Wülfrath Auch Glücksbringer halten Abstand

Wülfrath. · Einen Lockdown für Schornsteinfeger gab es nicht, trotzdem musste diese Berufsbranche coronabedingt umdenken.

 Michael Decker dreht in Pandemie-Zeiten niemandem mehr an den Knöpfchen der Kleidung, auch wenn es Glück bringen soll.

Michael Decker dreht in Pandemie-Zeiten niemandem mehr an den Knöpfchen der Kleidung, auch wenn es Glück bringen soll.

Foto: Tanja Bamme

Michael Decker ist Schornsteinfegermeister und für den Kehrbezirk Wülfrath zuständig. Seine Leidenschaft für Feuer und Ruß hat er auch seinen beiden Kindern vermacht. Ebenso ist seine Frau aktives Mitglied der Schornsteinfegerfamilie Decker. Als der Corona-Lockdown kam, war der Fachmann zunächst erschüttert. „Ich habe sofort mit der Schornsteinfegerinnung telefoniert und nachgefragt, ob der Lockdown auch für unseren Berufsstand gilt“, erinnert sich Michael Decker an das Telefonat Mitte März. Nach weiteren Rücksprachen mit der Bezirksregierung stand schnell fest, dass der Betrieb und der Brandschutz in den Häusern gewährleistet werden muss. „Wir durften also weiterarbeiten“, erklärt der Schornsteinfeger, für den mit dieser Bestätigung ein völliges Umdenken in Gang gesetzt wurde.
Einfach die Gebäude unbeschwert betreten, das war nicht mehr möglich. „Wir haben uns Mund-Nase-Masken besorgt, schon bevor diese Pflicht wurden. Und auch Handschuhe haben wir getragen. Zudem war in jedem Dienstfahrzeug Desinfektionsmittel vorhanden, um die Arbeitsmappen und Stifte zu desinfizieren.“ Trotz dieser Vollausrüstung reagierten manche Kunden trotzdem irritiert, teilweise sogar abweisend. „Wir haben von insgesamt 3 400 Kunden, 25 Kunden auf einen späteren Termin verlegen müssen. Diese wollten den Schornsteinfegerdienst nicht in Anspruch nehmen und lieber abwarten“, so Decker, der diesen Rückstand mittlerweile aufgeholt hat. Mittlerweile sind die Kunden sensibilisiert. „Ein Zutrittsverbot bekommen wir nicht mehr ausgesprochen, unsere Hygienemaßnahmen werden angenommen“, freut sich der Bezirksschornsteinfeger.

Doch wie sieht es mit dem Drehen der Knöpfe oder das Küsschen für den Schornsteinfeger aus? Schließlich ist Michael Deckers Beruf ein Symbol für Glück und Zufriedenheit. „Darauf muss im Moment natürlich verzichtet werden. Ich spreche die Glückwünsche mündlich aus, das muss im Moment genügen“, erklärt er.

Decker feiert im nächsten Jahr
sein 25-jähriges Dienstjubiläum

Im nächsten Jahr feiert Michael Decker übrigens sein 25-jähriges Dienstjubiläum in Wülfrath. 1969 begann er seine Ausbildung, sammelte Berufserfahrung in Düsseldorf, Hilden und Velbert. Gemeinsam mit seiner Familie kümmert sich der engagierte Fachmann aber seit einem viertel Jahrhundert um die Schornsteine der Kalkstädter. Unterstützt wird er von zwei Mitarbeitern und einem Auszubildenden. „Und eine Sekretärin, die während der Geschäftszeiten auch die Telefonate entgegen nimmt“, versichert Michael Decker, der viel Wert auf gute Erreichbarkeit legt. Die Dienstleistung von Michael Decker umfasst schließlich nicht nur das Fegen der Schornsteine. Als ausgebildeter Energieberater ist er auch in der Lage, Energieausweise auszustellen und Schimmelpilzberatungen durchzuführen. „Und dieser Service funktioniert auch in der Corona-Zeit“, versichert der Fachmann.

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