Velbert : An den Schulen sind die Tablets knapp
Neviges. Seit einer Woche steht auch in Neviges das Distanzlernen auf dem Stundenplan – doch Server stürzen immer wieder ab.
Seit dem vergangenen Montag sollen Nordrhein-Westfalens Schüler grundsätzlich im Distanzunterricht lernen. Ein weitere Beitrag zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Auch die Gesamtschule Velbert-Neviges hat sich bereits seit längerem intensiv darauf vorbereitet. Doch in der Praxis legt auch diese Schule einen stotternden Restart hin, wie Jens Bullmann, der kommissarische Leiter der im Aufbau befindlichen Bildungsstätte, im Gespräch mit der WZ berichtet.
„Prinzipiell ist es ja gut, jetzt auf Heimunterricht zu setzen. Schade ist nur, dass die Lernplattformen alle nicht ganz stabil sind. Darunter leiden die Schüler, Eltern und mein Kollegium“, sagt Bullmann. Die Server für die bei den Velberter Schulen gängige Plattform iServ waren in dieser Woche angesichts hunderttausender Zugriffe immer wieder überlastet, so dass es zu Abstürzen kam. Auch bei der Lernplattform Moodle hakte es. iServ bat um Geduld und versicherte, dass mit Hochdruck an Problemlösungen gearbeitet werde. „Heute Morgen konnte ich zum Beispiel meine Fünfer problemlos in Naturwissenschaften unterrichten“, freute sich Bullmann am Freitag. Der Gesamtschulleiter hofft stark darauf, dass das Netzwerkproblem möglichst schnell dauerhaft verschwindet. „Die Anbieter hätten mit dem millionenfachen Zugriff rechnen und besser vorbereitet sein müssen“, kritisiert Jens Bullmann. „Die Schüler unserer fünften und sechsten Klassen wissen sich noch nicht zu helfen. Auch ihre Eltern sind überfordert. Leider erreichen wir auch nicht alle Kinder, weil es an den technischen Voraussetzungen fehlt. Wir warten noch auf die von der Stadt Velbert in Aussicht gestellten Tablets. Die wollen gerade alle, so gibt es Lieferschwierigkeiten“, verdeutlicht Jens Bullmann.
Deshalb machten sich einige Nevigeser Gesamtschüler weiter auf den Weg zur Maikammer, um im Sekretariat die Aufgaben abzuholen, die eigentlich digital von zu Hause aus abgearbeitet werden sollen. „Nur 16 unserer 232 Schüler nutzen gerade die Notbetreuung im Computerraum, weil ihre Eltern nicht wollen, dass sie alleine zu Hause sind. Von den Eltern bekommen wir ständig Rückmeldungen zu den Schwierigkeiten, so dass meine Kollegen fast rund um die Uhr mit den Familien telefonieren“, fügt der Schulleiter hinzu.
Was er sich in der Pandemie wünschen würde? „Ich hoffe, dass es bald von der ersten bis zur sechsten Klasse Hybrid-Unterricht geben kann, damit wir die Schüler wenigstens alle zwei Tage in die Schule bekommen. Denn in der Videokonferenz sind die Mädchen und Jungen oft schüchterner als im Präsenzunterricht. Der digitale Unterricht kann soziale Kontakte nicht ersetzen.“
Doch diesbezüglich macht Schulträger Stadt Velbert Bullmann nur begrenzt Hoffnung. „Bis zu einer flächendeckenden W-Lan-Abdeckung in den Schulgebäuden ist ein so genannter Hybrid-Unterricht, bei dem ein Teil der Klasse vor Ort, der andere Teil zuhause unterrichtet wird, nur an einzelnen Standorten möglich“, führt die Verwaltung in ihrem Sachstandsbericht zur Digitalisierung der Velberter Schulen aus, mit dem sich der neue Ausschuss für Digitalisierung eigentlich am 20. Januar befassen sollte. Doch die Sitzung wurde jetzt mit Blick auf die Corona-Lage abgesagt.