2. Februar wird Schicksalstag fürs Klinikum

Die Räte der Städte Velbert und Heiligenhaus entscheiden zeitgleich in einer Sondersitzung, ob das Velberter Krankenhaus an einen privaten Träger veräußert werden soll.

2. Februar wird Schicksalstag fürs Klinikum
Foto: Simone Bahrmann

Velbert. Bürgermeister Dirk Lukrafka nennt es „eine der wichtigsten Entscheidungen der letzten Jahre.“ Die Zukunft des Klinikums Niederberg liegt jetzt in den Händen der Ratsmitglieder in Velbert und Heiligenhaus. Drei Varianten stehen den Fraktionen bereits am 2. Februar zur Auswahl, wenn die Räte in Velbert und Heiligenhaus zeitgleich in getrennten Sondersitzungen über ihr Vorgehen abstimmen: 1. Das Klinikum bleibt in kommunaler Trägerschaft und die Städte stemmen gemeinsam einen Neubau. 2. Das Haus wird an einen privaten Betreiber veräußert, der das neue Haus finanziert. Oder: 3. Der Zweckverband Velbert/Heiligenhaus wird Minderheitseigentümer.

Absichtlich hielten sich die Stadtoberhäupter gestern bei einer gemeinsamen Präsentation der Beschluss-Vorlage mit einer Handlungsempfehlung zurück. Lukrafka: „Wir wollen keine Beeinflussung.“ Ein Statement des Bürgermeisters sei erst in der Ratssitzung selbst zu erwarten. Heiligenhaus’ Bürgermeister Jan Heinisch ließ jedoch durchblicken, dass er eine Privatisierung für eine vernünftige Lösung hält.

Um das mit Asbest belastete Klinikum Niederberg aus eigener Kraft neu zu bauen, müssten die beiden Städte eine Summe von 120 Millionen Euro stemmen, plus zehn Millionen Euro Abrisskosten, plus weitere Millionen für eine neue Ausstattung. Die Prüfung der Städte brachte ans Licht, dass sich mögliche Kreditgeber für das Vorhaben finden lassen. Lukrafka: „Das würde funktionieren — aber nicht umsonst.“ Über Jahrzehnte würde sich eine Zinslast von 67 Millionen Euro summieren. Scheitert das Klinikum an der Erwirtschaftung, könne sich ein Zuschussbedarf ergeben, den am Ende die Städte schultern müssten.

Auch die Zukunft in kommunaler Trägerschaft sei mit Einschnitten verbunden. So kündigte Heinisch das an, was viele Mitarbeiter am Klinikum bis jetzt nur bei einer privaten Übernahme fürchteten: Personalabbau. Bei einem Umzug in ein neues Haus — was in rund fünf Jahren geplant ist — müssten mindestens 64 der 1060 Vollzeitstellen abgebaut werden, so Heinisch.

Egal wer ihn am Ende zahlt: Fest steht auch, dass sich das Klinikum Niederberg mit dem Neubau verkleinern soll. Gibt es jetzt noch mehr als 500 Betten an der Robert-Koch-Straße, soll das neue Haus mit 430 bis 450 Betten auskommen. Wirtschaftlich nicht ganz so lukrative Abteilungen wie etwa die Geburtshilfe sollen aber auch mit einem „strategischen Partner“ nicht abgeschafft werden. Im Gegenteil, die Spezialisierung in den medizinischen Bereichen könne mit einem privaten Träger vertieft werden, erklärte Heinisch.

Zwei Bieter mit konkreten Angeboten sind beim europaweiten strukturierten Bieterverfahren in die engere Auswahl gekommen. Namen, Einzelheiten, Konditionen? Nichtöffentlich. Weitere Einzelheiten erfahren die Ratsmitglieder in der kommenden Woche in einer Informationsveranstaltung. „Es gibt unterschiedliche Varianten. Wir können 100 Prozent abgeben oder noch einen Fuß in der Tür behalten, dann aber auch weiter das Risiko mittragen“, so Heinisch. Wichtig sei dem Bürgermeister, dass eines bei den Menschen ankomme: „Egal wer’s wird, es wird gut mit dem Klinikum weitergehen.“ Skeptisch ist da die Initiative „Unser Klinikum“, die sich für den Fortbestand der Einrichtung in kommunaler Trägerschaft einsetzt. Mehr als 2000 Unterschriften hat sie bereits nach eigenen Angaben für einen Bürgerentscheid gesammelt.

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