lebt seit längerer Zeit im Friedensdorf in Oberhausen. Dort werden Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten aufgenommen, um ihnen eine Behandlung in Deutschland zu ermöglichen, die in ihrem Heimatland oft nicht möglich ist.

 Cornelia Möhring (v.l.), Oberärztin in der Klinik für Urologie und Nephrologie, Marion Schöneberg, Stomatherapeutin, Madina und Carolin Steenken, Assistenzärztin Urologie am Velberter Klinikum.

Cornelia Möhring (v.l.), Oberärztin in der Klinik für Urologie und Nephrologie, Marion Schöneberg, Stomatherapeutin, Madina und Carolin Steenken, Assistenzärztin Urologie am Velberter Klinikum.

Foto: Helios Klinikum Niederberg/Helios

Im Zimmer der Kinderstation auf der Station 21 im Helios Klinikum Niederberg sitzt Madina mit der Stomatherapeutin Marion Schöneberg und lächelt die beiden Ärztinnen schüchtern an. Die Krankenschwester hält einen Katheter in der Hand und erklärt dem Mädchen, wozu dieser dient und wie man ihn richtig benutzt. Die kleine Patientin schaut ihr dabei aufmerksam zu und erlernt die richtige Handhabung schon nach ­kurzer Zeit.

Der Leidensdruck ist bei
dieser Fehlbildung enorm hoch

Was die 13-Jährige in der Vergangenheit schon alles durchstehen musste, kann man nur erahnen: Madina kam in ihrem Heimatland mit einer sogenannten angeborenen Analatresie, auch anorektale Fehlbildung genannt, auf die Welt. „Die Analatresie ist eine Fehlanlage des Anus, die mit einer Häufigkeit von circa 1 zu 4000 auftritt. Die Diagnose lässt sich in der Regel erst nach der Geburt im Rahmen der Erstuntersuchung stellen. Hierbei fällt auf, dass die eigentliche Analöffnungsstelle verschlossen ist“, erklärt Cornelia Möhring, Oberärztin in der Klinik für Urologie und Nephrologie am Klinikum.

Das bedeutet, dass dabei der Anus zum Ausscheiden des Darminhalts nicht angelegt ist. Um dies möglich zu machen, wurde im Vorfeld eine künstliche Öffnung angelegt. Leider ist das Mädchen seit der Geburt stuhl- und harninkontinent und musste bisher mit Windeln versorgt werden.

„Man kann sich nicht vorstellen, was für ein großer Leidensdruck hinter so einer Erkrankung steckt. Medina wurde aus Tadschikistan nach Deutschland gebracht, um zu erlernen, wie sie sich mehrmals am Tag selber katheterisiert. Das bedeutet, dass sie nach dem Aufenthalt in unserer Klinik eigenständig die Blase mit Hilfe eines Katheters entleeren kann und in der Zeit dazwischen keinen Urin verliert“, sagt Carolin Steenken, Assistenzärztin Urologie am Helios Klinikum ­Niederberg.

Die Hoffnung liegt darin, dass sie dadurch nicht mehr inkontinent sein wird. Die rechte Niere des Mädchens wurde im Vorfeld schon entfernt, und gerade aus diesem Grund ist es so wichtig, dass die Blase richtig entleert wird – sonst besteht die Gefahr, dass die gesunde Niere ihre Funktion verliert.

Madina lebte, bevor sie ins Friedensdorf kam, mit ihrer Familie und mit ihren zwei großen Geschwistern in Tadschikistan. Das Land grenzt im Norden an Kirgisistan, im Osten an China, im Süden an Afghanistan und im Westen an Usbekistan. Dort leben viele Familien in Armut und können sich eine angemessene medizinische Versorgung nicht leisten.

Aus diesem Grund hilft das Friedensdorf in Oberhausen Familien und Kindern, eine geeignete und unentgeltliche Behandlung in einer Klinik in Deutschland zu erhalten.

Behandlungskosten werden vom Klinikum übernommen

Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Untersuchungstermin im Helios Klinikum Niederberg einmal verschoben werden, aber er wurde nun nachgeholt. Die Behandlung ist für die junge Patientin natürlich kostenlos – alle Kosten werden komplett von der Klinik ­übernommen.

„Nicht immer ist eine Krankheit – in Madinas Fall die Inkontinenz – komplett heilbar. Unser Ziel ist es aber, ihr das Leben durch die eigenständige Anwendung des Blasenkatheters in Zukunft ein wenig einfacher zu machen“, fügt Medizinerin Cornelia Möhring hinzu.

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