Eines der schönsten Häuser

Der „Goldene Engel“ wurde einst als Pfarrhaus der evangelischen Kirche gebaut. Mittlerweile ist es Wohn- und Geschäftshaus.

Eines der schönsten Häuser
Foto: Carolin Scholz

Wülfrath. Bei schönem Wetter bringen die Sonnenstrahlen die graue Fassade vom „Goldenen Engel“ zum Scheinen. Was an diesem Denkmal aber besonders ins Auge sticht, ist die große, schwere Holztür, die detailreich verziert ist. Dabei gab es zu der Zeit, als das Haus gebaut wurde, gar keine genauen Vorgaben, wie diese Tür aussehen soll — anders als zu anderen Teilen des Gebäudes. Angefangen hat alles mit einem maroden Pfarrhaus um das Jahr 1770 im „Wiedenhofen“. Die Bausubstanz war wohl so schlecht, dass der damalige Pastor Merken sich aus Wülfrath nach Elberfeld wegbewarb, weil er nicht mehr in dem alten Haus wohnen wollte — so schreibt es Fritz Erbach im 1990 erschienen Wülfrather Stadtbuch. Es war klar: Ein neues Pfarrhaus musste her.

Das „Könnershöfchen“ bot sich damals als Grundstück für den Neubau an. Nun ging es an die Finanzierung. Mit Erlaubnis des Kurfürsten Karl Theodor wurde für das neue Pfarrhaus unter den Bewohnern gesammelt. Und die spendeten fleißig — obwohl es dabei für die damalige Zeit um eine große Summe ging. Erbach fasst im Stadtbuch zusammen: 937 Reichstaler kamen von den Bewohnern im Dorf. Aus „Püttbach“ und „Erbach“ kamen insgesamt 1041 Reichstaler, aus Rützkausen 544 und aus Flandersbach 255 Reichstaler. Zu diesen 2777 Talern spendeten auch die Nachbargemeinden in „brüderlicher Liebe“ insgesamt 3596 Reichstaler. So stand einem Neubau nichts mehr im Wege.

Dieser wurde dann im November 1785 in Auftrag gegeben — mit gewissen Vorgaben. So sollte das Holzwerk aus gutem, gelagerten Eichenholz bestehen, das Material - Steine und Lehm - sollten aus dem Wiedenhofener Steinbruch kommen. Für die Tür hingegen, die heute als besonders schön hervorsticht, gab es nur die Vorgabe, dass sie in doppeltem Paneel mit Oberlicht gefertigt werden sollte. Wie die Inschrift auf dem Gebäude verrät, wurde das Haus 1787 fertig. Im August konnte es bezogen werden. Damals zierte die Fassade noch keine Schieferbekleidung, wie es heute der Fall ist - diese kam erst 1907 dazu. Wie viele andere Häuser in der Wülfrather Innenstadt bekam auch dieses keine Hausnummer, sondern einen Namen: „Zum goldenen Engel“. Ein im schmiedeeisernen Gitter neben der Tür eingefasster Engel weist auf diesen Namen hin.

Bis 1959 wurde das Gebäude als Pfarrhaus genutzt. 13 Pfarrer wohnten bis dahin dort. Dann wurde es an die Familie Erbach verkauft. Lange Zeit war im Untergeschoss deren Elektro-Geschäft untergebracht, das Obergeschoss war bewohnt. Heute befindet sich unten ein Stoffgeschäft.

Sowohl im Inneren als auch außen ist das Haus gut erhalten. Trotz Nutzung als Geschäftsraum passen sich die alten Balken noch in den Raum ein. Auch an den Türen kann man zum Teil noch die ursprüngliche Ausstattung erkennen.

Besonders eindrücklich ist aber die Fassade. Nicht nur die geschnitzte Tür ist eine Besonderheit — das Eingangsportal mit Verzierungen, Elementen aus dem Spätbarock und den seitlichen Fenstern fallen ins Auge. Oben in der Fassade ist aus Schieferfliesen eine Lilie eingefasst, die womöglich noch auf die ursprüngliche Nutzung als Pfarrhaus hinweist. Insgesamt — so sagt es zumindest Axel C. Welp, der sich für den Landschaftsverband Rheinland mit den Wülfrather Denkmälern befasst - ist der „Goldene Engel“ wohl eines der schönsten Häuser in der Wülfrather Innenstadt.

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