Biologin kommt bei Exkursion vom Hölzchen aufs Stöckchen

Der Osterspaziergang der VHS bot den Teilnehmern viele interessante Einblicke in die Natur rund um den Eigner Bach.

Biologin kommt bei Exkursion vom Hölzchen aufs Stöckchen
Foto: Ulrich Bangert

Tönisheide. „Ein buntes Spektrum an Frühlingsblühern ist zu erleben“, hatte die Volkshochschule Velbert/Heiligenhaus die Osterexkursion zu den Frühlingsblühern im Tal des Eigener Bachs überschrieben. Doch von Blüten war so gut wie nichts zu sehen. „Im letzten Jahr war die Natur sehr früh“, erinnerte Regina Thebud-Lassak die wenigen Naturfreunde, die sich wegen der Kälte in ihre Winterjacken eingemummelt hatten. Direkt am Parkplatz der Kleinen Schweiz erfuhren sie, warum man keine offenen Blüten sah: „Die Blumen sind schlau: Wenn bei schlechtem Wetter keine Insekten fliegen, machen die Blüten ihre Büdchen zu“, so die promovierte Biologin, die eine geschlossene Blüte des Scharbockskrauts mit den Fingern zerteilt, um die Schönheit der Sternblüte zu zeigen.

Der Name der gelbblühenden Pflanze hat nichts mit einem Bock zu tun, sondern leitet sich von Skorbut her: „Seefahrer haben früher Brutknospen mitgenommen, um sich durch das frische Grün mit Vitamin C zu versorgen. Jetzt, wo sich Blüten zeigen, sollte man das Kraut nicht mehr essen, weil sich nun giftige Stoffe vermehren. Am besten greift man immer zu jungen Trieben, das ist bei Wildkräutern nicht anders als beim Spinat“, beschreibt die Fachfrau und rupft ein gefiedertes Blatt in Form eines Ziegenfußabdrucks vom Boden: „Das ist Giersch. Immer wieder werde ich von Gärtnern gefragt, wie man den los wird, dann antworte ich: Aufessen!“

Über den Efeu, der entgegen mancher Vorstellung andere Pflanzen nicht aussaugt, kommt Regina Thebud-Lassak zum Ilex, auch Stechpalme oder Hülse genannt. „Die ist für unseren Rotbuchenwald typisch, eine Pflanze, angepasst an das gemäßigte Klima. Wenn das sich nun verändert und mediterraner wird, ist es fraglich, ob der Ilex weiter hier gedeiht, denn er braucht den Sommerregen.“ Die Wissenschaftlerin kommt kaum ein paar Meter vorwärts, ohne dass sie in der Krautschicht des Waldes immer wieder etwas Interessantes entdeckt: Die ersten Blätter der Walderdbeeren sprießen ebenso wie der Salbei-Gamander. Der unbedarfte Wanderer staunt, dass die Fachfrau wenige Wochen nach dem Dauerfrost frische Pilze entdeckt, die auch noch zur Passionszeit und Ostern passen. „Da sind ja Judasohren“, ruft sie entzückt und stapft zu einem alten Holunderbusch, an dessen fast verdörrten Ästen bräunliche, gallertartige Lappen hängen.

Die Gruppe erreicht den Auwald am Eigener Bach. Die Biologin erklärt: „Eine typische Talaue im Bergischen, die regelmäßig überschwemmt wird, wo im zeitigen Frühjahr Buschwindröschen, Lärchensporn, Leberkraut gedeihen, die im Mai verwelken, wenn die Kronen der Bäume kein Licht mehr durchlassen.“ Dagmar Kern ist beeindruckt: „Nach den Erklärung durch die Fachfrau sehe ich die Natur jetzt mit ganz anderen Augen.“

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