Als Missionarin in Japan - Christliche Gemeinde auf japanischer Insel

Die Velberterin Beatrix Neblung baut auf der Insel Hokkaido eine christliche Gemeinde auf. Tsunami und Atomkatastrophe hätten die Menschen verändert, sagt sie.

Velbert. Vor wenigen Tagen ist Beatrix Neblung für weitere drei Jahre nach Japan aufgebrochen. Seit 1998 ist sie dort mit kurzen Unterbrechungen als Missionarin tätig. Das schwere Erdbeben mit Tsunami und Atomkatastrophe, das die zweitgrößte Industrienation der Welt im März vor einem Jahr erschütterte, erlebte die Velberterin in sicherer Entfernung auf der Insel Hokkaido. Doch die Veränderungen, die das Unglück bei den Menschen hinterließ, hat sie auch in ihrer Wahlheimat Otofuke wahrgenommen.

Nach dem Abitur und einer Ausbildung zur Krankenschwester im Wuppertaler Bethesda-Krankenhaus hatte Beatrix Neblung ein dreijähriges Theologiestudium in der Bibelschule Wiedenest angeschlossen, um missionarisch zu arbeiten. Nach reiflicher Überlegung fiel ihre Wahl auf Japan: „Wenn schon Mission, dann dort, wo es nur sehr wenige Christen gibt“, beschreibt die 47-Jährige ihren vor 14 Jahren gefassten Beschluss.

Außerdem konnte sie sich vorstellen, gut in den japanischen Kultur- und Lebenskreis zu passen. Doch zunächst galt es, die Sprache zu lernen — „in jeder Hinsicht eine völlig neue Erfahrung“, sagt die Velberterin, die daher 1998 ihr Engagement in Japan mit einem zweijährigen Sprachstudium in der Olympiastadt Sapporo startete. Eine Unterhaltung ist für sie heute kein Problem, Lesen klappt ganz leidlich, auch das Schreiben mit dem Computer: „Aber für das Handschriftliche bin ich künstlerisch nicht begabt genug“, bekennt sie schmunzelnd.

Nach Stationen an Ost- und Westküste von Hokkaido begann Neblung 2008 mit dem Aufbau einer Gemeinde in Otofuke. Über Englisch- und Kochkurse knüpft sie schnell Kontakt zu den Frauen im Ort: „Ausländer, aber auch das Christentum, stoßen auf großes Interesse“, sagt die Velberterin, die inzwischen auch die japanische Gebärdensprache erlernt hat.

Erdbeben gehörten für die Europäerin zum Alltag, bis am 11. März die Erde so heftig wie nie zuvor wackelte. 600 Kilometer vom Epizentrum entfernt, überstand der Ort die Erschütterungen unbeschadet, und abgesehen von Batterien, Campingkochern und anderen Ausrüstungsgegenständen für den Notfall, die zeitweilig ausverkauft waren, verlief das Leben auf der nördlichen Insel nach einem Monat wieder im gewohnten Gang.

Dass sich während ihrer mehrmonatigen Pause in Deutschland viel in Japan verändert hat, glaubt Neblung nicht, wohl aber, dass sich in den Köpfen der Menschen einiges getan hat. Das Misstrauen gegenüber der Regierung und dem Energieversorger Tepco, der das Atomkraftwerk in Fukushima betreibt, sei gewachsen: „Die Japaner sind nicht mehr bereit, alles kritiklos hinzunehmen.“ Auch gebe es in der Krisenregion ein großes Bedürfnis, über den erlittenen Schmerz zu reden. Dies entspreche eigentlich gar nicht der Mentalität der Japaner.

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