Eine Vaterfigur für Flüchtlinge
Jürgen Luckhardt (67) hilft Vertriebenen bei dem täglichen Kampf gegen Sprachbarrieren und Bürokratie.
Wer bei Atif Ahmed zu Besuch ist, bekommt sofort Apfelsaft und Tee angeboten. Der junge Mann aus Eritrea weiß, wie wichtig Gastfreundschaft ist, er hat sie selbst in Deutschland erfahren. Der 22-Jährige wohnt im Wülfrather Flüchtlingsheim In den Eschen. Montag bis Freitag macht er in Düsseldorf seinen Hauptschulabschluss nach — obwohl er erst seit sechs Monaten Deutsch spricht. Ein Erfolg, zu dem entscheidend der Wülfrather Pensionär Jürgen Luckhardt beigetragen hat.
Der 67-Jährige engagiert sich seit etwa einem Jahr ehrenamtlich für Flüchtlinge. Geplant hatte er das nie. „Als ich nach meinem Dienst bei der Feuerwehr in Wuppertal in Rente ging, hatte ich plötzlich viel Freizeit“, berichtet er. Da er nicht zu Hause sitzen wollte, führte ihn der Weg zum Freiwilligen Forum Wülfrath. Dort legte man ihm ans Herz, sich für die Flüchtlingshilfe Inga zu engagieren. „Ich hatte erst einmal gar keine Ahnung, was ich da machen kann“, berichtet Luckhardt.
Nur wenige Monate später war er bereits Gast auf der Hochzeit von Flüchtling Atif Ahmed. Der Afrikaner sagt: „Klar, er ist wie ein Vater für mich.“ Inzwischen klingelt Luckhardts Telefon den ganzen Tag. Er hilft den Flüchtlingen nicht nur beim Kennenlernen der deutschen Sprache, sondern auch beim Bezwingen der bürokratischen Hürden. Deutsch können ist nämlich das eine — Behördendeutsch verstehen das andere.