Faszinierende Geschichten erzählen von 1001 Nacht

Josef Schoenen lud ein zu einer Reise in den Orient.

Faszinierende Geschichten erzählen von 1001 Nacht
Foto: Blazy

Wülfrath. Drei Geschichten zupfte Märchenwühler Josef Schoenen für seine orientalische Lesung im Café Schwan aus der augenscheinlich recht misogynen Sammlung „1001 Nacht“. Erstmalig mit einer autoritätsfördernden Lesebrille ausgestattet, brachte er zunächst die Rahmenhandlung über den Sultan von Samarkand Schahrayar in Erinnerung. Der ließ aus persönlichem Verdruss Frauen, die in den Geschichten auch gerne „Herznahrung“ genannt werden, am laufenden Band hinrichten. Die Tochter seines Wesirs Scheherazade, die nicht nur „schön wie der Morgentau“, sondern auch klug und geistreich war, rückte dem Tyrann durch eine geduldig-kreative Gesprächstherapie den Kopf wieder gerade.

Mit ihren beiden gleichnishaften Humoresken „Der Mensch als Esel“ und „Eine reichlich fettige Geschichte“ richtete Schoenen, dessen Vater einst aus Arabien gekommen war, den Blick der gebannten Zuhörer gen aufgehende Sonne. Die fantasiegeladene Stimmung verleitete alsbald Café-Inhaberin Renate Weisemann dazu, selbst einmal ein Histörchen hervorzukramen — nämlich jenes, das erklärt, warum in Wülfrath täglich um neun Uhr abends die Kirchenglocke läutet. Wer noch nicht davon gehört hatte, staunte, dass das Geläut bereits seit dem großen Stadtbrand im 17. Jahrhundert die Mahnung der Kalkstädter Pfarrer bedeutet, nun unverzüglich jedes offene Feuer zu löschen. Schoenens eigenkomponierten musikalischen Umspielungen, die er auf der klassischen Gitarre und der stilechten Kalimba intonierte, klangen gleichwohl eingängig wie stimmig.

Fast glaubte man Sufis die Darabouka-Trommeln schlagen zu hören oder einen Schlangenbetörer bei der Flötentrance zu belauschen. Die Sorge aber, der zauber- wie schauervolle Erzählfluss könnte einmal versiegen, nahm Schoenen seinem Publikum mit Sicherheit: „Es sind noch Geschichten für 300 oder 400 solcher Abende übrig.“ Zunächst soll es jedoch im Café Schwan am Mittwochabend, 14. Dezember, so versprach Josef Schoenen, „eine volle Ladung Weihnachtsgeschichten“ geben.

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