Wülfrath „Hinterm Horizont geht’s weiter...“

Wülfrath · In seinem Ostergruß erklärt der katholische Pfarrer Herbert Ullmann, warum der Song-Titel von Udo Lindenberg für die Botschaft des Festes steht.

 Der Mettmanner Pfarrer Herbert Ullmann ist seit dem vergangenen Jahr auch der Seelsorger für die Wülfrather Gemeinde St. Maximin.

Der Mettmanner Pfarrer Herbert Ullmann ist seit dem vergangenen Jahr auch der Seelsorger für die Wülfrather Gemeinde St. Maximin.

Foto: Katholische Kirchengemeinde St. Maximin und St. Lambertus/Katholische Kirchengemeinde

Im Neusser Westen gibt es eine beeindruckende Kapelle, direkt neben dem Lukas-Krankenhaus an der Preußenstraße, eingefügt in ein früheres Seminar zur Priesterausbildung. Gestaltet wurde das Innere Mitte der 80er Jahre von dem modernen Lichtkünstler Heinz Mack aus Mönchengladbach. Am 8. März ist er 90 Jahre alt geworden. An der Rückwand des Altarraumes hat er ein Kreuz angebracht, herausgearbeitet aus massivem Marmor. Quer- und Längsbalken sind nicht viereckigen Kanthölzern nachempfunden, sondern bilden dreieckig geformte Träger. Der Querbalken des Kreuzes ist rechts und links leicht nach oben gebogen, als ob eine gekreuzigte Person mit zum Himmel weisenden Armen dargestellt ist.

Hinter dem völlig ungewöhnlichen Kruzifix ist ein schmales, von der Straßenseite her gut erkennbares Fenster aus der Fassade herausgeschnitten, in genau der gleichen Form. So dringt fast mystisches Licht von außen in den Kirchenraum beziehungsweise von innen auch nach außen.

Udo Lindenberg hat vor Jahren einen Song geschrieben, der mir wie eine Vertonung der Architektur dieser Kapelle vorkommt: „Hinterm Horizont geht’s weiter“. Um nichts Anderes geht es an Ostern im christlichen Glauben. Hinter dem Kreuz kommt nicht das Nichts, sondern die Fülle. Nicht Dunkel, sondern Licht. Nicht Tod und Trauer, sondern Leben und Freude. Und das Licht jener Welt Gottes, die wir den Himmel nennen, scheint in unser irdisches Leben hinein. Und gleichzeitig strahlt ein Leben das sich an Glaube, Hoffnung und Liebe orientiert, hinüber in eine „Neue Welt“.

Für mich ist diese ganz andere Weise des Lebens verbunden mit der Auflösung aller Lebensrätsel, der Befreiung von allen satanischen Mächten, dem Ende sinnlosen Funktionierens. Es beginnt das end-gültige Aufgehoben-sein in Gottes Frieden.

Vor allem aber ist dieses Neue verbunden mit einem Du das einen Namen trägt: Jesus Christus. Am Kreuz grausam hingerichtet hat Gott, der Vater, ihn nicht im Tod gelassen, sondern seine Worte und Taten durch die Auferweckung von den Toten beglaubigt. Er ist der von Gott verheißene Retter für alle die sich ihm anvertrauen wollen.

„Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden“ rufen orthodoxe Christinnen und Christen sich am Osterfest der Ostkirche zu. So haben es die ersten Zeuginnen und Zeugen am Ostermorgen erfahren. Der, den sie (die religiösen und die weltlichen Führer) in Jerusalem gekreuzigt haben, zeigt sich als der Auferstandene. Der, der tot war, er lebt! Was für eine ungeheuerliche Botschaft!

Der auferstandene Jesus Christus ist aber auch nicht zu trennen von dem, der unschuldig hingerichtet wurde. Was mich an Jesus fasziniert, ist unter anderem seine konsequente, ehrliche, kompromisslose, unbestechliche Liebe zu den Menschen und zu Gott. Nichts kann ihn davon abhalten. „In allem uns gleichworden, außer der Sünde“ heißt es in einem biblischen Gebet. Weil der Auferstandene eben auch der Gekreuzigte ist, kann er solidarisch sein mit allen Leidenden, Gequälten, mit allen Verängstigten und Erniedrigten, mit den Kleinen und Armen. Er hat es ja selbst erlebt! „Der herunter gekommene Gott“, hat es mal jemand genannt.

Das Kreuz und das Fenster in der Neusser Kapelle eröffnen mir immer wieder den Sinn von Ostern: Hinterm Horizont geht´s weiter...

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