Neviges Gemeinde steht vor ungewisser Zukunft

Neviges · „Wie geht es weiter mit Wallfahrt und Gemeinde?“ Diese Frage bewegt die Pfarrei „Maria, Königin des Friedens“ seit der Ankündigung des Franziskaner-Ordens, Neviges zum Jahresende zu verlassen.

 Dicht gedrängt saßen und standen die Gläubigen, um zu erfahren, wie es weitergeht, wenn die Franziskaner zum Jahresende Neviges verlassen.

Dicht gedrängt saßen und standen die Gläubigen, um zu erfahren, wie es weitergeht, wenn die Franziskaner zum Jahresende Neviges verlassen.

Foto: Ulrich Bangert

. Unter dem Motto „Zusammenhalten, was zusammen gehört, und bewahren, was uns wertvoll ist“ hatte der Pfarrgemeinderat (PGR) am Sonntag zur Pfarrversammlung eingeladen. Wie sehr die Sorge um die Zukunft die Gläubigen bewegt, stellte die hohe Anzahl von fast 200 Besuchern im Pfarrheim „Glocke“ unter Beweis. Moderator Josef Hülkenberg von der Thomas-Morus-Akademie zeigte sich sowohl von dieser Kulisse wie auch von der sehr gut gefüllten Pfarrkirche sichtlich beeindruckt: „Solches Engagement findet man heute selten.“

Hochrangige Gäste waren bestens mit den Gegebenheiten vertraut

Mit dem stellvertretenden Generalvikar und ehemaligen Kreisdechanten, Domkapitular Monsignore Markus Bosbach und dem amtierenden Kreisdechanten Pfarrer Daniel Schilling waren nicht nur zwei hochrangige, sondern auch mit den Nevigeser Gegebenheiten bestens vertraute Geistliche zu Gast: „Ein Zeichen, dass Sie den vor uns liegenden Weg mitgehen und uns unterstützen“, stellte Tekla Lukannek zur Begrüßung fest.

Die PGR-Vorsitzende erinnerte daran, dass man in Neviges Wechsel durchaus gewohnt wäre: Die Ordensbrüder kamen und gingen, wie es Usus ist im Orden. Dennoch sei der bevorstehende Abschied der Franziskaner schockierend, noch unvorstellbar: „Die Altersstruktur der Franziskaner, das Nachwuchsproblem, die drastisch abnehmende Zahl der Brüder waren uns bekannt und nicht neu, aber das haben wir gern aus dem Blick verloren“, bekannte die Nevigeserin. Sie wertete die Versammlung als Auftakt zum Neuanfang. Es gelte das, was die Gemeinde habe, mit Begleitung und Unterstützung der Franziskaner gut aufzustellen für die Zukunft: „Das möchten wir heute mit Ihnen beginnen.“

Unter dem Titel „Was ist uns anvertraut?“ fasste Kirchenvorstand Hubert Rudolf Einrichtungen und Aufgaben zusammen: Die drei Kirchen in Neviges und auf Tönisheide, zwei Kitas, Kloster und Dom mit Pilgerhaus, die Pfarrheime, die beiden Friedhöfe, Marienberg, Kreuzberg. Tekla Lukannek ergänzte die Aufzählung um die hauptamtlichen Mitarbeiter und die vielen ehrenamtlichen Kräfte von den Kommunionkatecheten über Pilgerbetreuer und Lektoren bis zu Kirchenvorstand und PGR, und nicht zuletzt die zahlreichen Gruppen von Messdienern über Chöre, KAB, kfd und Kolping. Für sie alle seien die sechs Franziskaner seelsorgerische Anker in Wallfahrt und Pfarrei, betonte die PGR-Vorsitzende und wandte sich mit der alle bewegenden Frage an Bosbach: „Wie geht es weiter mit Wallfahrt und Gemeinde?“

„Sie stehen vor großen Herausforderungen, und wir mit Ihnen“, betonte Bosbach. Neviges sei der bedeutendste Wallfahrtsort im Erzbistum, der weit über dessen Grenzen hinaus wirke. Persönlich liege ihm Neviges seit Kindertagen besonders am Herzen, betonte der ehemalige Kreisdechant, der mit vorsichtigem Optimismus eine Lösung andeutete. Demnach gebe es „im weiten katholischen Feld eine Gruppe“, mit der konkrete Gespräche über ein Engagement in Neviges geführt werden. Man stehe aber erst am Anfang der Gespräche, deshalb bat Bosbach um Verständnis, jetzt noch nicht mehr sagen zu können: „Dass Sie so zahlreich erschienen sind, zeigt, wie sehr Ihnen das Thema am Herzen liegt. Bestürmen Sie die Gottesmutter, dass die Gespräche zu einem guten Ergebnis führen“, schloss Bosbach, um anschließend zahlreiche Fragen zu beantworten.

Keine explizite Absage an einen Gemeindezusammenschluss

So erteilte Bosbach einem Zusammenschluss mit anderen Gemeinden nach dem Vorbild Velberts zwar keine explizite Absage, verwies aber auf die völlig andere Situation in Neviges und erläuterte, dass es derzeit umfangreiche Beratungen zur künftigen Gestaltung von Gemeindestrukturen gebe. Demnach wird auch der Erfolg der Großgemeinden hinterfragt. Die Franziskaner seien eine sehr offene Gemeinschaft, es gebe aber auch andere Gruppen, meinte Wilhelm Funken: „Können Sie ausschließen, dass eine fundamentalistische oder traditionalistische Gruppe die Nachfolge antritt?“, fragte der Nevigeser unter Beifall. Man werde natürlich darauf achten, dass die „Neuen“ auch zu Neviges passen, sagte Bosbach, machte aber deutlich, dass man die Franziskaner nicht eins zu eins werde ersetzen können. Kreisdechant Daniel Schilling, selber in Tönisheide und mit den Franziskanern aufgewachsen, versicherte, dass das Kreisdekanat und deren Pfarrer Neviges im Falle einer Vakanz zwischen dem Abschied der Franziskaner und einer Neubesetzung unterstützen werden, um etwa Gottesdienste zu gewährleisten.

In vier Arbeitsgruppen konnten die Gemeindeglieder dann erarbeiten, was ihnen in der Gemeinde wichtig ist. PGR-Vorsitzende Tekla Lukannek war mit der Resonanz mehr als zufrieden: „Das war nicht die letzte Veranstaltung dieser Art.“

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