Ernst Pfender: „Ich bin schon ein wenig stolz“

Ernst Pfender, der den HWM erfand, das Kartoffelfest und die Werbegemeinschaft mitbegründete, blickt mit 90 Jahren auf „ganz andere Zeiten“ zurück.

Wülfrath. Wie die Bälle beim WM-Finale im Tischtennis übers Netz, fliegen die Erinnerungen über den Tisch: Die Blumen für die Kirchplatz-Bewohner, die Aufregung vor der ersten öffentlichen Rede, die morgendlichen Telefonate, der Start eines Heißluftballons im Stadtpark. Ernst Pfender, seine Frau Annegret und seine Schwester Lotti erzählen, lachen, schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. „Weißt Du noch?“ Und ob Ernst Pfender das alles noch weiß. Sonntag wird er, der den Herzog-Wilhelm-Markt (HWM) vor 38 Jahren erfunden hat, 90 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch!

Ein Leben für das Geschäft und fürs Ehrenamt: Ernst Pfender hat Wülfrath viel gegeben. Er winkt ab. Von Verklärung hält er nicht viel. „Das waren damals ganz andere Zeiten“, sagt er über die 1970er-Jahre, um dann aber doch hinzuzufügen: „Aber ein bisschen stolz bin ich schon.“ Nicht nur der HWM geht auf sein Engagement zurück, auch das Kartoffelfest — und die Werbegemeinschaft, die er 1976 mitgegründet hat.

Hans-Georg Maletz war damals erster Beigeordneter in Wülfrath. Pfender betrieb einen Laden unter anderem für Eisenwaren, Küchengerät, Dekomaterial und Spielwaren an der Düsseler Straße. Der Wahlbeamte eröffnete im Jahr 1975 dem Einzelhändler Pfender, dessen Wort in der Händlerschaft schon damals Gewicht hatte, dass die Stadt sich aus der Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung zurückziehen würde — der Startschuss für die Werbegemeinschaft. „Wir mussten uns zusammentun“, sagt er. Und fast alle machten mit.

Mit gewissem Neid schaute man damals nach Mettmann, wo sich im Advent bereits der Blotschenmarkt etabliert hatte. Wülfrath wollte auch einen Weihnachtsmarkt. Robert Atteln vom Heimatbund hat den Namen vorgeschlagen. Bei einem Kistenbauer in Velbert, erinnert sich Pfender, hatte man schließlich die Buden bestellt. „Und wie die Weihnachtsbeleuchtung haben wir alles mit der Werbegemeinschaft selbst bezahlt.“ Die Händler waren ihre eigenen Sponsoren.

Sein enger Partner in den „Gründerzeiten“ war Karl-Ludwig Weber von der Stadtsparkasse, später auch Geschäftsführer der Werbegemeinschaft, dessen Verdienste für den Markt durch den Titel Mr. HWM gewürdigt wurden. „Zu Marktzeiten ging jeden Morgen um halb neun das Telefon“, sagte Annegret Pfender. „Danach konnte man die Uhr stellen.“ In einer halben Stunde wurde alles Relevante besprochen. „So haben wir alles auf die Schnelle organisiert“, sagt Pfender schmunzelnd.

Die Verbundenheit der Händler und der Budenbetreiber sei ein Merkmal der Zeit gewesen. „Wir kannten uns alle. Das war familiär und freundschaftlich.“ Sonst hätte man vieles nicht machen können.

Sommerfeste im Stadtpark, Feste am Bahnhof, die Gründung des Kartoffelfestes — die Ära Pfender war eine aktive und hat Spuren hinterlassen. In den 1990er-Jahren hat sich Pfender aus den Ehrenämtern zurückgezogen, 2000 hat er den Laden geschlossen — „vor dem Euro“.

Eine Sache, die ihn als Chef der Werbegemeinschaft beschäftigte, registriert er mit Verwunderung und einem milden Grinsen. Sie ist heute noch Thema seiner Nachfolger: die Ladenöffnungszeiten. „Von Tür zu Tür bin ich gegangen. Mir ist es nicht gelungen, eine Einheitlichkeit zu organisieren.“

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