Wülfrath Wasserburg war ein bedeutender Rittersitz

Wülfrath · Haus Düssel hat eine lange Geschichte. Es wurde 1182 erstmals urkundlich erwähnt und ist heute sowohl ein Bau- wie auch ein Bodendenkmal.

Diese Ansicht zeigt das Haus Düssel vom Parkplatz aus. Das Herrenhaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Diese Ansicht zeigt das Haus Düssel vom Parkplatz aus. Das Herrenhaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Das Haus Düssel an der Dorfstraße 5-7 ist gleich in zweifacher Hinsicht ein Denkmal. Die Reste der früheren Wasserburg am westlichen Hang der Düssel ist zum einen ein Baudenkmal, zum anderen sind die alten Fundamente, die sich auf dem von einem trockenliegenden Wassergraben umgebenen Gelände finden, ein Bodendenkmal.

„Auf dem Gelände hat es ja Vorgängerbauten zur jetzigen Bebauung gegeben“, erklärt der städtische Denkmalpfleger Michael Kumpf. Die Reste dieser Bauten stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert und sind als denkmalpflegerischer Sicht ebenso wie der Wassergraben erhaltenswert. Seit 1983 stehen die Reste der früheren Wasserburg unter Denkmalschutz, seit Ende 1995 gilt dasselbe für die im Boden befindlichen Fundamente und historischen Relikte.

Typisches Dorf-Ensemble mit Furt an der Düssel und Pfarrkirche

Die ehemalige Wasserburg war eine umsäumte Anlage und der Rittersitz des Hauses Düssel. Es bildete zusammen mit der Pfarrkirche und der Furt an der Düssel ein typisches Dorf-Ensemble. Historische Quellen belegen, dass neben der Kapelle mit dem zugehörigen Gerichtsbezirk in Düssel schon vor dem 12. Jahrhundert eine grundherrschaftliche Anlage bestand. Das Haus Düssel wurde über diesem hochmittelalterlichen Hof erbaut. Die erste urkundliche Erwähnung des Hofes im Jahre 1182 nennt Hermann von Schöller als Pächter des Hofes. Grundherr war das Stift Sankt Gereon in Köln.

Die Anlage ist von einem Graben umfasst, der durch einen künstlichen Zulauf an der Nordwestseite von der Düssel gespeist wurde. „Bis in die 1980er Jahre war der Graben noch mit Wasser gefüllt, mittlerweile ist er aber trocken gefallen“, erklärt Michael Kumpf. Pläne, den Graben von Schlamm zu befreien und den Zufluss von der Düssel wieder möglich zu machen, konnten aufgrund des recht hohen finanziellen Aufwandes nicht realisiert werden. Die Anlage wurde als Oberhof eines Hofverbandes betrieben, war also bereits als Gerichtsort anzusehen. Das seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nachweisbare Geschlecht der bergischen Ministerialen von Düssel bewohnte die Wasserburg als Stammsitz. Nach dem Niedergang der Familie Düssel gelangte die Burg an mehrere adelige Besitzer, ehe sie Anfang der 1780er Jahre für 22 500 Reichstaler von dem aus Barmen stammenden Johann Peter Bredt gekauft wurde. 1784 wurde die Burganlage neu gestaltet und erhielt auch den Wassergraben. Das Anwesen blieb bis 1945 im Besitz der Familie.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das zweigeschossige Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert durch einen Bombenangriff zerstört. Lediglich die sogenannte Vorburg, zu der auch die Stallungen gehörten, blieb erhalten. In den 1950er Jahren ließ dann ein Wülfrather Geschäftsmann auf dem Areal ein neues Einfamilienhaus errichten.

Der ehemalige Rittersitz Haus Düssel gehört aus bodendenkmalpflegerischer Sicht zu den bedeutenden Wasserburgen und befestigten Häusern im niederbergischen Hügelland. Aufgrund des guten Erhaltungszustandes sind Reste älterer Bebauung aus der Gründungszeit des Hofes beziehungsweise der Wasserburg zu finden und damit Bodenurkunden zur ältesten Siedlungsgeschichte der Anlage und des Ortes. Die Form der ehemaligen zweiteiligen Wasserburg mit deutlich abgesetztem Haupthaus wurde zum Standard des ritterlichen Adels in den rheinischen und bergischen Fürstentümern. Die Grabenanlagen hatten nach Angaben des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) im Mittelalter und der Frühneuzeit rechtliche Bedeutung und Wehrfunktion. Im Laufe des Bestehens lagerten sich in ihnen Schichten ab, die „ein archäologisches Archiv der Entwicklung und Geschichte der Gesamtanlage darstellen“, wie der LVR erklärt. Eingelagerte Abfallschichten, meist mit zahlreichen Funden wie Knochen, Pflanzenresten, zerbrochener Keramik und anderen Hinterlassenschaften des Alltags, dokumentieren die Lebensweise und die Ernährungsgewohnheiten der Bewohner. In Brand- und Schutthorizonten werden zudem Schadensfeuer und kriegerische Zerstörungen sichtbar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort