Bolthausen hat Düssel im Fokus

Sein Kalender mit Motiven aus dem Dorf hat den 67-jährigen Hobbyfotografen bekannt gemacht.

Bolthausen hat Düssel im Fokus
Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Willi Bolthausen blickt gerne ins Maul des Tigers. „Wenn ich Tiere fotografiere, muss man jede Pore und jedes Haar sehen können“, sagt der 67-Jährige. Seine Bilder sollen immer „rattenscharf“ sein, wie er sagt. Auf seinem PC zeigt er ein Foto von einem Krokodil, dessen Zähne für den Betrachter zum Greifen nah sind.

Seine tierischen Werke kennen die Wülfrather vielleicht aus dem Café Heumarkt, dort waren einige großflächige Exemplare bis zum jüngsten Besitzerwechsel ausgestellt. Innerhalb von Düssel genießt der Hobbyfotograf jetzt einen weiteren Bekanntheitsschub. Sein Düssel-Wandkalender mit zwölf Motiven aus dem Dörfchen ist an den Verkaufsstellen in den Kutscherstuben und in der Brotkiste auf dem Parkplatz der Kirche St. Maximin der Renner. Die erste Auflage mit 100 Exemplaren ist bereits verkauft, 100 weitere werden jetzt nachgedruckt. Der Preis liegt bei zwölf Euro.

Bolthausen freut der Erfolg besonders, weil der gebürtige Wülfrather noch gar nicht so lange fotografiert. „Vor vier Jahren wusste ich nicht einmal, wo der Auslöser ist“, sagt Bolthausen. Der Rentner war damals auf der Suche nach einem neuen Hobby, nachdem er seine langjährige Leidenschaft fürs Bergsteigen wegen eines Sturzes in eine Gletscherspalte aufgeben musste. Da besorgte sich ein Bekannter eine neue Spiegelreflexkamera und Bolthausen kaufte ihm einfach das Vorgängerstück ab. Der Rentner legte los und suchte schnell den Kontakt zu Leuten, die ihm wertvolle Tipps geben konnten. „Einige haben schon immer die Straßenseite gewechselt, wenn ich vorbei kam, weil ich immer so viel gefragt habe“, sagt der Fotograf, der immer wieder betont, dass er — nur — Hobbyfotograf ist.

Trotzdem sind ihm einige Bilder profihaft gelungen. Der Düssel-Kalender inszeniert das Dorf aus allen erdenklichen Blickwinkeln und zeigt selbst langjährigen Bewohnern noch den ein oder anderen unbekannten Fleck. Die zwei Kirchen haben es dem Fotokünstler besonders angetan, sie tauchen direkt auf mehreren Kalenderblättern auf, jedoch immer wieder aus einer anderen Perspektive. „Mich faszinieren die Kirchen“, sagt Bolthausen.

Bearbeitet habe er kein einziges Bild. „Dafür bin ich zu doof“, sagt er und grinst. Dafür bedient Bolthausen gerne die gesamte Klaviatur seiner Kamera-Einstellungen. „Ich mag es nicht, die Kamera auf Vollautomatik zu stellen“, sagt er. So drehe er stets so lange an den Rädchen, bis er am Ende zufrieden ist. 100 prozentig ist er das selten. „Man lernt nie aus“, sagt er. Ein großformatiges Foto hängt über seinem Sofa. Die stimmungsvoll eingefangene Industrielandschaft in Leverkusen sieht Bolthausen inzwischen mit anderen Augen. „Heute hätte ich das ganz anders fotografiert.“

„Zehntausende“ Aufnahmen hat der Düsseler auf PC und externer Festplatte. Sehr viele Tierfotos, aber auch noch viel Stoff aus Düssel für einen neuen Kalender. „Der wird sicherlich kommen“, glaubt er. Selbst hätte er sich nach eigener Aussage nie dazu durchgerungen, einen Kalender herzustellen. „Ich verkaufe meine Bilder eigentlich nicht“, sagt er. Aber: Kutscherstuben-Chef Frank Hamann habe ihn motiviert und die Vorfinanzierung übernommen. Zwei Euro aus jedem Kalender sollen nach Düssel zurückfließen. Damit soll ein noch nicht näher benannter guter Zweck finanziert werden.

Seit der Kalender draußen ist, hat sich für Bolthausen der Spaziergang durchs Dorf ein wenig geändert. Geschmeichelt berichtet er: „Jetzt gehen die Leute nicht mehr weg, sondern kommen zu mir und fragen nach meiner Foto-Meinung.“

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