Gute Nacht im Laub-Schlafsack

Wildnis-Trainerin Uta Wittekind bietet am Zeittunnel für Familien und Interessierte einen Survival-Workshop für Anfänger an.

Wülfrath. Während andere in sogenannten intelligenten Häusern — je nach Sonnenstand — selbstständig Jalousien mit Lichtschaltern kommunizieren lassen, zieht es Uta Wittekind in die Natur. Dort ist die Waldpädagogin oft mit Uhu Uwe und seinen Artgenossen unterwegs. Jetzt bittet sie zu einem Überlebenstraining für Anfänger. „Ich bin auch Wildnistrainerin“ und in dieser Funktion bietet sie die Übungseinheit für Einsteiger an. Genügend wenig Infrastruktur dafür bietet sich auf dem Gelände hinterm Zeittunnel am Hammerstein.

Gute Nacht im Laub-Schlafsack
Foto: Dietrich Janicki

Uta Wittekind, Wildnistrainerin

Nicht zum ersten Mal werden Uta Wittekind und Mitmacher das Gebiet nutzen, um beispielsweise Laubschlafsäcke zu fabrizieren. „Äste und Blätter werden so zusammengetragen, dass man es trocken und warm hat.“ Außerdem werden zum Beispiel Löffel geschnitzt und über glühender Kohle ausgebrannt.

Würde ein Mensch aber tatsächlich im waldigen Nirgendwo stranden, würde der geübte Überlebenskünstler als erstes Wasser suchen. „Dann muss ein Platz fürs Lager gefunden werden“, um sich anschließend auf Nahrungssuche zu machen, führt die Kennerin aus. Auch darüber informiert sie im Wildnistraining, welche Beeren und Pilze essbar sind — und welche nicht. In der kleinen Kräuterkunde geht es um Pflanzen wie den Storchenschnabel und Breitwegerich, letzterer ist ein probates Mittel gegen Mückenstiche, und auch der Brennnessel wird sich umfassend gewidmet.

„Um sie als Heilkraut zu nutzen, werden die Brennhaare vom Stängel gezogen“, anschließend wird der Stiel entholzt. Was dann übrigbleibt, ist nicht nur wohltuend für Körper und Geist, „daraus lassen sich Seile knüpfen“. Die entsprechende Knüpftechnik kennt und vermittelt Uta Wittekind. Und diese Finesse ist durchaus wichtig, sollen ein paar Planen zum stabilen Zelt fixiert werden.

Die Fachfrau braucht dafür keine Stunde und den Teilnehmern des Wildnistrainings wird die Arbeit natürlich erleichtert. „Vieles machen wir gemeinsam, da hat sich Gruppenarbeit sehr bewährt.“ Das gilt auch für Finessen, wie Feuer machen, mit etwas Geschick gelingt das aus Utensilien wie Stein und Zunderschwamm. Letzterer kommt nicht aus dem Spülbecken, sondern ist ein Pilz, der geschwächte Laubbäume, bevorzugt Buchen und Birken, befällt.

Regelmäßig ist die Naturliebhaberin, selbst Mutter einer Tochter, mit Schulklassen zum Thema in Wäldern unterwegs. „Vorkenntnisse sind unnötig, nur Lust daran, Natur zu erleben und sie verstehen zu lernen“, betont sie. Den meisten Menschen sei dieses Gefühl inmitten der Bequemlichkeiten der Zivilisation abhanden gekommen. Uta Wittekind nicht, sie braucht die Natur „als Lebenselixier“.

Jetzt gibt es die Chance, die eigene Wildheit zu leben. Und ein bisschen Selbsterfahrung ist der etwa dreistündige Tageskurs auch. Denn in manche Situation, beispielsweise im Nebel die Orientierung zu verlieren, gerät der moderne Mensch dank Mobiltelefonen und GPS wohl kaum. Was wäre wenn, wird im Kurs durch lebensnahe Übungen simuliert.

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