Ellenbeek: Sprache ist der Schlüssel zur Welt

Familienzentrum erhält Auszeichnung für Sprachförderung.

Ellenbeek: Sprache ist der Schlüssel zur Welt
Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. Wenn sich Emily, Murat, Benjamin-Saran mit Amy und den anderen Kindern aus der Blauen Gruppe zum Morgenkreis zusammen setzen, ist das auf den ersten Blick eine lockere Angelegenheit. Da wird der „Frische Herbstwind“ besungen und aus dem sogenannten Erzählkorb Eichhorn und Igel entnommen, ehe es zum Spielen ins bunte Laub des Gartens geht. Tatsächlich geht es bei allen drei Aktionen um Spracherwerb.

„Wir wollen die Welt mit Worten eröffnen“, sagt Bettina Preußner, seit Januar 2014 Leiterin des Kinder- und Familienzentrums Ellenbeek. „Sprachförderung durchzieht bei uns den gesamten Tag.“ Und weil das nicht bloßes Lippenbekenntnis, sondern Konzept ist, wurde die Einrichtung mit einem Zertifikat für Sprachbildung ausgezeichnet.

Auf diese „alltagsintegrierte Spracherziehung“ zu achten, ist für die inzwischen 18 Erzieher, die 100 Kinder in fünf Gruppen im Alter zwischen zwei und sechs Jahren betreuen, nichts Neues. Diesen Fokus gibt es seit 2012, „das Zertifikat jetzt ist ein Multiplikator“.

Denn die Kolleginnen Nicole Geiwiz und Rebecca Lingk haben sich in entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen fortgebildet, ihr Wissen anhand pädagogischer Vorgaben an die Kollegen vermittelt, so dass nun das „Team nachhaltig und umfassend auf dem aktuellen Stand der Dinge ist“.

Bettina Preuß, Leiterin

Gelernt wurde beispielsweise, wie wichtig es im Kontakt mit zweisprachigen Kindern ist, die eigene Aussprache zu beachten, mehr Pausen einzulegen und bewusst auf die Sprachmelodie zu achten. Kinder aus acht verschiedenen Nationen besuchen die Einrichtung. Anzunehmen, die Kleinen mit polnischem, russischem, arabischem, kosovarischem oder thailändischem Migrationshintergrund hätten besondere Sprachdefizite, ist die halbe Wahrheit. „Das betrifft deutsche Kinder ebenso.“

„Es geht darum, Zeit zu haben für jedes einzelne Kind, in direktem, sprachlichem, zugewandtem Kontakt mit ihm zu sein und ihm die Welt mit allen Sinnen zu eröffnen.“ Aktives Zuhören ist dabei besonders wichtig, „denn nur so erkennen die Erzieher den jeweiligen Sprachstand, wie umfassend der Wortschatz ist“, und wo gegebenenfalls gefördert werden muss. „Denn wer die Sprache nicht spricht, kann nicht am Leben partizipieren.“

Um das noch besser einzuüben, wurden Aufnahmegeräte angeschafft, um Sprachübungen und —fortschritte zu dokumentieren und die Kindergartenbücherei wurde um mehr als 100 Bücher auf nun über 1000 Lesewerke erweitert. „Bildungsbereiche greifen grundsätzlich ineinander über“, sagt Bettina Preußner.

Wenn also auf dem Außengelände der Fahrzeugführerschein für Dreirad, Roller oder Taxi gemacht wird, werden einerseits motorische Fähigkeiten eingeübt — und natürlich geht es ums Toben und den Spaß an der Sache. Aber vermittels passender Worte werden Straßenverkehrsregeln sowie Fachbegriffe eingeübt.

Übrigens: Nach der Zertifizierung ist vor der Zertifizierung. Seit dem Jahr 2007 ist die Einrichtung als Familienzentrum ausgezeichnet. Nach 2011 steht im Frühjahr 2015 nun die nächste Re-Zertifizierung an. „Daran arbeiten wir gerade intensiv.“

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