Gähnstellung für den guten Ton

Zehn Neue machten mit beim offenen Probe-Workshop der „Young Voices“. Neben Tricks für die Stimme lernten sie mit dem jungen Chor gleich ein ganzes Programm.

Wülfrath. „Weiter Mund in Gähnstellung“, lautet die Anweisung des Chorleiters. „Und jetzt etwas umherhopsen und schön dabei strecken.“ Was aussieht wie eine Aufwach-Übung, soll die Sänger entkrampfen und ihre Stimmbänder lockern. Und Ästhetik hin oder her: Effektiv soll es sein. Beim offenen Probe-Workshop der „Young Voices“ im Niederbergischen Museum am Wochenende bekamen Interessierte die Möglichkeit, zwei Tage lang in die Probenarbeit des jungen Chores hineinzuschnuppern. „Es ist ein offenes Angebot. Wir nehmen hier keinen in Haft — aber freuen uns über jeden, der bei uns bleibt“, sagte Melanie Brans, Sprecherin des Chors. „Beim letzten Workshop konnten wir fünf neue Mitglieder gewinnen.“

Angelika Horstkorte ist eine von ihnen und gibt den „Young Voices“ inzwischen schon seit zwei Jahren ihre Stimme: „Ich hatte mir die Probenarbeit genau so gewünscht, wie sie bei den ,Young Voices’ stattfindet. Da bin ich geblieben.“ An die anspruchsvolle Chorliteratur musste sie sich jedoch erst einmal gewöhnen: „Da muss man sich schon reinarbeiten.“

Stücke von Sting, Phil Collins, Simon and Garfunkel, Fats Domino und den Jackson Five forderten auch beim Workshop an diesem Wochenende hohe Konzentration. Sven Dierke, seit September neuer Chorleiter der „Young Voices“, beanspruchte wie inzwischen gewohnt seine Sänger: „Die Herren — singt euren Text wie ein gezupfter Kontrabass.“ Das Ergebnis: verblüffend. Das Stück „Swinging Entrada“ aus dem 17. Jahrhundert bekam durch die Tipps und Tricks des Chorleiters plötzlich frischen Schwung und eine ganz besondere Note. Sven Dierke: „Der Chor ist ausbaufähig. Sobald man nur noch zufrieden ist, wird das Ergebnis nicht mehr gut.“

Doch auch der Anspruch an sich selbst scheint hoch zu sein. Einsätze, Noten und Stimmlagen wollten immer wieder geübt werden. Dennoch blieb der Spaß nicht auf der Strecke. Dafür sorgten unter anderem gesellige Pausen und leckere Pizzen, um die Stimmbänder zukräftigen.

Die zehn neuen Sänger schnupperten schon nach der ersten halben Stunde nicht mehr einfach nur hinein. Sie waren mitten drin, ließen sich von den Chormitgliedern mitreißen. „Mich haben die ,Young Voices’ schon gewonnen. Ich bin ab jetzt mit dabei“, sagte Jasmin König überzeugt. Nach Gospelchor und Kirchenchor hat die Mettmannerin nun endlich ihren Gesangsverein gefunden. „Anspruchsvolle Partituren, nette Menschen — was will man mehr?“ Melanie Brans freut sich über das rege Interesse — nicht nur von Wülfrather Seite aus: „Unsere Sänger kommen aus vielen Städten. Inzwischen sind wir zu einem richtigen Kreischor geworden.“

Auch die Fangemeinde lässt sich sehen: So am Sonntag beim ausgebuchten Bergischen Frühstück des Museumsvereins, bei dem die jungen Sänger die Workshop-Ergebnisse präsentierten und den Vormittag mit viel Pepp, Spaß an der Sache und echtem Können würzten.

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