Neviges Die Senioren vermissen ihre Besucher

Neviges. · Sperrzone Altenheim: Die Bewohner des Domizils am Burgfeld in Neviges gehen dennoch gelassen mit der Situation um.

 „Hier kommt keiner rein!“ Wegen der Corona-Pandemie sind in der Seniorenwohnanlage Domizil keine Besuche möglich. Die Pflegekräfte schützen sich im Kontakt mit den Bewohnern durch Gesichtsmasken, Handschuhe und Schutzkittel.

„Hier kommt keiner rein!“ Wegen der Corona-Pandemie sind in der Seniorenwohnanlage Domizil keine Besuche möglich. Die Pflegekräfte schützen sich im Kontakt mit den Bewohnern durch Gesichtsmasken, Handschuhe und Schutzkittel.

Foto: Ulrich Bangert

„Wir haben den Krieg überlebt. Da musste man sich auch einschränken, dann werden wir hiermit auch fertig.“ Stefanie Schlimme, Pressesprecherin vom Domizil Burgfeld, wundert sich, wie entspannt die Senioren mit der derzeitigen Situation umgehen. Um eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu verhindern, herrscht für die betagten 57 Bewohner der Einrichtung an der Emil-Schniewind-Straße ein striktes Besuchs- und Ausgehverbot. „Kontakte unter den Bewohnern werden vermieden, sie bleiben auf den Zimmern, dort wird auch gegessen“, beschreibt Geschäftsführerin Katja Donnay den neuen Alltag im Haus. „Jetzt wird mehr Fernsehen geschaut. Der Soziale Dienst ist fest den Wohnbereichen zugeordnet. In Einzelbetreuung gibt es weiterhin Aktivitäten: Da wird gebastelt, es wird aus der Zeitung vorgelesen, da geht es mit der Betreuung auch schon mal einzeln raus auf die Terrasse in die Frühlingssonne.“

Daneben werden die alten Herrschaften, wovon die Älteste 102 Jahre zählt, mit moderner Technik vertraut gemacht: „Wir haben mehrere Tabletts angeschafft, wir zeigen, wie man damit Videos aufnehmen und an die Angehörigen schicken kann.“ „Die reagieren mit großem Verständnis“, ist Stefanie Schlimme erleichtert, „nur einige wenige sind mit den Maßnahmen nicht einverstanden. Selbstverständlich wird in diesen Wochen viel mehr telefoniert. Die persönlichen Kontakte beschränken sich auf Besuche am Fenster, wo man sich von Weitem zuwinkt.“

Angehörige der Bewohner schneiderten Mundschutze

Die 26 Pflegekräfte sind sehr bemüht, dass sie das Virus nicht verbreiten. „Die Mitarbeiter sind sehr verantwortungsbewusst, sie gehen nicht raus, sie haben Angst, sich sonst anzustecken“, lobt Katja Donnay. Um nicht unwissentlich Viren zu verbreiten, werden im Kontakt mit den Bewohnern Schutzkleidung und Gesichtsmasken getragen. „Manche Bewohner finden das lustig“, hat Sabrina Mazur festgestellt, deren Kinn, Mund und Nase unter einem Stofflappen mit bunten Blumenmuster verschwunden sind, nur die dezent geschminkten dunklen Augen schauen zuversichtlich über der Maske heraus. „Angehörige der Bewohnern haben die uns geschneidert“, freut sie sich über die Unterstützung.

Paul Bents, seit gut zwei Wochen Vorsitzender des Heimbeirats, kann das Wort Corona schon bald nicht mehr hören. „Wie es den anderen Bewohnern geht, kriege ich nicht mit, der Gemeinschaftsraum ist nicht mehr zugänglich“, stellt der Senior fest. Seinen Tag verbringt der Hobbymusiker, der früher bei zahlreichen Festen im Velberter Stadtgebiet mit dem Sunshine-Duo auftrat, mit Radiohören und Fernsehen: „Mal gucken, was das Robert-Koch-Institut Neues zu berichten hat. Ich vermisse die ­Besuche“, sagt er.

Eröffnung des Tönisheider Cafés auf unbestimmte Zeit verschoben

Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf ein neues Geschäftsfeld des Domizils: Bereits im Herbst wurde damit begonnen, das Café am Kirchplatz auf Tönisheide zu renovieren. Der Treffpunkt, der besonders bei älteren Menschen hoch im Kurs steht, sollte vor zwei Wochen, eröffnet werden. Nun ist die Eröffnung auf unbestimmte Zeit verschoben. „Aber sie wird kommen“, versichert Katja Donnay. Die Geschäftsführerin macht in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass bald der ambulante Domizil-Pflegedienst mit seinem Büro von der Bernsaustraße ebenfalls zum Tönisheider Kirchplatz ziehen wird.

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