Hart, härter, Ironman

Zwei Mettmanner haben erfolgreich an der Ironman-WM auf Hawaii teilgenommen.

Ratingen. Zwei Blasen an den Zehen, einen Tag lang Muskelkater - mehr "Blessuren" hat die Schinderei bei Rüdiger Welsch nicht hinterlassen. Aber ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit und Stolz, einen der härtesten sportlichen Wettbewerbe mit Bravour bewältigt zu haben: Zusammen mit Gerd Müßgens, seinem Vereinskollegen vom TuS Breitscheid, hat Rüdiger Welsch die Ironman-WM auf Hawaii gemeistert.

Bei der 32. Auflage kämpften sie mit den besten Triathleten der Welt um Zeiten und Platzierungen. Die Herausfordung: 3,86 Kilometer Schwimmen im offenen Meer, 180 Kilometer im Sattel auf glühend heißem Asphalt und zum Abschluss ein Marathonlauf (42,195 Kilometer) in sengender Sonne. Ein körperlicher und mentaler Härtetest

Während Müßgens seinen dritten Hawaii-Start erlebte, musste Debütant Welsch schon bei der ersten Disziplin Lehrgeld zahlen: Beim Schwimmen im dichten Teilnehmerfeld bekam er mehrere Kopfstöße, wodurch er Rhythmus und wertvolle Zeit verlor. Nach 1:05 Stunden, einer für einen ehemaligen Leistungsschwimmer eher mäßigen Zeit, kam Welsch aus dem Wasser. Der erfahrenere Müßgens (Altersklasse 55) hatte sich am Rand des Starterfeldes postiert und schaffte unerwartet schnell (1:19 Stunden) die Strecke durch den Pazifik.

Dass dieser Wettkampf ein körperlicher und auch mentaler Härtetest ist, zeigte sich nicht nur an den Rahmenbedingungen: 26 Stunden Anreise, davon 17 Stunden Flug, eine Woche Anpassung an Klima und Zeitverschiebung, ein Jahr vorher Qualifikation. Auch beim Wettkampf war mentale Stärke so wichtig wie Kraft und Kondition. Welsch: "Vor allem die Radstrecke ist eine Herausforderung: der schnurgerade Highway durch die Lava-Wüste, wo man nicht sehen kann, wohin er führt - das belastet auch psychisch enorm."

Dazu kamen lange Steigungen und der berüchtigte Mumuku-Wind, bei dem die Rennräder nur mit äußerster Konzentration auf der Strecke gehalten werden konnten. Müßgends und Welsch bewältigten die 180 Kilometer in 6:01 beziehungsweise 5:22 Stunden - und zum Glück ohne Stürze.

Durch die Lava-Wüste führte auch der abschließende Marathonlauf: Bei Temperaturen von 35 Grad ohne jeglichen Schatten. Die beiden Breitscheider Athleten mobilisierten dafür ihre letzten Reserven. Der Lohn: Welsch belegte Platz 51 der 190 Starter in der Alterklasse 45 und setzte mit seiner Gesamtzeit (10:16 Stunden) eine neue TuS-Bestmarke. Müßgens kam mit 11:28 Stunden als zweitschnellster Deutscher der AK 55 ins Ziel.

Zur Erholung hängten die Sportler noch zwei Wochen Urlaub auf Hawaii und in Kalifornien dran. Ob er noch einen "Ironman" machen würde? Welsch: "Vielleicht in drei Jahren. Jedes Jahr schafft man das kaum, allein wegen der Kosten." Müßgens ist da pragmatischer: "Wenn ich die Qualifikation schaffe, mache ich mit. In meinem Alter muss man das nutzen." Und was die Kosten betrifft: "Dann wird eben ein bisschen am Familienurlaub gespart", scherzte der 56-Jährige. Für Müßgens, der seit 16 Jahren ein "Eisenmann" ist, hat das Training einen höheren Stellenwert als die Wettbewerbe: Dafür müsse man sich täglich überwinden, "die Wettkämpfe sind dann die Belohnung."

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