Zirkus Casselly: Manege frei für den Nachwuchs

Eine Woche lang haben 260 Kinder der Lindenschule mit dem Zirkus Casselly geprobt.

Wülfrath. Am Zelteingang herrscht dichtes Gedränge. Es sind nur noch wenige Minuten bis zum Auftritt der Clowns, und langsam steigt bei den Kindern die Anspannung.

Wenige Meter weiter laufen die Vorbereitungen noch immer auf Hochtouren. Einer kleinen Katze wird noch einmal das Gesicht nachgeschminkt, und im Zirkuszelt prüfen Eltern die Akkus ihrer Kameras — und schon geht es los: „Manege frei für die Schüler der Lindenschule!“

Durch den roten Vorhang ziehen die kleinen Artisten, Clowns und Zauberer in das Zelt ein. Die große Vorstellung nach dem einwöchigen Zirkusprojekt mit dem Zirkus Casselly kann beginnen.

Schon vollführen die Ninjas die ersten Salti auf dem Trampolin, Cowboys präsentieren ihre dressierten Mini-Ponys, und die Zauberlehrlinge von Meister Bobori lassen weiße Kaninchen verschwinden.

„Wie geht das?“, raunt ein kleiner Junge seiner Mutter zu, doch bevor sie eine Antwort geben kann, geht es schon weiter. Mit wummernden Bässen aus der Musikanlage machen die Clowns aus dem Zelt eine Disko. Sehr zum Leidwesen von Zirkusdirektor Antonio Casselly, der mit allen Mitteln versucht, die Bande davon abzuhalten. Vergeblich! Immer wieder fällt den Spaßmachern ein neuer Trick ein, um den Direktor zu überlisten.

Dann wird das Licht gedimmt, und dichte Nebelschwaden wabern über den Boden. Zwischen gespannten Drahtseilen und Nebelschwaden erwachen die Katzen aus ihrem Schlaf. Sie räkeln sich und fauchen mit ihren Pfoten immer wieder in die Menge.

Dann setzen sie vorsichtig den ersten Fuß auf das Drahtseil. Lisa ist jetzt hochkonzentriert. Fehlerfrei meistern sie und die anderen Katzen-Darsteller ihre artistischen Kunststücke auf dem dünnen Drahtseil. „Am Anfang war es komisch, auf das Seil zu treten. Aber dann hat sich das gelegt“, sagt die Zehnjährige: „Auch bei den Proben bin ich nur ein- oder zweimal runtergefallen.“

Mutter Barbara Jankowski ist begeistert vom Projekt, das die Lindenschule alle vier Jahre mit dem Zirkus Casselly durchführt. „Es ist toll, wie liebevoll sie das Programm gestaltet haben“, sagt sie. Das merkt man auch den Kindern an, die den Zirkusleuten blind vertrauen.

Obwohl sie nur drei Tage proben konnten, machen sie mit Alfons Casselly spektakuläre Schwünge am Trapez und berühren dabei fast das Zeltdach. Den Zuschauern stockt der Atem, als die Kinder meterhoch über dem Boden ohne Netz ihre Kunststücke vorführen.

Stolz beobachtet Schuldirektorin Marlies Leuth ihre mutigen Schüler. „Es ist toll, zu sehen, wie zurückhaltende Kinder hier aus sich herauskommen“, sagt auch Antonio Casselly. Kein Wunder, dass die Schulleiterin die nächste Zirkusvorstellung schon fest im Blick hat, schließlich soll „jedes Lindenschulkind einmal in seinem Leben Artist sein“.

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