Velbert: Abenteuer im Wald: Einmal wie Tarzan durch die Wipfel hangel

Im Kletterpark ist die Saison eröffnet: WZ-Redakteur Andreas Keil hat sich in die schwindelnden Höhen gewagt.

Velbert. Dany Frenzel tritt locker an den Rand der hölzernen Plattform, die rund um den Baumstamm gebaut ist, hält sich an dem Sicherungsseil mit dem roten Karabinerhaken zwischen Klettergeschirr und dem Drahtseil am Baumstamm fest - und lehnt sich lässig nach außen.

"Und, wie ist das Gefühl?" Mein Gefühl ist gut, trotz des Blicks aus mehr als zehn Metern Höhe in die noch kahlen Baumwipfel des Waldes rund um den Langenberger Sender. Ab dem kommenden Samstag kann jeder wieder in den Genuss des Nervenkitzels im Waldkletterpark in Velbert kommen.

Dany hat sich schon in das nächste Sicherungsseil über seinem Kopf eingeklinkt und geht mit wippenden Schritten über Holzbohlen, die auf zwei Drahtseilen angebracht sind. Als er die nächste Plattform erreicht hat, mache ich mich auf den Weg. Erst vorsichtig, dann immer mutiger. "Das Klettergeschirr ist der schwächste Punkt in der Sicherung", hat mir mein Führer durch den Waldkletterpfad bei der Einweisung gesagt.

"Und der hält mehr als eine Tonne." So lasse ich mich zwischen zwei Holzbohlen sinken und hänge im Wahrsten Sinne des Wortes in den Seilen, einige Meter über dem Waldboden. Bis zu 15 Meter hoch führen die unterschiedlichen, wackeligen Parcours durch den Wald.

Beim nächsten Baum zeigt mir Dany anschaulich, was die Drahtseile aushalten: Auf dem Boden, schräg unter uns, liegt eine mächtige Buche, die der Sturm Xynthia mitsamt Wurzelteller und Kletteranlage aus dem Boden gerissen hat. "Die war da drüben auf das Kletternetz gestürzt", berichtet der Kletterführer. "Und das Netz hat sie tatsächlich ausgehalten und ist nicht gerissen."

Zwei Bäume im Klettergarten hat der Sturm in diesem Winter umgeworfen. So mussten die Inhaber der Anlage, die Firma Waldabenteuer, ihren Anlagenbauer aus Frankreich kommen lassen. Der tauschte einige Teile aus, die besonders belastet worden waren, und baute einen neuen Weg, auf dem nun ein Baum weniger steht.

"Es war gar nicht so leicht, den Fachmann aus Frankreich rechtzeitig zu bekommen", stellt Jérôme Lavrut, einer der Geschäftsführer, mit einem breiten Grinsen fest. "In Frankreich hat der Sturm ja noch viel schlimmer gewütet, und dort gibt es mehr als 600 solche Anlagen."

Der Kletterpark in Velbert hat in seiner ersten sehr kurzen Saison 2009 immerhin schon 12.000 Menschen angelockt. "Dieses Jahr werden wir sicher auf 25- bis 30.000 kommen", sagt Lavrut, der auf festem Boden steht - er bekennt sich zu seiner Höhenangst. "Ich schaffe es aber immer besser, auch da oben zu klettern."

Ich selbst mache mich für einen ersten Höhepunkt fertig, den großen Tarzansprung. Von der zehn Meter hohen Plattform geht es an einer Liane aus Stahlfasern 15 Meter hinüber in ein Kletternetz. Einmal durchatmen, etwas in die Knie, und ab geht es. Ein kurzer, freier Fall, dann hänge ich an der Liane.

"Schrei das Adrenalin ruhig raus", hat mir Dany geraten. Bei mir wird es ein Juchzer, dann schmettere ich in das Kletternetz und hänge da wie eine ziemlich ungeschickte Version von Spiderman. Aber Spaß hat es gemacht. Und Spaß machen auch die bis zu 155 Meter langen Seilrutschen, an denen es surrend in mit Holzschnitzeln gepolsterte Auslaufbereiche hinuntergeht.

Einmalig in NRW sei, so versichert Lavrut der Kletterparcour für Kinder ab vier Jahren. Der geht nämlich, ohne jemals die Sicherung zu lösen, auch bis auf zwölf Meter hinauf "Die fühlen sich wie die Großen und haben wirklich richtig Freude", erzählt Lavrut. Und wenn es mal jemandem zu viel des Nervenkitzels ist? Lavrut winkt ab: "Wenn jemand merkt, dass das alles nichts für ihn ist, der kommt einfach wieder runter und bekommt sein Geld zurück."

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