Velbert Drei Meilensteine und eine Hommage

Velbert · Der Bergische Geschichtsverein hat in Kooperation mit der Stadt Velbert die 29. Auflage der Historischen Beiträge veröffentlicht.

 Jutta Scheidsteger (Bergischer Geschichtsverein) stellte mit Stadtarchivar Christoph Schotten den neusten Band der Historischen Beiträge vor.

Jutta Scheidsteger (Bergischer Geschichtsverein) stellte mit Stadtarchivar Christoph Schotten den neusten Band der Historischen Beiträge vor.

Foto: Ulrich bangert/Ulrich Bangert

. 2018 bot gleich mehrere Anlässe für das alljährlich erscheinende Kompendium, erläutert Christoph Schotten, Stadtarchivar und Schriftführer des Bergischen Geschichtsverein, Abteilung Velbert-Hardenberg, der das neue Heft mit der Vorsitzenden des Geschichtsvereins, Verlegerin Dr. Jutta Scheidsteger vorstellte: „Zum einen das Jubiläum 50 Jahre Mariendom, zum anderen jährten sich zum 100. Mal die Einführung des Wahlrechtes für Frauen und das Ende des ersten Weltkrieges.“ Die Schrift geht der Frage nach, was diese beiden Jahrestage für Velbert, Neviges und Langenberg bedeuteten. Der vierte Abschnitt ist dem ehemaligen Velberter Schulleiter und Historiker Dr. Eduard Neumer gewidmet, der im Mai vergangenen Jahres im Alter von 93 Jahren verstarb.

Den Bau der zweitgrößten Kirche im Erzbistum Köln haben Lea Fernau und Yvonne Gönster mit einer Bildreportage nachgezeichnet. Historische Aufnahmen dokumentieren die Entstehung des Betonbauwerks, beginnend mit dem Architektenwettbewerb bis zur Fertigstellung von Hauptbau, Pilgersaal und benachbartem Kindergarten, der ebenfalls von Architekt Gottfried Böhm entworfen wurde.

Welche Frauen wurden als erste in den Rat gewählt? Ließ sich diese Frage allein noch relativ einfach mit Namen und Daten beantworten, wurde es darüber hinaus schwierig: „Wir haben über verschiedene Aufrufe versucht, mehr über sie zu erfahren, etwa über Nachkommen“, berichtet Schotten, doch die Resonanz war sehr spärlich.

Anna Küpper (USDP) legte ihr Mandat nach drei Jahren nieder

In Neviges war Anna Küpper (geb. Lechmig), Jahrgang 1854, evangelisch, verheiratet und Mutter von fünf Kindern, die erste weibliche Stadtverordnete. Sie zog bei der Kommunalwahl am 2. März 1919 als erste und einzige Frau für die USDP in den Rat ein und engagierte sich in zahlreichen Ausschüssen, legte aber schon nach drei Jahren ihr Mandat nieder. Während Anna Schulte (KPD) einzige Frau im Langenberger Stadtrat war, zählte man in Velbert mit Elisabeth von der Heydt (USPD) Hulda Wiemann und Ida Bröcker (beide SPD) zunächst drei. Vierte im Bunde wurde am 8. Januar 1924 Maria Martels als Nachrückerin der Zentrums-Partei. Sie wurde für die Wahl vier Monate später aber nicht wieder aufgestellt. Die Lehrerin starb 1976 im Alter von 89 Jahren in Neviges.

An die Auswirkungen des Kriegsendes vor 100 Jahren auf Velbert erinnert bereits das Titelbild der aktuellen Historischen Beiträge: Es zeigt eine Gruppe Soldaten samt Pflegepersonal und ist mit „Lazarett-Ausflug der Verwundeten nach Elberfeld zum zoologischen Garten“ beschriftet. „Allein rund tausend Männer aus der damaligen Stadt Velbert sind auf den Schlachtfeldern des ersten Weltkrieges gefallen“, so Schotten – diejenigen, die mit schweren Verletzungen oder gar Amputationen heimkehrten gar nicht eingerechnet.

Im letzten Teil der neuen Ausgabe würdigt Gerhard Haun den langjährigen Leiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, Dr. Eduard Neumer: „Einer der profiliertesten Lokalhistoriker“, betont Schotten. Der gebürtige Nürnberger kam 1955 ans Jungengymnasium an der Poststraße, begann damals schon, sich für die lokale Geschichte zu interessieren.

Nach der Pensionierung im Jahr 1989 begann er ein zweites wissenschaftliches Studium der Neueren Geschichte an der Bergischen Universität Wuppertal und erwarb mit fast 70 Jahren für seine Dissertation „Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Velbert“ den Doktortitel. Zahlreiche Publikationen geben Zeugnis von den umfangreichen Forschungen, die sich nicht auf politische Themen beschränkten, sondern zum Beispiel auch die Geschichte der Sparkassen in Velbert, das Gymnasium, die Kolpingsfamilie oder das Kino in Velbert beleuchteten: „Das meiste hat Eduard Neumer nach den Ruhestand veröffentlicht“, berichtet Schotten.

Vor dem, was er geleistet hat, könne man nur den Hut ziehen. Seinen letzten Vortrag zu halten, war ihm leider nicht mehr vergönnt, bedauert Jutta Scheidsteger: Der war schon ausgearbeitet, Neumer musste aber aus gesundheitlichen Gründen absagen.

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