Bilder einer Stadt im Umbruch

In einem 128 Seiten starken Bildband zeichnen Christoph Schotten und Stefan Wunsch die 1970er-Jahre in Velbert, Neviges und Langenberg nach.

Velbert. Die Siebziger waren eine bewegte Zeit: Die Olympischen Spiele in München, die Ölkrise und die Anschläge der RAF beherrschten die Schlagzeilen. In Niederberg war darüber hinaus die kommunale Neugliederung das bestimmende Thema. Die erzwungene Fusion von Velbert, Langenberg und Neviges war für viele das einschneidende Ereignis dieser Zeit. Ein jetzt von Stadtarchivar Christoph Schotten und dem Kölner Historiker Stefan Wunsch veröffentlichter Bildband ruft die für die Stadt so bedeutsame Epoche ins Gedächtnis.

So hatte der Titel den Autoren einiges Kopfzerbrechen bereitet: „Anfang der Siebziger hatten wir noch drei eigenständige Städte, danach gab es nur noch Velbert“, sagt Schotten. Um dem Rechnung zu tragen, trägt das 128 Seiten starke Werk mit etlichen Fotos aus den Ortsteilen, aus Politik und Arbeit, Schule und Sport, Freizeit und Kultur den Titel „Velbert — Langenberg — Neviges in den 1970er-Jahren“.

Es sind Bilder einer wachsenden Region im stetigen Umbruch: Wer erinnert sich noch an den Ausbau der Fußgängerzonen? Bis zur Freigabe der Lohbachstraße im Jahr 1978 beherrschten Autos das Bild der Elberfelder Straße, so wie in Velbert die Friedrichstraße die Hauptverkehrsachse war. Auch der Bau von Klinikum und Forum Niederberg sowie der neuen Bundesstraße B 224, inzwischen hochgestuft zur Autobahn A 535, fällt in diese Zeit. Der Aufbau des neuen Stadtteils Birth/Losenburg, 1953 mit den ersten Mietwohnungen am Nelkenweg auf ehemaligen Äckern und Wiesen begonnen, strebte dem Höhepunkt zu — und ist im Übrigen mit der Neugestaltung ganzer Straßenzüge heute wieder aktuelles Thema.

Bilder aus der Blütezeit der Eisengießereien erinnern daran, dass einmal fast 40 Prozent des in der Bundesrepublik produzierten Tempergusses aus Velbert stammten. Ein Foto aus dem Landesverfassungsgericht Münster zeugt vom vergeblichen Kampf von Senderstadt und Wallfahrtsort gegen die Zwangsehe mit Velbert, andere Aufnahmen belegen Helmut Kohl und Herbert Wehner, Willy Brand und Richard von Weizsäcker als Wahlkämpfer vor Ort.

„Viele Leute, die eine große Chronik nie in die Hand nehmen würden, fühlen sich durch diese Bilder angesprochen, weil sie mit persönlichen Erinnerungen verbunden sind“, ist die Erfahrung von Markus Holzhauer, Repräsentant des Sutton Verlags. Das Erfurter Unternehmen gehört zur englischen Verlagsgruppe „The History Press“ und hat zahlreiche Bildbände, zum Teil auch aus dem Kreis Mettmann, veröffentlicht. So hatte der Verlag das Velberter Stadtarchiv angesprochen und das Werk über die 1970er-Jahre angeregt: „Das ist Geschichte, die noch raucht“, begründet Holzhauer die Wahl der Epoche.

Mit dem Kölner Historiker Stefan Wunsch fand Schotten einen Mitstreiter, der schon wesentlich an „Velbert — Geschichte dreier Städte“ beteiligt war: „Die Zusammenarbeit hat viel Spaß gemacht“, sagt der Stadtarchivar.

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