Einblicke in die Villa Petershall

Vor 140 Jahren wurde das Gebäude im Stil der Hannoverschen Schule gebaut. In Auftrag gegeben hatte sie ein Textilfabrikant.

Einblicke in die Villa Petershall
Foto: Ulrich Bangert

Neviges. „Mich fasziniert, dass vieles noch so ursprünglich erhalten ist. Ansonsten lebt es sich wie in jedem anderen Haus“, gibt sich der Besitzer der Villa Petershall am Rande der Lukasstraße bescheiden, der seinen Namen in der Zeitung nicht nennen möchte. Dabei handelt es sich um die repräsentative Unterkunft des Textilfabrikanten David Peters der Dritte. Die ließ er 1877 durch Julius C. Raschdorff planen und errichten, sozusagen den Stararchitekten in der damaligen Zeit.

Der Eigentümer über die Haustür, die nicht recht zum Stil des restlichen Hauses passt

Raschdorff war seinerzeit viel im Niederbergischen unterwegs: In Langenberg baute er neben der neuen evangelischen Kirche ein Pfarrhaus und für den Fabrikanten Hermann Colsmann ebenfalls eine standesgemäße Villa. David Peters III. hatte sich viel in England aufgehalten, der Einfluss von der Insel ist in einigen Details in dem Nevigeser Wohnhaus eingeflossen. Wahrscheinlich rührt der Name „Hall“ ebenfalls von dort: Die hallenartigen Säle mit den großen Fenstern waren der Treffpunkt der gehobenen Gesellschaft.

1930 wurde das Anwesen an die Fabrikantenfamilie Schniewind verkauft, Teile des großen Gartens wurden nach und nach für Wohnbauzwecke veräußert. In den 90er Jahren erwarb eine Softwarefirma die Villa, es entstanden Büros, an den Bildschirmen wurden Programme entwickelt. Als das Unternehmen nach Ratingen zog, wurde 2008 ein Wuppertaler auf Petershall aufmerksam und renovierte das als Denkmal geschützte Ensemble mit dem Kutscherhaus.

Das Haupthaus wurde in drei Wohnungen aufgeteilt, zwei sind vermietet, eine bewohnt der Besitzer mit Frau und Kindern selbst und schätzt die kleinstädtische Idylle von Neviges. „Eine solche Geborgenheit kann eine Großstadt nicht bieten.“

Die Mietpreise bewegen sich im Rahmen der üblichen Altbaupreise in dieser Kategorie, so der Hausbesitzer, der trotz der großen und hohen Räume die Betriebskosten im Griff hat. „Das ist wirtschaftlich tragfähig, wir heizen überwiegend mit Holzresten. Das ist ökologisch und energetisch gut.“ Dabei hatte man ursprünglich eine Luftheizung eingebaut. „Die Luftschächte transportieren auch viel Staub, Filter hatte man damals noch nicht eingebaut.“ In den tragenden Wänden sind die Schächte noch vorhanden, einen hat der Hausherr zu Anschauungszwecken mal freigelegt.

Raschdorff hatte die Villa im Stil der Hannoverschen Schule in Massiv- und Fachwerkbauweise gebaut und sie dabei exakt von Norden nach Süden ausgerichtet. Die Balkone befinden sich an der Nordseite. „In den gehobenen Kreisen hielt man sich nicht viel in der Sonne auf, braune Haut galt nicht als besonders chic“, sagt der Hausherr über die Mode vor 140 Jahren.

Ein weiteres Detail erinnert an Familientradition der Peters: Eine Haustüre stammt von 1768 und will mit ihren Verzierungen im bergischen Barock nicht so richtig zu der sonst vorherrschenden Neogotik passen. „Die stammt von der Großmutter. Es war damals üblich, dass man etwas von einem alten Haus verwendete“, hatte sich der heutige Besitzer sagen lassen.

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