100 Bürger setzen sich aktiv für Breitscheid ein

Seit mehr als 30 Jahren kümmert sich ein Verein um die Belange des großen kleinen Stadtteils.

Breitscheid. Sie eint die Liebe zu ihrem Stadtteil und das Bedürfnis, sich für ihn und seine Menschen einzusetzen: die Bürgerschaft Breitscheid. Seit über 30 Jahren schauen die etwa 100 Frauen und Männer in dem Verein, wo es im Ortsteil nicht rund läuft, wo es Probleme oder Ärger gibt, wo man sich von der Stadt vernachlässigt oder gar im Stich gelassen fühlt. "Bei Ärgernissen schalten wir uns ein. Wir wissen, wo die Leute der Schuh drückt", sagt Reinhard Krekler, Vorsitzender der "Bürgerschaft".

Früher, vor der kommunalen Neugliederung, gehörte Breitscheid noch zum Amt Angerland. Da sei man mehr auf Lintorf fixiert gewesen. Seitdem man zu Ratingen gehöre, sei es noch wichtiger, sich entsprechend Gehör und Aufmerksamkeit zu verschaffen.

"Breitscheid ist so weit weg von der Stadt", sagt Krekler und bringt es mit dieser Formulierung auf den Punkt. Breitscheid ist zwar nach Lintorf und Homberg flächenmäßig der drittgrößte Stadtteil, zählt von der Einwohnerzahl mit 5350 aber zu den Schlusslichtern.

Und gerade weil "die Stadt" so weit weg ist, nimmt man in Breitscheid die Dinge gerne selbst in die Hand. Ob Verkehrsprobleme im Neubaugebiet oder der Lärmschutz im von Autobahnen umgebenen Ort. Auch der Fluglärm macht den Breitscheidern zu schaffen.

"Wir fordern, dass das Nachtflugverbot konsequent eingehalten wird und sind deshalb auch im Gespräch mit dem Flughafen", sagt Krekler. Man zähle sich nicht zu den "Stänkerern", die generell gegen den Flughafen wettern. Er sei eine "absolute Notwendigkeit", doch die Auswüchse müsse man bekämpfen.

Dabei soll auch die Lärmmessstelle helfen, die in Breitscheid aufgestellt wurde - allerdings am falschen Ort: Durch den Verkehrslärm in der Umgebung war eine genaue Erfassung des Fluglärms nicht möglich.

Die Bürgerschaft Breitscheid schaltete sich ein, fand schnell einen geeigneten Standort direkt in der Einflugschneise und regelte auch unkompliziert auch die Aufstellungsfrage. "In diesem Monat soll die Anlage noch zum Mintarder Weg umgesetzt werden." Man kennt sich, man hilft sich - nach dieser Devise geht eben vieles leichter in Breitscheid.

Das galt auch für den ersten Dreck-weg-Tag, den man im vergangenen Jahr mit der Grundschule auf die Beine gestellt hat. 70 Kinder waren mit Feuereifer dabei und hatten mehr als 40 Säcke Müll gesammelt. Die Aktion wird bestimmt wiederholt.

Noch nicht von Erfolg gekrönt ist das Bemühen des Vereins um bessere Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche in Breitscheid. Aber Krekler und seine Mitstreiter werden in dieser Frage nicht locker lassen.

Das gilt auch für die Forderungen nach einem eigenen Bezirksausschuss für den Stadtteil, die Verbesserung der Infrastruktur und frühzeitige Informationen für die Bürgerschaft über wichtige, den Stadtteil betreffende Entwicklungen.

Die Bürgerschaft hat einen langen Atem. Der ist aber auch notwendig. Zwei Jahre kämpfte der Verein um ein Stoppschild an der Einmündung von der B 1 auf den Lintorfer Weg. Die Stadt machte nichts, weil sie für Kreisstraßen nicht zuständig ist. Der Kreis machte nichts, weil er die Stelle nicht für einen Unfallschwerpunkt hielt. Aber die Bürgerschaft schwieg nicht. Seit Freitag ist das Schild da. Es geht voran.

Nach vorne gehen soll es auch bei der Mitgliederzahl. Krekler: "Jedes Mitglied soll in einem Jahr ein neues Mitglied werben." Sein Traumziel wäre die Verdoppelung der Mitgliederzahl, mit 50 neuen wäre er aber auch sehr zufrieden.

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