Hobbyforscher spüren Gedenkstätten nach

Die 28. Ausgabe der Historischen Beiträge dokumentiert, an welchen Stellen im Stadtgebiet einst Monumente standen.

Hobbyforscher spüren Gedenkstätten nach
Foto: Ulrich Bangert

Velbert. Es sollten Erinnerungsstätten für die „Ewigkeit“ sein, hieß es häufig in den Reden zur Einweihung von Standbildern, Statuen und Monumenten, die an Ereignisse oder eine einzelne Person erinnern. Manchmal war es mit diesen Gedenkstätten bereits nach wenigen Jahren vorbei. Das zeigt Christoph Schotten in den Historischen Beträgen Nummer 28 auf, herausgegeben vom Bergischen Geschichtsverein, Abteilung Velbert-Hardenberg. „Es hat mich erstaunt, wie viele davon im Laufe der Jahre verschwunden sind“, stellt der Leiter des Velberter Stadtarchivs fest und betont: „Es ist zugleich bedrückend, denn meist wurden die Denkmäler durch Spenden finanziert.“

Manchmal ist gar nicht richtig klar, wann ein Denkmal verschwand. „Das Denkmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71 an der Wilhelmstraße in Neviges ist irgendwann Ende der der 60er oder Anfang der 70er Jahre verschwunden. Ich habe keinen Nevigeser gefunden, der genau wusste, wann es abgebrochen wurde.“ Nur sieben Jahre lang blieb das Kriegerdenkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs an der Tönisheider Straße stehen. Der „blinde Rudi“, wie die Statue des Bildhauers Blensdorf im Volksmund hieß, gefiel den Nationalsozialisten nicht, „weil es dem deutschen Empfinden widersprach“. Ein ähnliches Monument desselben Künstlers in Wuppertal wurde von den dortigen Nazis dagegen toleriert.

Ein Kapitel für sich ist das Denkmal für Friedrich III. Die Bronzestatue des beliebten Kaisers, der 1888 nach nur 99 Tagen im Amt starb, wurde im Mai 1908 eingeweiht und 1942 als wichtiger Rohstoff für die Kriegswirtschaft eingeschmolzen. „Ich wusste bisher nicht, dass man bei dem Abbau mit Protesten aus der Bevölkerung rechnete“, wundert sich Schotten über die Erkenntnisse von Chiara Bohle, die als sich als Studentin der Uni Bochum mit dem einstigen Stolz der Velberter beschäftigt hatte. „Auf der Suche nach interessanten Examensthemen kommen häufig Studenten ins Stadtarchiv, deren Erkenntnisse dann für die Historischen Beträge interessant sind“, weiß Schotten.

Bei Autor Henri Schmidt handelt es sich um einen bekannten Experten der Velberter Geschichte. Der ehemalige Chef der Velberter Polizei hatte sich mit der Geschichte der Ordnungshüter und der Ruhrbesetzung beschäftigt, nun berichtet er nun über das Ende der Monarchie im November 1918, als für einige Monate ein Arbeiter- und Soldatenrat die Macht in Velbert übernommen hatte. „Die Zusammenarbeit mit den meist noch kaisertreuen Beamten und den Revolutionären war relativ harmonisch“, stellt der Archivar fest.

Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit der NS-Zwangsarbeit. Zur Arbeit in Velberter Betrieben wurden nicht Menschen aus dem Osten gezwungen, sondern auch aus dem Westen. Jürgen Lohbeck ging mit André Wynants der Spur seines Onkels Jean Wynants aus Belgien nach. Er sollte im November 1942 in der Gießerei August Engels als Auspacker in der Formerei anfangen, kam aber zur Firma Albert Fischer. Nach dem Einmarsch der Amerikaner im Frühjahr 1945 galt er als „Displaced Person“. Er konnte schließlich am 16. Mai seine Familie im heimischen Hasselt in den Arm schließen.

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