Velbert Velbert spürt die zweite Welle

Velbert. · Pandemie: Im Stadtgebiet wurden die Infektionszahlen des Frühjahrs weit übertroffen – in Neviges ist eine Kita dicht.

 Viele Velberter müssen sich auf eine Corona-Infektion testen lassen. Die Zahlen gehen nach oben.

Viele Velberter müssen sich auf eine Corona-Infektion testen lassen. Die Zahlen gehen nach oben.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die Entwicklung ist bedrückend: Mit insgesamt 610 Covid-19-Erkrankten und tagesaktuell 115 Infizierten führt Velbert in absoluten Zahlen (Stand Freitag) die Liste der Städte im Kreis Mettmann deutlich an. Zum Vergleich: Ratingen, mit gut 92 000 Einwohnern rund zehn Prozent größer als die Schlossstadt, zählt bislang 456 Erkrankte. Mit aktuell 73 Neuinfizierten liegt die Dumeklemmerstadt zudem ein gutes Stück unter ihrem Tageshöchststand von 85 am 10. April. Dagegen überschreitet Velbert sein Frühjahrs-Maximum von 79 am 18. April deutlich. Bei den Frühjahrswerten muss zudem noch berücksichtigt werden, dass der Kreis Mettmann bis zum 19. April nicht nur laborbestätigte, sondern auch durch eindeutige Symptome untermauerte Fälle in die Statistik aufnahm. Seither zählen die Gesundheitsämter nach Vorgabe des Landesgesundheitsministeriums nur noch labortechnisch bestätigte Krankheitsfälle, was die Zahlen ein gutes Stück senkte.

Das Infektionsgeschehen
verläuft „sehr diffus“

Bezogen auf die Größe ist jedoch Wülfrath, mit rund 20 000 Einwohnern kleinste Stadt im Kreis, am schlimmsten betroffen. Die Kalkstadt führt mit insgesamt 164 Infizierten die einwohnerbezogene Quote vor Monheim und Velbert an, mit 17 Verstorbenen liegt man auf die Größe gerechnet ebenfalls deutlich vor der Schloßstadt (24 Verstorbene) Am anderen Ende der Liste stehen Mettmann und Haan mit jeweils drei Menschen, die der Pandemie zum Opfer fielen. Größenbezogen lag Wülfrath am Freitag mit 40 Neuerkrankten ebenfalls weit vor Velbert und den anderen Städten des Kreises.

Ursache sind wohl keine einzelnen Ereignisse: „Das Infektionsgeschehen verläuft wie im allgemeinen Trend sehr diffus, mit vielen Einzelfällen“, erläutert Tanja Henkel, stellvertretende Pressesprecherin des Kreises. 51 Mitarbeiter, zum Teil von anderen Dienststellen akquiriert, arbeiten derzeit beim Kreisgesundheitsamt an der Nachverfolgung der Infektionen, fahren aber inzwischen am Limit. In Neviges hat das Virus derweil im katholischen Kindergarten zugeschlagen. Nach einem betätigten positiven Befund wurden vor einer Woche Kinder und Mitarbeiterinnen in Quarantäne geschickt, betätigt Kita-Leiterin Heike Land. Am Donnerstag nahm das Gesundheitsamt Abstriche von Kindern und Personal, erst ab 30. Oktober soll der Betrieb weitergehen. Laut Kreis ist auch je eine Kita in Velbert und Langenberg betroffen.

Im Helios-Klinikum gelten
wieder verschärfte Regeln

Nach dem rasanten Anstieg der Infektionszahlen gelten im Helios Klinikum Niederberg seit Dienstag wieder verschärfte Regeln: Besucher haben derzeit keinen Zutritt, Ausnahmeregelungen gelten nur für Palliativ-Patienten, im Bereich der Geburtshilfe und der Kinderklinik und auch nur nach individueller Absprache mit dem behandelnden Arzt. Wie seit Beginn der Pandemie praktiziert, werden alle stationär aufgenommenen Patienten auf das Virus getestet, berichtet Nadine Formicola. „Wir registrieren seit etwa zwei Wochen eine signifikante Zunahme an Patienten mit Covid-19“, erläutert die Pressesprecherin zur aktuellen Entwicklung - zum Glück überwiegend weniger schwer verlaufende Fälle, die man auf Normalstation behandeln könne.

Nichts geändert hat sich bisher am Zugang zum Domizil Burgfeld. Die Senioreneinrichtung lässt laut Sprecherin Stefanie Schlimme seit Mai Besuche nur nach vorheriger Terminabsprache und mit Berücksichtigung der geltenden Hygienemaßnahmen in einem begrenzten Zeitfenster zu. Hingegen soll das vom Domizil übernommene, seit letzter Woche geschlossene Café am Kirchplatz in Tönisheide erst im Frühjahr erneut öffnen, wenn die Terrasse wieder nutzbar ist.

Masken und Desinfektionsmittel, im Frühjahr auch für viele Mediziner Mangelware, sind inzwischen wieder zu bekommen – „allerdings um zwei bis fünf Mal teurer als vor Corona-Zeiten“, berichtet Stefan Atzwanger. Nicht erhältlich seien zur Zeit Handschuhe, die der Tönisheider Zahnarzt für die Behandlung benötigt. Derweil geht auch das Hamstern wieder los, berichtet Tochter Leanne, die gerade vom Einkauf zurückkehrt: „Toilettenpapier war ziemlich geplündert, und bei Nudeln und Mehl hatte man den Eindruck, dass gerade aufgestockt wurde.“ Es deckt sich mit der Beobachtung in diversen Geschäften in und um Neviges, in denen vor allem wieder Klopapier und Teigwaren gefragt sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort