Zu viele Kerne können ungesund sein

Die Verbraucherzentrale rät zur Vorsicht beim Verzehr von Kernen, Stielen und Stümpfen.

Zu viele Kerne können ungesund sein
Foto: Archiv/dpa/Schierenbeck

Velbert. Gel aus Aloe-Vera-Pflanzen, Pulver aus Avocado- oder Aprikosenkernen werden schon lange im Handel und im Internet als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Mit Hilfe von Blogs und Foren verbreitet sich das Selbstverwerten von angeblich gesundheitsförderndem Kern, Stumpf und Stiel im weltweiten Netz. Unzählige Rezepte zum Verzehr mit gemahlenen Obstkernen, geschnittenen Kirschstielen oder Fruchtfleisch aus Blättern der Aloe Vera kursieren zum Nachahmen im Internet.

Verbrauchertipp

„Doch nicht jeder Kern und jeder letzte Pflanzenrest, der mit einer Küchenmaschine zu Pulver oder Brei verarbeitet und pur oder als hippe Zutat für Müsli oder Smoothie gegessen wird, sind dafür geeignet und gesund“, warnt Andreas W. Adelberger von der Verbraucherzentrale NRW vor dem riskanten Trend zum Selbermachen. „Einige Pflanzenbestandteile enthalten gefährliche Stoffe, sie gehören daher in die Tonne und haben mit gesunder Nahrungsergänzung nichts zu tun“, so der Leiter der Velberter Beratungsstelle.

Wer ein paar Apfelkerne oder Kirschkerne verschluckt, muss bei der Aufnahme von solch kleinen Mengen nichts befürchten. Doch zermahlen oder gekaut drohen ab einem bestimmten Punkt bei solch selbstgemachter Nahrungsergänzung Gefahren.

Sie sollen gegen Krebserkrankungen schützen und reich an Vitaminen sein. Stattdessen enthalten Aprikosenkerne, Bittermandeln oder auch Kirschkerne Substanzen, die bei der Verdauung Blausäure bilden. In hohen Dosen kann diese zu schweren akuten Vergiftungen mit Krämpfen, Erbrechen und Atemnot führen. Erwachsene sollten daher nicht mehr als ein bis zwei bittere Aprikosenkerne pro Tag verzehren oder besser darauf verzichten.

Die tropische Aloe Vera ist für die äußerliche Anwendung als Heilpflanze anerkannt. Beim Verzehr aus selbst gezogenen Pflanzen muss darauf geachtet werden, dass nur das Innere des Blattes — also das Pflanzen-Gel — verwendet wird. Die Blattrinde muss großzügig entfernt werden. Denn sie enthält stark abführende Anthrachinone. Krebserregende und Erbgut schädigende Wirkungen dieser Stoffe können nicht ausgeschlossen werden. Sicherer ist ein Aloe-Vera-Gel aus Drogerie- oder Supermarkt.

Bislang unbewiesen ist, ob das Innere von Advocados das Immunsystem stärken, Entzündungen vorbeugen, den Stoffwechsel und den Cholesterinwert ins rechte Lot bringen. bewiesen. Ob die in den Kernen enthaltene Menge an toxischem Persin und anderen Stoffen ungefährlich sind, kann aus Sicht des Bundesinstituts für Risikobewertung noch nicht ausreichend bewertet werden. Von einem Verzehr wird daher abgeraten.

Die Gerbstoffe in Kirschstielen wirken angeblich schleimlösend bei hartnäckigem Husten und sollen beim Abnehmen helfen. Tatsächlich wirken sie vor allem entwässernd. Wer selbst gesammelte Kirschstiele als Tee aufbrüht, sollte beachten, dass die Stiele gut getrocknet sind. Sonst besteht die Gefahr von Schimmel und krebserregenden Schimmelpilzgiften. Sicherer ist es, fachkundig verarbeitete Kirschstiele in der Apotheke zu kaufen.

Wissenswertes rund um Werbung und Wirkungsweise von Nahrungsergänzungsmittel gibt es Bei der Verbraucherzentrale in Velbert, Friedrichstraße 107, oder online. Red

klartext-nahrungsergänzung.de

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