Barocke Melodien erfüllen Kirche

Der MGV Sängerkreis Wülfrath überzeugt mit anspruchsvoller Musik.

Barocke Melodien erfüllen Kirche
Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. Weihnachtskonzerte erscheinen so zahlreich wie Sternlein am Himmel. In der ausverkauften St.-Joseph-Kirche bot der MGV Sängerkreis Wülfrath 1884 ein „Barockes weihnachtliches Konzert“ auf, das wie der Nordstern aufblitzte.

Schon das sänftengroße von Gastorganistin Elina Semenova gekonnt geschmeichelte Positiv wäre Sensation genug gewesen. Diese Truhenorgel breitete nicht bloß dem Publikum die Freude der Neugier. Chorleiter Lothar Welzel ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, auf solch seltenem Instrumentarium die Begleitung für mehrere Stücke selbst zu übernehmen. Dazu konnte man noch einen leibhaftigen Countertenor präsentieren. Der Konzertbeiname „Barock“ durfte also nicht allein auf die Musik, sondern gleichwohl auf die Üppigkeit der Darbietungen bezogen werden.

In seiner Grußansprache lud Sänger Marc Torner ein: „Nun ist es Zeit, einfach einmal zuzuhören.“ Mit „Jauchzet dem Herrn“ von Friedrich Silcher gelang dem in vier Reihen angetretenen Gesangverein gleich ein vollmundiger Einstieg. Einem bewährten Aufführungskniff folgend, setzte der tadellos bis hinein ins Krawattendetail chic auftretende Chor darauf mit dem von Walter Führer als Kanon gesetzten „Wie soll ich dich empfangen“ einen sanftmütigen Kontrapunkt.

So wurde deutlich, dass das Ensemble die kräftigen als auch die sensiblen Partien sicher beherrscht. Das eindrucksvollste Merkmal des Sängerkreises bestätigte sich erneut; diesmal anhand des Stücks „Nun ist der laute Tag verhallt“. Dieser Männerchor verfügt über eine unvergleichliche Vielzahl hervorragender Solisten in allen Stimmlagen. Daher sind es Stücke wie jenes von Franz Abt, bei denen das ausgespielt wird.

Dass zu gesungener Sprache ein gesprochenes Wort wie ein wärmender Mantel passt, daran erinnerte Pfarrer Heinz-Otto Langel. In kristallblauen Schein gehüllt, wurde dieser Adventabend zudem zum Kürlauf gleich mehrerer Traumduette. In ihrem Buhlen um den Platz an der Truhenorgel überboten sich Welzel und Semenova beim Registerziehen. Reinstes Barockgefühl gestalteten, in Harmonie mit dem schreitenden Takt ihre Instrumente wiegend, Blockflötistin Elina Thier und Oboist Benjamin Völkel mit einer Telemann-Sonate.

Der unumstritten beste Moment zum Niederknien ergab sich bei der Kantate „In Nativitate Domini“ des höfischen Komponisten Marc-Antoine Charpentier. Hierzu traten die Sopranistin Emily Jane Dilewski, mit ihrer Ausdrucksstärke wie einem schönen Märchen entsprungen, und Altus Martin Wölfel, in den Adlerhöhen seiner Stimme sicher kreisend, zueinander. Gemeinsam mit ihren Mitmusikern schufen sie einen würdigen Lobpreis für Gottes schöne Erde.

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