„Bringen gemeinsam etwas zu Ende“

Bevor die Realschule im Sommer nächsten Jahres geschlossen wird, sind noch viele Aktivitäten geplant. Schulleiter Frieder Winterberg will, dass auch der letzte Jahrgang der THR in Erinnerung bleibt.

„Bringen gemeinsam etwas zu Ende“
Foto: Janicki

Wülfrath. „Kaum ein Mensch hat damit Erfahrung, eine Schule zu schließen.“ Frieder Winterberg, Leiter der Theodor-Heuss-Realschule (THR), wird diese Erfahrung kurz vor seiner Pensionierung machen. Im Sommer 2018 wird die älteste Schule am Ort nach 163-jährigem Bestehen Vergangenheit sein. „Ich habe von einem solchen Fall in Wuppertal gehört. Ich habe mich erkundigt, was zum Abschluss geplant ist. Die Antwort war nichts, wir schließen einfach ab“, sagte Frieder Winterberg. So soll das auf keinen Fall mit seiner Schule passieren: „Wir wickeln die Schule nicht ab, wir bringen gemeinsam etwas zu Ende“, so der Schulleiter weiter. Er ist seit 38 Jahren Lehrer an der Realschule und leitet sie seit 2002.

95 Mädchen und Jungen bilden den letzten, vierzügigen Abschlussjahrgang der Theodor-Heuss-Realschule. Auch diese Schüler sollen im Bewusstsein der Stadt bleiben, so wie unglaublich viele Jahrgänge zuvor, wünscht sich der Schulleiter. Für die Schüler stehen nicht nur die zentralen Prüfungen im Mai kommenden Jahres an, sie werden bis zum Ende des Schuljahres an vielen Angeboten der Schule teilnehmen können.

So steht gerade ein Benimmkurs mit einer Referentin der AOK Mettmann auf dem Programm. „Die Jungs lernen zum Beispiel, wie sie ein Mädchen zum Tisch führen oder wie sie Krawatten binden“, sagte Frieder Winterberg. Letzteres gelte aber auch für die Mädchen, „damit sie notfalls helfen können“, so der Schulleiter weiter. Zu den Aktivitäten wird ein Besuch der Sternwarte und des Bergbaumuseums in Bochum zählen, die Wupperwände (Kletterhalle) werden erklommen und ein Tanzkurs soll für sicheren Umgang auf dem Parkett sorgen. Die Projektwoche, die am Freitag endet, kostet insgesamt 3500 Euro und wird jeweils zur Hälfte vom Förderverein und den Eltern bezahlt, wie Frieder Winterberg erklärte. Weitere Ausflüge im Rahmen des Religionsunterrichtes werden die Schüler nach Köln, Wuppertal und Düsseldorf führen.

Aber auch ein Blick zurück auf die letzten Klassenfahrten der Schule nach Berlin und Hamburg, die im September stattgefunden hatten, rief der Schulleiter in Erinnerung. Die Klassensprecher Lisa Grossmann, Alina Martynov, Luisa Frieseke und Jan-Niklas Niebüsch berichteten von „total coolen“ Fahrten. In Berlin standen Geschichte und Politik im Mittelpunkt. Die Schüler erkundeten den Bundestag, trafen sich mit den Abgeordneten Kerstin Griese (SPD) und Peter Beyer (CDU), besuchten das Brandenburger Tor, Potsdam, das Holocaust-Mahnmal und ein Stasi-Gefängnis, in dem sie mit Zeitzeugen sprechen konnten.

Frieder Winterberg über den Tag der offiziellen Schließung der Schule

In Hamburg beeindruckte die Schüler besonders das Musical „König der Löwen“ in der Elbphilharmonie. Aber auch die Stadtrundfahrt und der Elbtunnel hinterließen bleibende Erinnerungen, genau wie ein altes russischen U-Boot, in dem mancher Schüler mit Platzangst kämpfen musste. Wieder im Wülfrath angekommen, wurde den Schülern klar, dass „sich alles ein bisschen wie Abschied angefühlt hat“.

Im Schlussspurt zum Realschulabschluss legt Frieder Winterberg großen Wert darauf, dass es keinen Unterrichtsausfall gibt. Dies hänge mit der guten Kooperation mit der Sekundarschule zusammen, aber auch mit der Tatsache, dass man bei der Bezirksregierung Düsseldorf gekämpft habe, „die Schule bis zum Schluss komplett und würdig zu führen“.

Drei der vier letzten Klassenlehrer, Ina Planteur, Anke Korth und Jochen Becker sind Lehrkräfte der Sekundarschule und wurden für den letzten Jahrgang der Theodor-Heuss-Realschule abgestellt. Nur Robert Mergel weiß noch nicht, was er in Zukunft machen möchte. Dass die meisten Realschullehrer im Laufe der Zeit an die Sekundarschule gewechselt sind, sei laut Frieder Winterberg nicht selbstverständlich: „Das hat das Land nicht favorisiert, aber wir haben dafür im Interesse des Schulfriedens gekämpft.“

Vor der endgültigen Schließung wird es am 6. Juli einen Abend der offenen Türen geben. Eingeladen sind alles interessierten ehemaligen Schüler, Lehrer und Eltern. Dies ist gleichzeitig das Abschlussfest, zu dem auch eine Band spielen wird. Der offizielle Teil folgt am 7. Juli, dann wird Frieder Winterberg verabschiedet — und seine Schule geschlossen: „Das wird bestimmt eine emotionale Sache.“

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