Wülfrath Ein neues Blatt fürs Bergische Platt

Wülfrath. · Der 22-jährige Student Marc Real begeistert sich für die Mundart der Region und möchte sie vor dem Vergessen bewahren.

 Marc Real (r.) stellte im Niederbergischen Museum zusammen mit einigen Autoren „Dat Bergsche Wort“ vor, eine vom Heimatministerium finanziell unterstützte Zeitung mit Beiträgen der Bergischen Mundart.

Marc Real (r.) stellte im Niederbergischen Museum zusammen mit einigen Autoren „Dat Bergsche Wort“ vor, eine vom Heimatministerium finanziell unterstützte Zeitung mit Beiträgen der Bergischen Mundart.

Foto: Ulrich Bangert

Für gewöhnlich ist die Pflege der Bergischen Mundart eine Sache für ältere Menschen. Mit seinen knapp 22 Jahren entspricht Marc Real überhaupt nicht diesem Klischee. Der Jura-Student wurde durch den Vorsitzenden des Trägervereins des Niederbergischen Museums, Eberhard Tiso, vor vielen Mundart-Freunden aus dem Bergischen begrüßt. Vor zwei Jahren entdeckte der jungen Mann sein Interesse für das Platt in seinem Wohnort Kettwig, wobei er schnell feststellte, dass es unterschiedliche Dialekte nördlich und südlich der Ruhr sowie in Werden und Saarn gibt. „Ich wollte mehr erfahren, aber im Internet herrschte gähnende Leere. Also musste ich selber etwas machen“, beschloss Marc Real und nahm Kontakt zu den Heimat- und Geschichtsvereinen an Rhein, Ruhr und Wupper auf.

Er wandte sich an das nordrhein-westfälische Heimatmuseum, dass ihm einen Heimatscheck bewilligte. Mit den 2000 Euro nicht er nicht nur nur Aufnahmegeräte anschaffen, sondern auch die erste Nummer des 16-seitigen „Blatt op Bergisch Platt“ mit dem Titel „Dat Bergsche Wort“ drucken lassen. Gleich zu Beginn widmet sich die Zeitung Carl Schmachtenberg, dessen Werke Marc Real sehr schätzt: „Der Düsseler Bauer hat viele Gedanken in seine Sprache verpackt.“

Zahlreiche Autoren des Blättchens stellten sich vor und gaben Kostproben ihrer Mundart ab und beklagten, wie schwierig es ist, dem Nachwuchs den Dialekt zu vermitteln. Dorothea Kollenberg von der Velberter Offers-Kompenei bedauerte, dass es heute keine Heimatkunde mehr gibt, in der Kinder lernen, wie die Großeltern noch gesprochen haben. Hildegard Pollheim aus Ratingen ist der Kölner Gruppe Bläck Föös dankbar. „Das ist zwar sprachlich nicht unserer Bereich, aber mit ihren Lieder haben sie bei zwei meiner Kinder die Grundlage fürs Platt kallen geschaffen.“

Monika Voss von den Mundartfreunde Düsseldorf bekannte, dass es ihr so ging wie vielen Kindern ihres Alters: „Zuhause wurde kein Platt gesprochen, das galt als unfein und man befürchtete schlechte Noten in der Schule. Aber meine Großmutter sprach Platt, von der habe ich es gelernt“, sie die pensionierte Grundschullehrerin, die in ihrer aktiven Zeit den Schulkindern den Dialekt näher brachte. „Das mache ich heute noch alle 14 Tage in einer Altstadtschule, den Kinder macht das viel Spaß. Mundart ist ein Stück Heimat in Worten.Vor allem hat Platt mehr Gefühl.“ Mit einigen Beispielen führte sie an, dass sich mit Platt vieles ausdrücken lässt, was im Hochdeutschen unsagbar wäre.

„Es gibt den Bedarf diese Sprache zu pflegen“, ist sich Marc Real sicher und hat dabei junge Mitstreiter gefunden, so Jury Lietz vom Bürgerfunk bei Radio Wuppertal: „Wir haben den Fokus nicht nur auf Wuppertal, sondern auch das Niederbergische gelegt. Wenn wir diese tolle Sprache erhalten wollen, dann müssen wir auch das Internet und das Radio bedienen – die nächste Sendung wird am 9. Februar um 19.04 Uhr bei Radio Wuppertal gesendet.“ Emily Winkelsträter ist von der neuen Zeitung begeistert: „Marc hat damit einen tollen Beitrag zum Erhalt des Platt geleistet.“

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