Neviges Eine Baustelle mit vielen Überraschungen

Neviges · Die Sanierung des Gemeindehauses ist großes Thema in der evangelischen Kirchengemeinde.

Das evangelische Gemeindehaus an der Siebeneicker Straße wird saniert.

Das evangelische Gemeindehaus an der Siebeneicker Straße wird saniert.

Foto: Ulrich Bangert

Es hat sich für das evangelische Neviges einiges in den vergangenen zwölf Monaten getan: Pfarrer Detlef Gruber und die Presbyter der Gemeinde zogen jetzt Bilanz. Einer der gravierendsten Augenblicke war sicherlich die mit dem Verkauf des Gemeindezentrums verbundene Entwidmung der Kirche im Siepen, in der die Gemeinde als Gast aber weiterhin unter anderem den Weihnachtsgottesdienst feiern kann. Mit dem Verkauf des alten Pfarrhauses an der Siebeneicker Straße gelang ein weiterer, bedeutender Schritt zur Konsolidierung der Gemeindefinanzen.

Als echte Überraschungskiste entpuppte sich indessen die Sanierung des Gemeindehauses an der Siebeneicker Straße: „Dreiviertel unserer ursprünglichen Planung sind hinfällig“, erläuterte Baukirchmeister Olaf Braß das Ergebnis der ersten Baumaßnahmen. Durch das Entfernen der Zwischendecke, die vermutlich bei der letzten großen Renovierung vor rund 50 Jahren eingezogen wurde, trat die hölzerne Dachkonstruktion zutage und offenbarte, dass der große Saal des um 1900 im Stil der Gründerzeit errichtete Gebäudes einst von einem mächtigen Tonnengewölbe überspannt wurde.

Zugleich wurden die schlimmsten damals begangenen Bausünden sichtbar: Die Pfeiler und Querträger waren ursprünglich mit Stuckarbeiten verziert, die einfach abgeschlagen und damit unrettbar vernichtet wurden. Auch die Bühne barg eine Überraschung – sie hat eigentlich die Form einer Konzertmuschel, die bislang ebenfalls durch die Zwischendecke versteckt wurde. Die ehemalige Balustrade am gegenüberliegenden Ende tauchte ebenfalls wieder auf, sie ist heute wegen der Wohnung im Obergeschoss zugemauert.

Diese Entdeckungen veranlassten den zuständigen Bauausschuss, die bisherigen Planungen komplett zu überdenken: „Wir wollen das alte Tonnengewölbe wiederherstellen“, so Braß. Die Deckenhöhe würde sich dadurch verdoppeln, gäbe dem Raum seine ursprüngliche Charakteristik zurück. Auch die Bühne soll wieder in den alten Zustand versetzt werden. Eigentlich war geplant, die Bühnenfläche abzumauern, einen Teil als Lagerraum zu nutzen und den übrigen Teil der Küche zuzuschlagen. Davon habe man Abstand genommen, lediglich der Umbau des jetzigen Lagerraums zur behindertengerechten Toilette bleibt in der Planung.

Recht fortgeschritten sind die Arbeiten im kleinen Saal: Statt Rolläden wird er nun durch eine Trockenbauwand geteilt. Eine Seite wird künftig das Gemeindebüro und das Büro des Pfarrers beherbergen, die andere Seite fungiert als Musikraum und bei Veranstaltungen als Vorraum für den großen Saal. Wie das Tonnengewölbe soll auch der Rundbogen der Bühne wiederhergestellt werden: „Das geht heute mit industriell gefertigten Stuckbauteilen“, so Braß – die traditionelle Herstellung sei nicht zu bezahlen. Angestrebt wird, den gesteckten Kostenrahmen von 300 000 Euro zu halten. Allerdings schlägt schon die Erneuerung der gesamten Elektrik mit 80 000 Euro zu Buche. Bleibt die Gestaltung der Fenster, deren Rundbögen vor Jahrzehnten abgemauert wurden: Ob sich der alte Zustand rekonstruieren lässt muss noch ein Statiker klären. Mit der Fertigstellung rechnet Braß im zweiten Quartal 2019. So forderte die Umplanung auch diverse Nachträge zum ursprünglichen Bauantrag.Stichwort Finanzen: Da konnte Finanzkirchmeisterin Christiane Helmes keine Entwarnung vermelden. So verzeichne die Gemeinde weniger Einnahmen als andere. Da Personal- und Verwaltungskosten über 90 Prozent des Budgets ausmachten – „wir zahlen allein 8000 Euro pro Jahr für Versicherungen“, so Helmes, bleibe nicht viel Spielraum.

Durch eisernes Sparen sei es zwar gelungen, das diesjährige Defizit auf 6000 Euro zu drücken, sie befürchtet aber, dass weitere Sparmaßnahmen unvermeidlich sein werden.

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