Dieser letzte Wille ist zum Schmunzeln

Vor exakt 85 Jahren hat ein Aprather vor seinem Tod seine Wünsche formuliert. Die sind ziemlich ungewöhnlich: kein Pfarrer, kein Sarg und schon gar kein Anzug.

Dieser letzte Wille ist zum Schmunzeln
Foto: Archiv/dpa/Gambarini

Wülfrath. Sterben behört zum Leben dazu. Deshalb wollte ein Aprather um sein Ableben auch nicht allzu viel Palaver machen. Dass wir überhaupt wissen, dass es jenem leider namenlos gebliebenen Wülfrather und seinen „letzten Willen“ gab, verdanken wir wohl einem aufmerksamen Zeitgenossen, der das Testament dem Mettmanner Stadtarchiv zukommen ließ. Dort wird es nun verwahrt inmitten historischer Sammlungen. Ab und an bekommt es mal jemand zu Gesicht und darf schmunzeln über all das, was besagtem Aprather am 24. Januar des Jahres 1932 so durch den Sinn gegangen sein mag.

Dieser letzte Wille ist zum Schmunzeln
Foto: Sabine Maguire

Es fängt schon mit Klartext an — oder besser gesagt: Der Mann ließ an seinem letzten Willen keinerlei Zweifel. „Kein Mensch soll bei der Beerdigung sein“, ließ er jedenfalls seine Nachkommen unmissverständlich wissen. Sollte es die nicht gegeben haben, so wären offenbar auch die Nachbarn nicht willkommen gewesen. Auf seinem Weg zu dem Grab wolle er sich nur von vier oder sechs Trägern begleiten lassen. „Es sollen Arbeitslose sein und sie sollen 30 Mark dafür bekommen, damit die armen Kerle sich mal etwas erlauben können“, brachte der Wülfrather zu Papier. Ein kirchliches Begräbnis? Um Himmelswillen, nein! Es solle gar nicht geläutet werden und auch kein Pastor solle am Loch stehen und Unsinn schwätzen.

Auszug aus dem letzten Willen des unbekannten Wülfrathers

„Ein armer Teufel kann noch so rechtschaffen gewesen sein, da sind die Herren schnell fertig. Kommt aber ein großer Gauner, da wird ein Klamauk gemacht“, wettert der Verfasser über all das Geschriebene, was ihm offenbar zu Lebzeiten übel aufgestoßen war. Gelebt haben muss er wohl auf einem Hof in Aprath, in der Nachbarschaft zu Fritz Bruckhaus. Der jedenfalls solle ihn auf einer Karre rüber nach Düssel bringen, 20 Mark solle man ihm dafür geben.

Und so ging es munter weiter mit den Anweisungen des unbekannten Mannes aus Wülfrath an die Nachwelt. Er schreibt: „Ich will auch keinen Sarg haben. Werft mich einfach in das Loch hinein, so fallen einem später wenigstens nicht die Bretter auf die Nase.“ Kleider hielt der namenlose Aprather offenbar für ziemlich entbehrlich.

Dieses ganze große Theater um den passenden Anzug im Sarg? Total überbewertet! „Schenkt sie lieber einem armen Kerl, und zwar dem Franz Kammerowsky. Werden ihm schon einigermaßen passen “, gab’s klare Anweisungen im Testament.

Damit war am Ende eines Lebens offenbar alles gesagt und dem musste nichts mehr hinzugefügt werden.

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