Auszeichnung: Früher Bäcker, heute Seebär

50 Jahre ist Herbert Kau nun Bäckermeister. Doch er steht jetzt lieber am Ruder als am Ofen.

Ratingen. "Ich fühle mich in Ratingen sauwohl", sagt Herbert Kau und lacht - so herzlich, dass kein Zweifel bleibt: Genau so ist es.

Und es ist auch kein Wunder: Der 74-Jährige ist jung nach Ratingen gekommen, 1964 übernahm er die Bäckerei von Theodor Engels in der Bechemer Straße, führte sie 28 Jahre lang, engagierte sich im Karneval und bei den Ratinger Jonges, wurde, wie er selbst sagt, "bekannt wie ein bunter Hund" - und hörte mit dem Backen erst Anfang der 90-er Jahre auf, um in den verdienten Ruhestand zu gehen.

Jetzt soll er doch noch mal in Erinnerungen aus 50 Jahren Bäckerhandwerk kramen, denn Obermeister Klaus Bär ist zu Besuch in die rustikale Wohnung an der Oberstraße gekommen, um Kau den goldenen Meisterbrief zu überreichen. "Da bin ich schon stolz drauf", meint der Geehrte. Schließlich war die Ausbildung in den entbehrungsreichen 50-er Jahren hart.

Außerdem hat er bis zuletzt viel Disziplin, hohen Anspruch und Liebe zu seinem Handwerk bewiesen. Wenn es drauf ankam, hat er in der Backstube alles alleine gemacht, gibt er heute schmunzelnd zu: "Das hat mir ja keiner gut genug gemacht."

Obwohl er sich selbst als "Allrounder" bezeichnet, der auch jahrelang als Konditor Sahnetorten kreiert hat, gab es doch eine Spezialität, für die er in Ratingen bekannt war: das Schwarzbrot. "Das war auch ein besonderes Rezept, ich habe es bis heute keinem verraten", sagt er. Nicht zu sauer war es, lange genug gebacken - und mit ein paar extra Körnern versehen, für die Optik.

Heute hat er mit dem Backen nichts mehr zu tun. Mit geübtem Blick kauft er in der Bäckerei, was er für gut befindet - das war’s. Nicht mal einen Kuchen schiebt er in den heimischen Herd. "Mit so kleinen Öfen kann ich nix anfangen", sagt er lachend, "da verbrenne ich mich nur."

Stattdessen widmet er sich lieber seiner neuen Passion: der Seefahrt. Zwischen seinen Wohnzimmerfenstern, mit Blick auf die Fußgängerzone, hängen Seemannsknoten und Bilder von stattlichen Segelschiffen. Er selbst hat sich auch längst eines zugelegt. Eine Zehn-Meter-Jacht, die in Düsseldorf liegt, ist sein ganzer Stolz. "Damit bin ich manchmal den ganzen Sommer unterwegs."

Auch jetzt juckt es den Skipper schon in den Fingern: Sobald das Wetter besser wird, will er wieder raus aufs Wasser, den Rhein hinunter und dann mal sehen, wo es in Holland weiter geht.

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