Velbert CDU-Vorsitzender: „Scholz hat besser gepunktet als Laschet“

Velbert · Die SPD ist auch in Velbert aus der Bundestagswahl als Siegerin hervorgegangen. Die Sozialdemokraten bekamen 30,11 Prozent der Zweitstimmen, legten gegenüber 2017 um 2,82 Prozentpunkte zu. Die CDU büßte in der Schlossstadt 5,39 Prozentpunkte ein und kam mit 24,49 Prozent auf Platz zwei in der Wählergunst.

 Das Velberter Ratsmitglied der Grünen, Andreas Kanschat (l.) freut sich mit der grünen Bundestagskandidatin Ophelia Nick über das gute Abschneiden der Partei.

Das Velberter Ratsmitglied der Grünen, Andreas Kanschat (l.) freut sich mit der grünen Bundestagskandidatin Ophelia Nick über das gute Abschneiden der Partei.

Foto: Ulrich Bangert

Die Grünen können sich über den größten Zuwachs (6,99 Prozentpunkte) freuen und sind mit 13,59 Prozent drittstärkste Kraft. Auf Rang vier folgen die Liberalen. Die FDP verzeichnet aber mit 11,95 Prozent einen Verlust von 1,36 Prozentpunkten. Die AfD verlor 1,90 Prozentpunkte, kam auf 8,93 Prozent. Die Linke büßte vier Prozentpunkte ein, erhielt nur noch 3,65 Prozent der Zweitstimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 75,43 Prozent und damit leicht höher als vor vier Jahren (74,9 Prozent).

Konnte Peter Beyer (CDU) beim Urnengang 2017 noch die meisten Velberter Erststimmen auf sich vereinen (35 %), so hatte jetzt Kerstin Griese von der SPD mit 32,93 Prozent die Nase vorne. 2017 kam sie auf 33,4 Prozent. Ophelia Nick (Bündnisgrüne) verbesserte ihr Ergebnis von 5,8 Prozent auf 13,74 Prozent. Während Christdemokrat Beyer mit knapper Mehrheit den Wahlkreis Mettmann II wieder direkt holen konnte, ziehen Griese und Nick über die Landesliste ihrer Parteien in den Bundestag ein.

Gute Laune herrschte am Sonntagabend im Jugendgästehaus, wo die Velberter SPD den Ausgang der Wahl verfolgte. „Es war ein toller Abend, auch wenn es mit dem Direktmandat nicht geklappt hat. Der Unterschied zum CDU-Mitbewerber beträgt jetzt weniger als ein Prozent, bei der vorigen Wahl waren es neun. Kerstin Griese zieht über Platz vier der Landesliste in den Bundestag ein“, ist Rainer Hübinger, Vorsitzender der Velberter Sozialdemokraten, erleichtert. Er habe bereits im Wahlkampf bemerkt, dass die Leute positiv auf die SPD reagierten. „Zuletzt hatten wir das bei der ersten Schröder-Wahl 1998 gehabt. Ich glaube, die Menschen wollen wieder eine Veränderung haben. Beim Klimawandel und dem Wandel in der Arbeitswelt kann man nicht so tun, als solle alles beim Alten bleiben. Auch die Grünen wurden gewählt, weil sie Veränderungen wollen. Jetzt werden wir sehen, welche Mehrheiten sich ergeben, wobei die Schnittmenge zwischen CDU und FDP die Größere ist.“

Nach Ansicht von Burghardt Fülling, dem Velberter CDU-Stadtverbandsvorsitzenden, handelte es sich um eine reine Personenwahl: „Scholz hat besser gepunktet als Herr Laschet. Es war klar, dass es sehr, sehr knapp werden wird. Wir haben unseren Kandidaten knapp durchgebracht, wir sind knappe Mehrheiten inzwischen gewohnt, man denke nur an die Bürgermeister-Wahl. Es war schon spannend, erst am Ende hat sich das Ergebnis abgezeichnet. Ich bin zutiefst überzeugt, dass Peter Beyer in Berlin einen richtig guten Job macht.“ Was den Chef der Velberter Union entsetzt, ist die Tatsache, dass die Zahl der Abgeordneten weiter anwächst: „Wenn das so weiter geht, werden die Bundestagssitzungen im Olympia-Stadion abgehalten.“

Einen intensiven Wahlkampf haben die Grünen hinter sich: „Da haben wir viel Zuspruch erfahren“, so Liane Marth. Die Velberter Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen ist der direkte Kontakt zu den Bürgern wichtig. „Das ist das beste Ergebnis überhaupt, auch wenn wir uns ein bisschen mehr gewünscht hätten. Wir freuen uns, dass Ophelia Nick ins Parlament einzieht. Da besetzt sie Themen wie gesunde Ernährung, weniger Flächenverbrauch, Tierwohl und ökologische Landwirtschaft. Hier kann der Bundestag eine Stärkung gebrauchen, dazu muss das Klima an oberster Stelle stehen.“

Das gute Ergebnis seiner Partei sieht Tobias Nitschke, der Velberter Vorsitzende der FDP, darin begründet, dass die Leute Freiheit, Selbstbestimmtheit und Selbstverantwortlichkeit durch Corona mehr schätzen als noch vor zwei Jahren. „Wir hatten 16 Jahre Angela Merkel, da war klar, es muss sich etwas ändern. In Zukunft kommt man an Dreierkonstellationen nicht vorbei. Die größte Schnittmenge haben wir mit der CDU. Wie Christian Lindner bereits ankündigte, werden erst einmal FDP und Grüne miteinander reden. Eins ist klar: Die Bundesregierung wird so grün und liberal wie noch nie.“

Das für die Linken enttäuschende Ergebnis führt Harry Gohr unter anderem auf die Querelen in der Partei zurück: „Der Bürger hat dafür kein Verständnis“, so der Sprecher des Velberter Ortsverbandes, der dazu feststellt, dass eine Kampagne gegen Rot-Rot-Grün geführt wurde. „Ein Politikwechsel hätte nur mit uns stattfinden können“, so der Velberter, der froh ist, dass die Linkspartei dank dreier Direktmandate weiterhin dem Bundestag angehört.

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