Velbert Hoffen auf „Die Schneekönigin“

Velbert. · Coronabedingt bangt das Alldie-Kunsthaus um seine Existenz und auch die Velberter Kulturloewen rechnen mit einem dicken Minus.

 Das Familienmusical „Die Schneekönigin“ von Franziska Steiof (Buch) und Thomas Zaufke (Songs) nach dem Märchen von Hans Christian Andersen ist am 20. Dezember für die Velberter Kulturloewen das Highlight ihres Kinder-Winter-Theaterfestivals.

Das Familienmusical „Die Schneekönigin“ von Franziska Steiof (Buch) und Thomas Zaufke (Songs) nach dem Märchen von Hans Christian Andersen ist am 20. Dezember für die Velberter Kulturloewen das Highlight ihres Kinder-Winter-Theaterfestivals.

Foto: Marina Meisel

Der zweite Lockdown des Jahres trifft die Kulturschaffenden, Veranstalter und Kulturfreunde hart – natürlich auch in Velbert. Es hagelt wieder Absagen, die oft langwierige Arbeit der Planung wird zunichtegemacht, obwohl die Spielstätten auch durch reduziertes Platzangebot und Investitionen in weitere Schutzvorkehrungen auch in Corona-Zeiten spieltauglich gemacht wurden. Angesichts der Einnahmeausfälle greift die Existenzangst um sich.

Beispielsweise auch bei den 50 Ehrenamtlichen, die den Betrieb des Alldie-Kunsthauses in Langenberg sichern. Ein Ort für Bildende Kunst, „Kunst for Kids“, für Konzerte, Lesungen, Kabarett und Schauspiel. „Wir sind alle furchtbar enttäuscht“, sagt Carlo Haag, der seit sieben Jahren dabei ist und mit seinen Vorstandskollegen für das Programm verantwortlich ist. Normalerweise gibt es jede Woche zumindest eine Veranstaltung an der Wiemerstraße. „Zu Beginn der Pandemie haben wir uns überlegt, was wir noch anbieten können. Wir haben unsere Saaleinrichtung umgestellt, Bistro-Tische gekauft, damit wir die Leute mit Abstand platzieren können. Mit 70 bis 80 statt der normalerweise 200 Plätze ist das aber auch für unser kleines Theater nicht wirtschaftlich. Wir zahlen zwar keine Gehälter, aber die Kosten müssen schon reinkommen“, verdeutlicht Carlo Haag. Dennoch habe sich das Alldie dazu entschlossen bei vier Gastspielen die komplette Einnahme den Künstlern zu überlassen. „Die waren persönlich noch ärmer dran“, so der Programmmacher.

Seine Aufgabe bestehe seit März fast nur noch im Verschieben von Gastspielen. „Das ist schon eine Doktorei. Wir machen uns sehr, sehr viele Gedanken. Aber es könnte sein, dass auch wir Corona zum Opfer fallen. Höchstens ein halbes Jahr halten wir noch aus eigener Kraft durch“, so der 81-Jährige. Er kam 1960 aus den Niederlanden nach Deutschland.

Auf Hilfen von der Bundesregierung hofft auch die Alldie-Gemeinschaft. Doch die angekündigte Ausfallerstattung in Höhe von 75 Prozent der November-Einnahmen 2019 würden sicher nicht reichen. „Da hätten wir Pech. Damals haben wir unser Haus vor allem Schulen und Künstlern für Ausstellungen überlassen. Das brachte kaum etwas ein“, so Carlo Haag weiter. Er plädiert deshalb dafür die Jahreseinnahmen durch zwölf zu teilen und davon 75 Prozent für jeden Corona-bedingten Schließungsmonat als Unterstützung zu gewähren.

Ein dickes Minus fährt gerade auch der städtische Kulturbetrieb ein. Das wurde jüngst im Ausschuss für den Kultur- und Veranstaltungsbetrieb Velbert deutlich, als die Betriebsleiterin Linda Frenzel die Zahlen für das zweite Quartal 2020 vorlegte. In den ersten sechs Monaten wurden in der Vorburg von Schloss Hardenberg und dem Bürgerhaus Langenberg gerade einmal 72 773 Euro eingespielt. Planmäßig hätten es 156 100 sein sollen. Zum Vergleich: Ende des zweiten Quartals 2019 lag der Umsatzerlös bei 269 960 Euro. Die Prognose bis zum Jahresende besagt, dass die Gesamteinnahmen den Ansatz von 312 000 Euro um 123 200 Euro unterschreiten wird. Ende vergangenen Jahres wurden Erlöse von 673 123 Euro verbucht.

Die Vorburg wurde erst für zwei Hochzeiten gebucht, sonst sind es pro Jahr um die 26. „Das ist kein schönes Jahr für uns. Wir hoffen zwar immer auf Besserung, aber die Realität sieht leider meist anders aus“, sagt Linda Frenzel im Gespräch mit der WZ. Auch bei den Spielstätten für das Programm der Velberter Kulturloewen wurde das Platzangebot im Hinblick auf eine etwaige Infektionsgefahr deutlich reduziert. Dass der Hunger nach Theater gerade bei den Jüngsten immer noch groß ist, haben zur Freude von Frenzel die jeweils mit 40 Zuschauern ausverkauften drei Vorstellungen des Kinder-Herbst-Festivals Ende Oktober gezeigt. „Sie alle wurden mit Masken an ihre Plätze geführt. Da gab es kein Zusammentreffen. Wir haben ein tolles Hygienekonzept“, versichert die Chefin des Rudels von 21 Kulturloewen plus weiteren Honorarkräften. „Das Bedürfnis ist definitiv da. Die kulturelle Teilhabe muss aufrecht erhalten bleiben. Das ist unser Auftrag, auch wenn wir finanziell nichts reißen können“, betont Linda Frenzel. Allerdings seien auch immer dann viele nicht zu Vorstellungen gekommen, wenn in den Medien Corona im Mittelpunkt stand und hätten noch nicht einmal ihre Tickets eintauschen wollen.

Kulturloewin Linda Frenzel hofft auf schnellen Lockdown-Erfolg

Linda Frenzel hofft inständig, dass dieser Lockdown den gewünschten Erfolg zeigt. „Denn für den Dezember haben wir noch sehr viel geplant. Zum Beispiel das schon ausverkaufte Gastspiel des Kom(m)ödchens am 6.12., den Kabarett-Abend mit Anna Schäfer am 16.12. und ,Die Schneekönigin’ als Highlight des Kinder-Winter-Theaterfestivals am 20.12.. Und wir brauchen auch immer etwas Zeit, um wieder hochzufahren und das Publikum zu uns zurückfindet“, sagt Frenzel.

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