Wülfrath Die Sehnsucht nach der Kunst

Wülfrath. · Barbara Weyer ist in ihrem Element, wenn sie einem groben Holzklotz Formen verleiht. Lange Zeit konnte die talentierte Künstlerin ihrem Hobby nur in den eigenen vier Wänden nachgehen, obwohl sie viel lieber in der Gemeinschaft der Bildhauerei frönt.

 Die Küstlerinnen Barbara Weyer (vorne) und Ingeborg Colsman haben die Zeit im Offenen Atelier vermisst.

Die Küstlerinnen Barbara Weyer (vorne) und Ingeborg Colsman haben die Zeit im Offenen Atelier vermisst.

Foto: Tanja Bamme

„Mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen über die Schulter zu gucken, macht den Reiz für mich aus“, erzählt sie.

Wie gut, dass der Bildhauerkurs des Offenen Ateliers am Haus Langensiepen wieder Fahrt aufgenommen hat. „Denn lange Zeit war es wirklich still bei uns“, sagt Kunstpädagogin Sunci Matijanic. Die Corona-Pause hat sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Manuel Rohden genutzt, um die Räumlichkeiten auf Vordermann zu bringen. „Wir haben Regale aufgeräumt, ausgemistet und verlorengeglaubte Kunstmaterialien wiedergefunden“, scherzt sie. Für gut zwei Wochen war das Duo beschäftigt, dann übermannte auch sie der Corona-Blues. „Denn wir konnten auch in den Wohnhäusern keine Angebote schaffen, obwohl der Wunsch danach sehr groß war“, so Sunci Matijanic.

Kurse finden unter strengen Hygienemaßnahmen statt

Mittlerweile kehrt wieder ein bisschen Alltag in das Offene Atelier ein und mit dem Bildhauerkurs hat auch ein weiterer Kurs für Schweißen und Schmieden begonnen. Diese finden unter strengsten Hygienemaßnahmen und vorerst nur für externe Gäste statt.

„Daher ist die Teilnehmerzahl auch auf zehn Personen begrenzt und die Kurse waren schnell voll“, berichtet die Kunstpädagogin, die aktuell ellenlange Wartelisten führt. „Wir hoffen, diesen Interessierten im kommenden Jahr gerecht zu werden, wenn wir mit dem neuen Programm starten.“

Wie wichtig die Einrichtung für die Menschen ist, wurde Sunci Matijanic in der Corona- Zwangspause ganz besonders bewusst. „Es hat den Bewohnern, aber auch unseren Gästen gefehlt, wieder ihrer Kreativität freien Lauf lassen zu können und sich auszutauschen.“

Das kann auch Ingeborg Colsman bestätigen. Seit 1996 ist sie Teilnehmerin im Bildhauerkurs, hat sich dieses Jahr seit Jahrzehnten wieder an einem Speckstein versucht. „Die Zeit hier ist für mich wie ein Geschenk, das ich lange nicht nutzen konnte.“ Umso größer die Freude, als sie ihre Kunstkameraden endlich wiedersehen kann. „Da hatten wir alle einen Kloß im Hals“, bestätigt die Seniorin. „Ich habe in der Corona-Pause gemerkt, worauf ich gut verzichten kann. Auf die Bildhauerei kann ich offensichtlich nicht verzichten.“

Während die Teilnehmer sehnsüchtig auf die Wiederkehr warteten, fanden im Offenen Atelier mit der Zeit Alternativangebote statt. „Wir sind beispielsweise mit einigen Bewohnern spazieren gewesen. Während eines solchen Spaziergangs gerät man in die Plauderei und kann sich hervorragend austauschen“, berichtet Matijanic.

Auch Postkartengestaltungen waren mit der Zeit in den einzelnen Wohneinheiten wieder möglich. Die Zukunft ist allerdings noch immer ungewiss. Eigentlich soll am 18. September eine Ausstellung von Barbara Weyer in den Räumen starten. „Noch sind wir optimistisch, diese auch realisieren zu können“, hofft Sunci Matijanic auf bessere Zeiten.

Ebenso steht im November die traditionelle Werkschau an, zu der auch das kommende Jahresprogramm präsentiert wird. „Wir planen jetzt einfach munter drauf los, was anderes bleibt uns schließlich nicht über“, sagt die Kunstpädagogin ­zuversichtlich.

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